Mettmann Massaker vor 7000 Jahren

Düsseldorf · Das Neanderthal Museum erinnert in einer Ausstellung an ein Verbrechen, bei dem 34 Leichen verscharrt wurden. Der ermordete Familienklan aus der Steinzeit hat ein Gesicht bekommen. Ein Selbstläufer in Hochdahl: Über 200 Teilnehmer besuchen eine oder mehrere der 25 Gruppen. Die Kulturgruppe möchte enger mit dem Internationalen Müttercafé zusammenarbeiten.

Ausstellung: Massaker vor 7000 Jahren
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KREIS METTMANN Wer die Sonderausstellung "Steinzeit-Massaker — Tatort Talheim"Ausstellung betritt, erhält zunächst nicht den Eindruck, dass es sich hier um ein Verbrechen handelt, das bereits 7100 Jahre zurückliegt: Gleich am Eingang ist der "Tatort" mit Absperrungsband der Polizei gesichert, die Erkenntnisse aus Archäologie und moderner Gerichtsmedizin laufen Hand in Hand.

Aus den anonymen Fakten sind menschliche Schicksale geworden, die Toten aus einer Grube bei Heilbronn haben ein Gesicht bekommen. Der ermordete Familienklan aus der Jungsteinzeit macht fast ebenso betroffen wie ein Verbrechen der Gegenwart. "Wenn wir nur die Zahl von 34 Toten hören, können wir uns nicht viel vorstellen.

Aber die Schlüsse, die wir aus den Knochen-, Keramik- und Werkzeugfunden ziehen können, lassen Individuen mit bestimmten Merkmalen vor unseren Augen entstehen. Wir sehen uns Menschen gegenüber, über die wir nachdenken können. Wir möchten wissen, wie sie gelebt haben und was mit ihnen geschehen ist", sagte Dr. Christina Jacob, Leiterin des Archäologiemuseums in Heilbronn.

Zentrale Figur: Fundnummer 84/4

Zur zentralen Figur der Ausstellung hat sie das Skelett mit der Fundnummer 84/4 werden lassen. Es handelt sich hier um eine etwa 20-jährige Frau, die durch besonders charakteristische Merkmale auffällt. Sie hatte einen Hüftschaden und lief vermutlich an einer Krücke. Spuren am Becken weisen ferner darauf hin, dass sie mindestens ein Kind zur Welt gebracht hatte. Lebensecht rekonstruiert ist auch der Kopf eines 60-jährigen Mannes, dem Ältesten des Klans.

Eine alte, verheilte Schädelverletzung lässt darauf schließen, dass die Wunde schon damals fachkundig versorgt worden war. Rote Silhouetten zeigen die gesamte Großfamilie in Alltagsposen, Steckbriefe geben Auskunft über ihre spezifischen Merkmale. Der Zustand der Zähne und der Aufbau der Knochen haben wertvolle Auskünfte über die Lebensweise geliefert. "Bisher hatten wir immer ein friedliches Bild der Jungsteinzeit vor Augen.

Das können wir daraus schließen, dass die Dörfer damals nicht befestigt waren. Deshalb hat uns der Fund von Talheim besonders erschüttert", so Christina Jacob. Die szenische Umsetzung des Tathergangs, bei der die Schädel der Dorfbewohner zertrümmert worden waren, vermittelt eine Vorstellung von der brutalen Gewalt der Angreifer.

Die Art des Tatwerkzeugs, Steinäxte und Pfeile, lassen den Schluss zu, dass es sich nicht um ein fremdes Volk, sondern eher um Nachbarn gehandelt haben könnte. "Da waren Emotionen im Spiel. Vielleicht handelte es sich um eine Familienfehde." Die Tatsache, dass sich die Dorfbewohner nicht gewehrt hatten, lässt auf einen Überfall im Morgengrauen schließen. Trotz aller Erkenntnisse bleibt noch viel Raum für Spekulationen.

Und grade deshalb wird das Schicksal der Opfer unsere Fantasie nach dem Ausstellungsbesuch weiter beschäftigen.

(RP)
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