Erkrath Literarischer Adventskalender

Düsseldorf · Unter dem Titel „Rätselhaftes NRW“ veranstaltet die Gesellschaft für Literatur eine Lesereihe. Die Unterfeldhauser Autorin Anni Rosemarie Becker überraschte die Besucher mit Erinnerungen an ihre Oma aus ihrer frühen Kindheit.

Ein Türchen zum literarischen Adventskalender Nordrhein Westfalen wurde in dieser Woche in der Unterbacher AWO aufgestoßen. Die Unterfeldhauser Literatin, Anni Rosemarie Becker, hat eingeladen, zusammen mit den Besuchern eines der Türchen aufzuschließen. Unter dem Adventskalender-Titel „Rätselhaftes NRW“ veranstaltet die Gesellschaft für Literatur in Nordrhein Westfalen eine literarische Rundreise durch‘s ganze Land. Namhafte Autoren lesen vom 1. Dezember bis zum Heiligen Abend täglich in einer anderen NRW-Stadt an einem anderen Ort ihre rätselhaften, geheimnisvollen und märchenhaften Geschichten vor. In Schulen und Büchereien – in Unterbach bei der AWO an der Gerrresheimer Landstraße – öffnen die Autoren ihr ganz persönliches Adventstürchen.

Von der Großmutter geprägt

Am 10. Dezember also las Rosemarie Becker Geschichten aus ihren Kindheitserlebnissen in Wuppertal. Bei ihrer geliebten Großmutter, Friederike Schnee – genannte Rika – wurde die Autorin für’s Leben geprägt. Diese Oma war zwar durch widrige Lebensumstände verarmt, aber die einst reiche Fabrikantengattin war bis an ihr Lebensende stolz und streng. Und sie legte immer großen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild.

Wenn die zwei es sich leisten konnten, gingen Großmutter und Enkeltochter zum Pferderennen. Die eleganten Hüte kann Rosemarie Becker heute noch beschreiben. Sie liebte die Großmutter sehr, und sie bewunderte sie. „Was Großmutter verspricht, das hält sie auch“, war die prägende Kindheitserkenntnis. Das geteilte Bett, das einzige gemeinsame Zimmer, die Toilette auf halber Etage ließen die Beiden noch enger zusammenwachsen, bis zum Lebensende der Großmutter. „Fernsehen“ hieß für die zwei: Kissen auf die Fensterbank in der 4. Etage des Wohnhauses in Wuppertal-Langerfeld und beobachten, was die Leute an der Straßenbahnhaltestelle unten auf der Straße so alles machen, wenn es regnet. Liebenswerte Geschichten, die so manchen Zuhörer in Unterbach in Erinnerung an die eigene Kindheit schmunzeln lassen. Eigentlich war die Lesung für Menschen von 8 bis 108 gedacht. Kinder waren an diesem Nachmittag leider nicht gekommen. Die hätten die Geschichten sicherlich sehr rätselhaft gefunden.

Musik zum Träumen

Die Autorenlesung bei der AWO in Unterbach wurde eingerahmt von musikalischen Vorträgen an zwei Panflöten von Barbara Hettrich aus Hochdahl. Musik zum Träumen wurde präsentiert, und so hatten die Zuhörer genügend Zeit, über die vorgelesenen Texte nachzudenken. Aus einer anderen Welt kamen die Erlebnisberichte, und doch sind sie wenig älter als ein halbes Jahrhundert. Anni Rosemarie Becker hat von ganz vielen Freunden gehört: „Du musst unbedingt mehr über diese Zeit berichten“. Und genau das hat sie vor.

(RP)
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