Mettmann Letzter Schultag: Jubel und etwas Wehmut

Mettmann · "Wer friert uns diesen Moment ein?", singen 38 Viertklässler, frei nach dem Weltmeistersong von Andreas Bourani. Der Vize der Schulpflegschaft, Hartmut Otto, zupft die begleitende Gitarre. Alle anderen stehen als "U" um die Großen herum. Langsam dämmert es den Zehn- und Elfjährigen, "Verflixt, jetzt wird es ernst."

 Endlich ab in die Ferien, darauf freuen sich auch die Otfried-Preußler-Schüler - auch wenn einige von ihnen ihre alte Schule vermissen werden.

Endlich ab in die Ferien, darauf freuen sich auch die Otfried-Preußler-Schüler - auch wenn einige von ihnen ihre alte Schule vermissen werden.

Foto: stephan köhlen

Gerade eben sind einige von ihnen noch johlend auf den Fotografen zugestürmt. Das war ein großer Spaß. In einer Klasse blubberte der Schokobrunnen. Ein paar Türen weiter gab es Eis für alle. Am frühen Morgen waren die komplette Schule in der nahen Kirche zum ökumenischen Gottesdienst. Natürlich freuen sich die rund 200 Mädchen und Jungen samt aller Lehrerinnen und Lehrer der Otfried-Preußler-Schule auf die Ferien. Zumal Sonnenstrahlen vielversprechend den Pausenhof fluten und einige Eltern gekommen sind, weil gleich die große Ferienfahrt losgeht. Doch unter den Jubel mischt sich Wehmut. Denn nahezu jeder Fünfte von ihnen kommt hierhin, an die Goethestraße 35 in Mettmann, nicht zurück.

Die Klassenlehrerin der M5, Silke Schneider-Köchling, bringt die Gefühlslage des letzten Schultages auf den Punkt: "Meine Großen sind längst reif für den nächsten Schritt. Die brauchen neue Herausforderungen." Das gesamte letzte Halbjahr der Grundschule steht im Zeichen des Loslösungsprozesses. Irgendwann sind die Kinder für die weiterführenden Schulen angemeldet - unter dem Aspekt ist das Abschlusszeugnis eine letzte Bestätigung und eher Kür als Pflicht. "Aber natürlich werde ich gleich wieder weinen", sagt die Klassenlehrerin achselzuckend.

Auch das gehört zum letzten Schultag dazu wie heiße, flüssige Schokolade. Denn ein Neuanfang bedeutet Abschied. Weil die Otfried-Preußler-Grundschule den Grundregeln der Montessori-Pädagogik folgt, bilden hier Kinder aus allen vier Jahrgängen gemeinsam eine Klasse. Die Viertklässler - wie Sophia (10) und Mirmesa (11) - haben unter anderem Nadja (9) und Fiona (6) als Patenkinder, auf die sie bisher aufgepasst und ihnen gezeigt haben, wie es hier läuft. Jetzt sitzen die vier ein letztes Mal beieinander und stecken Holzteile zu einem großen Würfel zusammen. Auf die Frage nach ihrer Stimmung sagt Sophia sehr klar: "Ich bin traurig". Noah (10), Robert (11) und Ida (10) würfeln bei "Der Natur auf der Spur" um die Wette. Wer auf einem der Felder mit Fragezeichen landet, muss sein Bio-Wissen in die Waagschale werfen, um weiter zu kommen.

Ausgerechnet der robuste, nie um einen Spruch verlegene Robert sagt: "Ich würde gerne hier bleiben. Denn die Lehrerinnen sind nett." Und während Silke Schneider-Köchling erstaunt aufblickt, ergänzt er rasch: "Die meisten, jedenfalls." Schulrektorin Wilma Rohde verabschiedet die 38 Viertklässler ins Leben und alle anderen in die Ferien. In der nächsten Woche wird sie "den Verwaltungskram" abschließen.

Die Lehrer sichten das Montessori-Material in den Klassen und bereiten die Räume fürs Großreinemachen vor. Das haben auch sie knapp vier Wochen Ferien, bis es gut eine Woche vor dem ersten Schultag mit den Vorbereitungen für das neue Schuljahr losgeht.

(RP)
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