Marcus Kowalczyk Mehr Schlagkraft bei Jobs für Jugendliche

Mettmann · Die Agentur kümmert sich vor allem um junge Arbeitslose. Er plädiert für Hilfen, damit sich Arbeitsbiographien entwickeln.

 Im Herbst 2014 warb Marcus Kowalczyk, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Mettmann, in Monheim mit jungen Erwachsenen für eine bessere Ausbildung und gegen Schulabbruch.

Im Herbst 2014 warb Marcus Kowalczyk, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Mettmann, in Monheim mit jungen Erwachsenen für eine bessere Ausbildung und gegen Schulabbruch.

Foto: Ralph Matzerath

Wie haben sich die Arbeitslosenzahlen im Bezirk Mettmann entwickelt?

Kowalczyk Im Januar lag die Zahl der Arbeitslosen bei 17675. In der Summe sind es viel zu viel. Die Zahl zeigt allerdings eine erfreuliche Entwicklung, sie ist um 3,4 Prozent zurückgegangen. Da weichen wir deutlich von anderen Bezirken ab.

Was für eine Tendenz sehen Sie?

Kowalczyk Bezieht man Wirtschaftsprognosen ein und wertet Daten aus, rechnen wir mit einer stabilen Entwicklung. In diesem Jahr gab es einen Winter, das heißt, wetterbedingte Wiedereinstellungen in Gärtnereien oder Baumärkten kommen noch. Vor allem freut uns, dass die Anzahl junger Leute ohne Arbeit zurückgegangen ist.

Warum brennt das Thema Jugendarbeitslosigkeit so unter den Nägeln?

Kowalczyk Wir reden hier von den 18- bis 25-Jährigen. Sie in Arbeit zu bringen, ist eine Herzensangelegenheit für mich. Wenn es gelingt, sie ins Regelsystem zu integrieren, kann das eine positive Erwerbsbiographie bis zur Verrentung bedeuten. Wenn sie erstmal finanzielle Leistungen nach dem SGB beziehen, sind die Aufwändungen wesentlich größer. Deshalb gibt es gezielte Maßnahmen, sie an der Schwelle und dem Übergang von Schule zu Ausbildung nicht zu verlieren und ihren Übergang von Ausbildung in Arbeit zu unterstützen.

Wie soll das gelingen?

Kowalczyk Bei der Betreuung haben wir uns ganz neu aufgestellt, sind jetzt sehr dicht an den Jugendlichen. Sie werden bei der Bewerbung betreut, bekommen sie eine Absage, treten wir in Kontakt mit dem potenziellen Ausbilder oder Arbeitgeber. Dann haken wir nach, was die Gründe für die Absage sind. Oder Schulabbrecher, sie wollen wir zurück ins Boot holen. Das ist eine Herausforderung, personal- und zeitintensiv, aber wichtig. Es lohnt sich unbedingt, etwas zu tun. Auch wenn die Kosten hoch sind, rechnet sich jeder investierte Euro. Denn wir gewinnen zukünftige Fachkräfte.

Wurden neue Mitarbeiter eingestellt?

Kowalczyk Seit Februar haben wir drei zusätzliche Ausbildungsakquisiteure. Ein Akquisiteur kümmert sich um zehn junge Leute. Aufgaben sind, Knicke in der bisherigen Erwerbsbiographie zu analysieren Hier werden Stärken analysiert, passende Berufe erarbeitet und der passende Arbeitgeber gesucht.

Unterstützen Sie schwächere Azubis während der Ausbildung?

Kowalczyk Wir haben bei verschiedenen Bildungsträgern Unterricht eingekauft. An Berufsschultagen können drei bis acht Stunden wöchentlich in verschiedenen Fächern genommen werden. Das ist wichtig für die, die in der Schule Wackelkandidaten sind. Wir bedauern, dass manche das Angebot erst kurz vor der anstehenden Prüfung nutzen.

Was fällt bei den Jugendlichen auf, die im vergangenen Jahr keinen Ausbildungsplatz gefunden haben?

Kowalczyk Im vergangenen Jahr haben 3411 Jugendliche unser Beratungsangebot angenommen. Davon blieben am Ende des Ausbildungsjahres 153 unversorgte Bewerber, sind also ohne Ausbildungsplatz geblieben. Interessant ist, sich diese 153 jungen Leute genau anzusehen: Ohne Schulabschluss war keiner von ihnen. 17 hatten den Hauptschulabschluss, den man übrigens auch auf dem Gymnasium machen kann, 74 Realschulabschluss, 53 Fachabitur und neun Abitur. Das verdeutlicht einen wichtigen Faktor: Nämlich dass es oft keine formalen Gründe gibt, dass die Jugendlichen nicht zu vermitteln sind, sondern etwas ganz anderes dahinter steckt: gravierende Veränderungen oder schlimme Erlebnisse, ein biographischer Bruch. Wenn nötig, hilft da das Gespräch mit dem Fachmann beim psychologischen Dienst.

Gibt es weitere Neuerungen?

Kowalcyk Seit Januar haben wir "Make or buy" im Programm. Hier kümmern sich insgesamt fünf Vermittler, davon zwei speziell für Jugendliche, drei für die über 50-Jährigen. Noch in diesem Jahr eingeführt werden soll außerdem die "assistierte Ausbildung", ein Modell, bei dem Lehrlinge während ihrer kompletten Ausbildungszeit begleitet und unterstützt werden. Hintergrund ist, Ausbildungsabbrüchen vorzubeugen. Wir müssen Risiken minimieren, dass Jugendliche in der Ausbildungszeit das Handtuch werfen. Die wichtigste Voraussetzung für eine gesicherte Zukunft ist der erfolgreiche Abschluss einer Ausbildung.

VALESKA VON DOLEGA FÜHRTE DAS INTERVIEW.

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