Millrath Kunst zum Anschauen und Mitmachen

Erkrath · Traditionell beginnt im Kunsthaus Erkrath das neue Jahr mit einer Werkschau. Besucher können den (diesmal drei) Künstlern bei der Arbeit zuschauen und selbst ihre künstlerische Begabung erproben.

 Werner Rutz experimentiert an seiner Druckpresse, im Hintergrund werkelt Kollegin Martha Reiter.

Werner Rutz experimentiert an seiner Druckpresse, im Hintergrund werkelt Kollegin Martha Reiter.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Jahr 2022 stehen nicht Pinsel und Farben, sondern eher Farbe und Drucktechniken im Mittelpunkt der Werkschau. Martha Reiter, eine Künstlerin aus der linksrheinischen Nachbarschaft, arbeitet seit vielen Jahren  mit unterschiedlichen Methoden. Dem Titel der Ausstellung „Ausdrücken und Ausdrucken“ folgend, stellt sie sich mit Drucktechniken im Kunsthaus vor.

Was meinte der Veranstalter mit dem Wort „ausdrücken“? Die Farbe aus der Tube drücken oder dem Kunstwerk eine Deutung geben? Schon dieses Wortspiel ist wunderbar zweideutig. Aber zurück zu Martha Reiter: Sie trägt flüssige Farbe auf Silikontafeln auf, verteilt diese mit einer kleinen Rolle, bearbeitet alles mit einem Spachtel und druckt,  indem sie die Platte fest auf spezielles Papier mit der Hand drückt. Drücken und drucken! Sie kann mit nur einer Farbe oder mehreren spielen und lässt zauberhafte kleine Kreationen entstehen.

Aber ihre Werke zeigen enorme Vielfalt. Sie arbeitet mit Gelstiften und koloriert die Zeichnungen: Ihre irischen Schafe beeindrucken in Grün bis Rosé. Werner Rutz hat mit der künstlerischen Arbeit eigentlich erst nach seiner Pensionierung begonnen, vorher war er Stadtplaner in Hochdahl. Er hat eine große Druckerpresse ins Kunsthaus mitgebracht und  erklärt verschiedene Techniken. Druckfilze in unterschiedlicher Härte ermöglichen auch unterschiedliche Farbschattierung, von blass bis intensiv. Der Künstler Rutz liebt besonders das Genre Radierung.

Dafür werden auf Metallplatten aus Zink, Kupfer oder Stahl  Porträts, Landschaften oder geometrische Figuren mit einer Radiernadel eingeritzt. Dann wird Farbe aufgetragen und mit Gaze abgewischt. Die Platten werden erwärmt, die Farbe verflüssigt sich und dringt noch tiefer in die Ritzen ein. Dadurch entstehen beim Druck wiederum deutliche  Nuancen. Was bei jeder Drucktechnik, welcher auch immer, unveränderlich bleibt, ist dass der Druck stets spiegelverkehrt erscheint. Das hat selbst Picasso so irritiert, dass er jahrelang um diese Technik einen großen Bogen machte, wie Werner Rutz erzählt.

Die Dritte im Bunde der Werkausstellung 2022 ist Roswitha Müller- Krüger, die jahrelang künstlerische Weggefährtin von Werner Rutz  und auch Martha Reiter, denn auch sie ist Mitglied des Kunstvereins Knechtsteden. Die Lehrerin im Ruhestand hat sich schon immer für Kunst interessiert und beeindruckt mit einer großen Bandbreite. Im idyllischen Burgund hat sie einen Kursus absolviert und das Foto eines Steinkopfs mitgebracht, das Modell stand für Studien in Acryl auf Leinwand.

 Roswitha Müller-Krüger ist die Dritte im Bunde der Werkausstellung 2022.

Roswitha Müller-Krüger ist die Dritte im Bunde der Werkausstellung 2022.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Roswitha Müller-Krüger experimentiert mit Druckgrafik, ein fototechnisches Verfahren, angelehnt an die Lithografie, Radierungen, bei denen die Grundplatte aus Styropor besteht, das heißt sie kann mit einem Bleistift eingedrückt werden, und so entstehen Vertiefungen, die wiederum die Farbgebung variieren.Als Format ihrer gemalten Bilder bevorzugt sie das Quadrat. Bis zu dreißig Mal trägt sie die Farben auf und es können dadurch plastische Strukturen entstehen. Eine rundum sehenswerte Ausstellung.

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