Wülfrath Löcher im Kanalnetz

Düsseldorf · Insgesamt ist das Wülfrather Abwassersystem leistungsfähig, dennoch besteht dringender Sanierungsbedarf:Die Kosten betragen in vier Jahren vier Millionen Euro. Die Gebühr steigt um rund drei Prozent.

„Wülfrath hat ein leistungsfähiges Kanalnetz.“ Das Fazit von Diplom-Ingenieur Reinhard Beck löste im Umweltausschuss nur noch wenig Freude aus. Denn zuvor hatte der Chef des Wuppertaler Ingenieurbüros, das im Auftrag der Stadt die städtische Kanalisation untersucht hatte und mit der Verwaltung ein Sanierungskonzept entwickelte, großen Handlungsbedarf aufgezeigt. In den nächsten vier Jahren müssen Schäden mit einem Kostenvolumen von vier Millionen Euro beseitigt werden (bis 2017 weitere 3,8 Millionen Euro). Etwa zwei Drittel der Kosten betreffen Reparaturarbeiten und werden direkt auf die Abwassergebühr umgelegt. Der Rest fällt in den Bereich Investition; die Kosten werden über 67 Jahre abgeschrieben.

Trotz der Millionen, die in die Kanalisation gesteckt werden müssen, wird die Abwassergebühr 2008 „nur“ um rund drei Prozent erhöht. Warum, erklärte Stefan Kasteel dem Umweltausschuss. Der Geschäftsführer der Firma Allevo Kommunalberatung macht für die Stadt Wülfrath die Gebührenberechnung. Die Unterdeckung aus aus Vorjahren sei abgeschlossen und es seien sogar etwas mehr Gebühren eingenommen worden, als zur Deckung der Kosten benötigt werden. Deshalb bleibe der Gebührensatz relativ konstant.

Zur Sanierung verpflichtet

Der Umweltausschuss votierte einstimmig für die Gebührenanpassung, nachdem er gehört hatte, dass die im Sanierungskonzept als sofort und kurzfristig notwendigen Arbeiten nicht aufzuschieben sind. Die Stadt ist verpflichtet, ihre Kanalisation nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik instand zu halten. Bei Nichteinhaltung drohen straf- und haftungsrechtliche Konsequenzen.

„Es gibt Kanäle, die mich nicht mehr ruhig schlafen lassen“, sagte Frank Klatte, stellvertretender Tiefbauamtsleiter. Dennoch ist der größere Teil der Kanalisation in akzeptablem Zustand, wie die Untersuchung zeigte. „In aller Stille haben wir in den letzten Jahren das gesamte Kanalnetz mit einer Kamera abgefahren“, erklärte Tiefbauamtsleiter Hans-Peter Hoffmann. Zudem gab es eine hydraulische Berechnung. Sie beantwortet die Frage, inwieweit die Kanäle den anzunehmenden Mengen gewachsen ist. Dies sei eine komplexe Berechnung sagte Beck. Das Netz (91 Kilometer lang) sei leistungsfähig: „Es stehen nicht dauernd Keller und Straßen unter Wasser .“

Doch sechs Prozent der Kanäle und Schächte seien so mies, dass sofort gehandelt werden müsse, sagte Beck. Der Wert sei besser als in anderen Gemeinden. Weitere 16 Prozent müssten ob ihres schlechten Bauzustandes kurzfristig saniert werden.

So wenig Gräben wie möglich

Wo immer es möglich ist, werden Kanäle im „Inliner-Verfahren“ saniert. Dabei wird ein mit Kunstharz beschichteter Schlauch eingezogen, der mit warmen Wasser an die Rohrwand gepresst wird und dort aushärtet. Wo in offener Bauweise (mit Gräben) gearbeitet werden muss, wird es Verkehrsbehinderungen geben.

(RP)
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