Geplante Neubau-Siedlung in Mettmann Lindenpark – Fondium berät über Klage

Mettmann · Der Beschluss des Hauptausschusses, den Bebauungsplan Lindenpark durchzuwinken, sorgt für Unmut. Die Anwohner werfen der Stadt fehlende Bürgernähe vor. Und die Firma Fondium hat das letzte Wort noch nicht gesprochen.

 Jens Wendland, Dörte Stalmann, Axel Tritten und Tim Felgner (v.l.) sind am meisten enttäuscht vom Verhalten der Stadtverwaltung und des Bürgermeisters. Das persönliche Gespräch sei mit ihnen nie gesucht worden, sagen sie.

Jens Wendland, Dörte Stalmann, Axel Tritten und Tim Felgner (v.l.) sind am meisten enttäuscht vom Verhalten der Stadtverwaltung und des Bürgermeisters. Das persönliche Gespräch sei mit ihnen nie gesucht worden, sagen sie.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Firma Fondium wird voraussichtlich am Donnerstag, 18. Juni, über eine mögliche Klage gegen die Stadt Mettmann beraten. Das sagte jetzt der geschäftsführende Gesellschafter Achim Schneider auf Nachfrage unserer Redaktion. „Wir besprechen das nochmal in Mettmann“, sagt Schneider, der seinen Arbeitsplatz am zweiten Fondium-Standort im badischen Singen hat und dazu bereits am Mittwochabend eigens nach Mettmann fährt. Damit ist das Thema „Lindenpark“ noch lange nicht erledigt: Auch die Anwohner zeigen ihren Unmut und sind immer noch nicht sicher, ob sie klagen wollen.

Der Mettmanner Bauverein plant den Abriss der alten, bereits leer stehenden Werkswohnungen auf dem rund 12.000 Quadratmeter umfassenden Areal und den Neubau von 120 bis 125 Wohneinheiten in neun Gebäudekomplexen. Um das Gelände frei zu räumen, gab es bereits Baumfällungen, und es wird noch weitere geben. Schon alleine das bedauern die Anwohner: „Ohne Bäume gibt es hier kein Vogelgezwitscher.“

Ortstermin an der Georg-Fischer-Straße. Der Rasen zwischen den alten Werkswohnungen ist gemäht, doch aus den Ritzen der Gehwege wächst das Unkraut. Blinde Fensterscheiben zeigen: Hier wohnt schon länger keiner mehr. Dörthe Stalmann, Axel Tritten, Tim Felgner und Jens Wendland sind enttäuscht, dass der Hauptausschuss den Bebauungsplan der neuen Siedlung beschlossen hat, vor allem über das Abstimmungsverhalten der Grünen, die doch eigentlich das Grün im städtischen Raum schützen sollten.

Sie wenden sich nicht gegen eine neue Bebauung des Viertels, betonen sie, doch sie hätten gerne stärker Einfluss darauf genommen, was sich in ihrer Nachbarschaft tut. So hatten sie vorgeschlagen, aus dem Areal eine autofreie Siedlung zu schaffen – „das hätte der Stadt Mettmann gut zu Gesicht gestanden“, sagen sie. Stattdessen werde nun eine Tiefgarage „tief in den Berg reingebaut“, wegen der die meisten Bäume weichen müssen.

Auch mit der geplanten Architektur sind sie nicht glücklich, „der Charakter des Viertels wird komplett verändert“. Denn aus gemütlichen Häuschen mit Satteldach werden künftig moderne, höhere mit Flachdach.

Die Anwohner rechnen zudem sehr wohl damit, dass sich die neu Hinzugezogenen über die Emissionen der benachbarten Firma Fondium (ehemals Georg Fischer) beschweren werden. „Riechen sie das?“, fragen sie, und tatsächlich liegt über der Siedlung ein leicht verbrannter, metallischer Geruch, der von der Fondium-Gießerei kommen soll. „Das ist der Geruch, von dem es von der Stadtverwaltung heißt, den gibt’s hier gar nicht“, sagen sie. Weil sie bereits im Bestand wohnen, könnten sie nichts dagegen unternehmen, würden sie das denn wollen. Neu Hinzugezogenen hingegen sei dieses Recht nicht verwehrt – und die Anwohner rechnen damit, dass sie dieses auch nutzen.

Im Verlaufe des Gesprächs ist jedoch heraus zu hören, dass die Mettmanner am meisten enttäuscht darüber sind, dass sie nicht gehört wurden. Bei der Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplanverfahren durften sie sehr wohl ihre Kritik und Anregungen schriftlich einreichen – eine Gelegenheit, die sie auch nutzten. Doch das persönliche Gespräch mit ihnen habe nie jemand gesucht, auch nicht der Bürgermeister. Dabei habe der doch mehr Bürgernähe versprochen, als er sein Amt antrat: „Wir haben einen Bürgermeister, der mit der Industrie redet, aber nicht mit den Bürgern“, sagen sie bitter.

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