Mettmann Mammuts im Neanderthal-Museum

Düsseldorf · Das Mettmanner Museum präsentiert ab Samstag die spektakuläre Sonderausstellung "Giganten der Eiszeit". Zu sehen sind unter anderem drei Mammut-Original-Skelette, die in Sibirien ausgegraben wurden.

Mammut-Schau im Neanderthal Museum
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Es war Frühjahr. Das Schmelzwasser hatte Flüsse in reißende Ströme und Uferwiesen in Sumpflandschaften verwandelt, als die Mammutherde die Durchquerung der Wasserwüste wagte. Obwohl die erwachsenen Tiere bis zum Bauch versanken, schafften es die meisten.

Doch für ein wenige Monate altes, von einer Parasitenkrankheit geschwächtes Jungtier waren die Strapazen zu viel. Ein Schlammloch wurde ihm zum Verhängnis. Als es versank, füllte brackiges Wasser seine Lungen. 37.000 Jahre später können Besucher des Neanderthal-Museums eine naturgetreue Nachbildung des im Schlamm komplett erhaltenen Kadavers in einer neuen Sonderschau sehen: "Mammuts — Giganten der Eiszeit."

Zu den spektakulärsten Exponaten zählen drei Originalskelette: ein ausgewachsener, mehr als 3,50 Meter hohe Bulle, eine Mammut-Kuh und ein Junges, das bei seinem Tod nicht viel älter war als das Opfer aus dem Schlammloch. Alle drei Skelette stammen aus Nordsibirien. "Dort haben sie sich im Dauerfrostboden besonders gut erhalten", berichtet Ausstellungsleiterin Bärbel Auffermann.

Die Archäologin hat sich mit der neuen Schau einen langgehegten Wunsch erfüllt. Denn die Mammut-Präsentation ist nicht nur optisch spektakulär, sie ergänzt auch ideal die Exponate der Dauer-Ausstellung über das Leben der Neandertaler. Auffermann: "Wir wissen aus Knochenuntersuchungen, dass der Neandertaler sich häufig von Großsäugern wie dem Mammut ernährt hat."

Allerdings sind die Überreste der langhaarigen Rüsseltiere, die mit dem asiatischen und dem afrikanischen Elefant einen gemeinsamen Vorfahren teilen, in unseren Breitengraden lange nicht so gut erhalten wie im sibirischen Tiefkühl-Klima. Paläontologen sind schon froh, wenn sie im Schwemmsand des Rheins und seiner Nebenflüsse gelegentlich einen einzelnen Knochen entdecken. So etwa im Januar 2009, als bei Arbeiten am Erweiterungsbau der Victoria-Versicherung in Düsseldorf ein 14 000 Jahre altes Fragment eines Mammut-Stoßzahns zutage gefördert wurde.

Kaum zu glauben, dass selbst zum Zeitpunkt des Pyramidenbaus noch Mammuts über den Erdball wanderten. Auf der nordsibirischen Wrangel-Insel hatte sich eine Gruppe der einstmals über ganz Europa, Asien und Nordamerika verbreiteten Tiere erhalten. Auf dem Festland sind die Mammuts aber bereits vor 8000 Jahren ausgestorben. Vermutlich wurden sie mit dem Ende der Eiszeit zugleich Opfer des Klimawandels und der Nachstellungen durch den Menschen.

Denn nicht nur der Neandertaler, sondern auch die Vorfahren des modernen Menschen schätzten das Mammut als Fleisch-, Fell-, und Elfenbein-Lieferant. In den Weiten der baumarmen Mammutsteppe nutzten die Jäger sogar die Knochen des Tiers zum Hüttenbau oder als Werkzeug-Rohstoff.

Die Besucher des Neanderthal-Museums lernen, dass die weiblichen Mammuts, ähnlich wie die Elefanten, mit ihren Kühen in Herden lebten, während die Bullen die meiste Zeit allein umherzogen. Die Tiere hatten einen gesegneten Appetit: 200 Kilogramm Gras wanderten am, Tag durch den Verdauungstrakt. Häufig finden sich Mammut-Darstellungen in frühen Höhlenmalereien. Das Neanderthal-Museum besitzt die weltweit größte Sammlung mit Fotos der frühen Gemälde, die der Düsseldorfer Bühnenbildner Heinrich Wendel im vorigen Jahrhundert zusammengetragen hatte. Großformatige Banner der Höhlenmalereien gliedern die Ausstellung. Unscheinbar, aber kulturhistorisch von unschätzbarem Wert ist eine Leihgabe der Universität Tübingen: Ein winziges geschnitztes Mammut aus Elfenbein von der Schwäbischen Alp gehört zu den ältesten bekannten Kunstwerken. Erstmals wird es außerhalb von Baden-Württemberg gezeigt.

Kindern werden vor allem die beiden lebensechten Mammut-Nachbildungen in der Schau bewundern. Ganz klein kommt sich die elfjährige Julia aus Frechen neben den Kolossen vor. Einen Eindruck, wie die Menschen der Eiszeit Mammuts erlegten, vermittelt ein Film in der Ausstellung. Er zeigt, wie Buschmänner einen Elefanten mit Speeren und Pfeilen erlegen. Ähnlich müssen auch die Neandertaler vorgegangen sein. "Das", sagt die kleine Julia, "war sicher ganz schön gefährlich."

Einem Satz Reagenzgläser schenkt das Mädchen keine Aufmerksamkeit. Er enthält Mammut DNA. Wissenschaftlern ist es bereits gelungen, 70 Prozent des Genoms zu entschlüsseln. Jurassic Park lässt grüßen.

(RP)
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