Kreis Mettmann Mehr Einbrüche: Polizei hilft den Opfern

Kreis Mettmann · Diebe haben jetzt wieder Hochsaison – und die Mitarbeiter der Opferschutz-Organisation "Weißer Ring" viel zu tun.

Die Polizei sucht bei einer Verkehrskontrolle nach Diebesgut. Bei einer landesweiten Razzia wurden unlängst zahlreiche Täter aufgespürt.

Die Polizei sucht bei einer Verkehrskontrolle nach Diebesgut. Bei einer landesweiten Razzia wurden unlängst zahlreiche Täter aufgespürt.

Foto: end

Diebe haben jetzt wieder Hochsaison — und die Mitarbeiter der Opferschutz-Organisation "Weißer Ring" viel zu tun.

Unbekannte Täter sind in ein Einfamilienhaus an Mettmann eingebrochen. Am selben Tag meldet die Polizei einen Einbruch in eine Erdgeschosswohnung in Wülfrath: Solche Nachrichten kommen täglich. Die Opfer stehen meist vor verwüsteten Räumen. Frank Bons weiß, wie sich die Opfer fühlen: "Die meisten sind schockiert." Der Polizeibeamte leitet den "Weißen Ring" im Kreis Mettmann. Im Herbst ist die Hilfe des Opferschutzvereins wieder besonders gefragt: Allein seit Anfang November meldete die Polizei aus beiden Städten über 15 Einbrüche in Wohnungen und Ladenlokale.

Bons hat schon unzählige Menschen nach Einbrüchen beraten. Denn häufig hält das gewaltsame Eindringen eines Unbekannten in ihre Privatsphäre die Opfer über Wochen, wenn nicht gar länger, gedanklich gefangen. Wie die Frau, die ihr Schlafzimmer verwüstet vorfand. Mehr als unter dem Verlust von Schmuck litt die Alleinstehende unter den anschließenden Schlafstörungen: "Ich bin da noch nicht durch", sagte sie auch Wochen nach dem Einbruch.

Einbrüche in die eigenen vier Wände, so hat es Bons immer wieder erlebt, hinterlassen Wunden in der Seele der Opfer. Häufig sind es organisierte Banden, die Städte mit guter Autobahnanbindung wie Mettmann ansteuern, um dort Beute zu machen und schnell wieder zu verschwinden. Erst kürzlich konnte die Polizei bei einer landesweiten Razzia zahlreiche Täter aufspüren.

Die 15 Ehrenamtler des "Weißen Rings" betreuen 200 bis 250 Opfer, kreisweit und jährlich. "Die Zahlen steigen", sagt Bons. Der Kontakt wird zumeist von den ermittelnden Beamten hergestellt. "Wenn sie feststellen, dass die Einbruchsopfer sehr verängstigt oder traumatisiert sind, melden sie sich bei der Organisation. Wir nehmen dann den Kontakt auf."

Zu den Aufgaben des Vereins gehört es, die Geschädigten über ihre Rechte zu informieren, Anwälte und Psychologen zu vermitteln oder mit Geld zu unterstützen. In sehr vielen Fällen kann den Opfern in Gesprächen geholfen werden. Häufig sind sie selber erschrocken über ihre körperlichen und psychischen Reaktionen. Die Schockphase, so Bons, dauert je nach Schwere der Tat meistens ein bis zwei Tage. Holt man sich keine Hilfe, könnten die Ängste chronisch werden. Schweißausbrüche, Schlafstörungen und innere Unruhe seien die häufigsten Leiden nach einem Einbruch. Einige ziehen nach einem Einbruch aus der Wohnung aus. "Wir raten davon ab", sagt Bons. Statt sich seiner Angst zu stellen, laufe man ihr so davon. "Das bietet keinen Schutz vor weiteren Übergriffen." Selten werden die Täter auf frischer Tat gefasst. Trifft man zufällig auf einen Einbrecher, könne man heimlich die Polizei rufen, rät Bons. Keinesfalls solle man versuchen, ihn zu stellen. "Das kann gefährlich werden". Einen hohen Stellenwert hat für Bons die Vorbeugung. Laut Statistik scheitert jeder zweite Einbruch. Ein Zeichen dafür, dass Fenster und Türen gut genug gesichert seien. Im Durchschnitt liegt die Aufklärungsquote nach Angaben von Susanne Wiescher, Leiterin des Kommissariats Kriminalprävention und Opferschutz, bei 10 Prozent. Kreisweit werden rund zwölf Prozent aller Einbrüche (von kreisweit 1650 (2011)) aufgeklärt.

Hilfe für Opfer gibt es beim "Weißen Ring" für den Kreis Mettmann, Sedentaler Straße 110 in Erkrath, Telefon 02104 982 1066 (Frank Bons).

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort