Wülfrath Mechanische Vögel zwitschern

Wülfrath · Auf einem Pariser Flohmarkt entdeckte Horst Szigat vor fast 30 Jahren, 1983, ein altes Koffergrammophon und zwei Schellackplatten mit französischen Chansons. Kurzerhand kaufte er das gute Stück. Die Platten hat er damals noch in derselben Nacht im Hotel gehört.

 Horst Szigat findet seine Stücke bei Internetauktionen und auf Flohmärkten.

Horst Szigat findet seine Stücke bei Internetauktionen und auf Flohmärkten.

Schöner kann eine Sammlergeschichte gar nicht beginnen. Denn das Koffergrammophon war nur der Anfang einer bis heute andauernden Sammelleidenschaft für selbstspielende Musikinstrumente, Plattenspielernadeln und -dosen. "Neben dem ungewöhnlichen Klang der unterschiedlichen Instrumente, der ohne Elektronik teilweise einen ganzen Raum erfüllt, fasziniert mich vor allem die reine Mechanik der Geräte", sagte Horst Szigat.

Geräte im ganzen Haus verteilt

Leicht defekte Spieler repariert der Wülfrather meist selber. Wie viele Stücke seine Sammlung mittlerweile umfasst, kann er aus dem Stehgreif gar nicht sagen. Alles steht unübersichtlich in einem 16 Quadratmeter großen Raum und verteilt sich im Haus. Die meisten Schellackplatten bewahrt er im Keller auf. "Aber es sind mit Sicherheit gut 50 Geräte und so 2000 Platten, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben", schätzt er.

Sein neustes Stück hat er kürzlich bei einer Internetauktion auf ebay ersteigert: Ein kleiner Vogelkäfig aus den 1950er Jahren mit zwei bunten, mechanischen Singvögeln, die stilecht trällern, sobald sie aufgezogen werden. "Normalerweise bezahlt man für solch ein Stück gut 700 Euro. Ich habe es für knapp 180 Euro erstanden", sagt Szigat, der neben dem Internet vor allem Antik- und Flohmärkte durchstöbert.

Das aber wohl kurioseste Exemplar in der Sammlung verbindet Klang mit Funktion: Links neben dem Plattenteller ist ein weiterer messingfarbener Teller für das Abstellen von Blumentöpfen angebracht, der sich beim Abspielen der Platte mit dreht.

Der wirkliche Clou des Geräts entpuppt sich jedoch erst, als Szigat den Blumenteller abschraubt und ein kleines vasenähnliches Gefäß mit drei seitlichen Schrauben sichtbar wird: "Man muss schon zwei Mal hingucken, aber es ist wirklich ein Christbaumständer", lacht Horst Szigat. "Zu einem Weihnachtsfest haben wir das Gerät mit einem anderthalb Meter hohen voll geschmückten Christbaum ausstaffiert und Weihnachtsplatten abgespielt. Das war herrlich!"

Vor einigen Jahren schwappte Szigats Begeisterung für die Welt der selbstspielenden Musikinstrumente auch auf sein Berufsleben über. 2003 zunächst nebenberuflich löste der selbstständige Handel mit Grammophonnadeln und Plattenspielern 2005 seinen eigentlichen Beruf als Chemielaborant ab. Kürzlich war ein kleiner Teil seiner Sammlung als Sonderausstellung im Niederbergischen Museum zu sehen. Eine größere Ausstellung mit Geräten und Nadeldosen, die eventuell in einem Jahr zu sehen sein soll, ist derzeit im Gespräch.

(RP)
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