Mettmann Krippenplätze fehlen

Düsseldorf · Eltern suchen dringend Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren.Die Evangelische Kirche und das Jugendamt bemühen sich um flexible Angebote. Das Landesjugendamt mauert.

Mindestens 70 Eltern suchen in Mettmann einen Krippenplatz für ihr Kind. Das hat eine Fragenbogenaktion der Stadt ergeben. Der Bedarf ist vermutlich noch höher, denn nicht alle Eltern haben geantwortet. Seit Jahren gibt es viel zu wenig Plätze für Kinder unter drei Jahren. An der Händelstraße existiert lediglich eine Gruppe mit acht Plätzen. Private Einrichtungen wie Nannis Kinderhaus und die neue Rappelkiste verfügen noch einmal über insgesamt rund 25 für diese Altersgruppe. Doch diese Krippenplätze in den privaten Einrichtungen kosten viel Geld. „Das kann sich nicht jeder leisten“, sagt Christiane Böhner, die im Vorstand der Elterninitiative Rappelkiste arbeitet. Die Tagesmütter – vom Jugendamt und der VHS ausgebildet – reichen nicht aus, um das Loch zu stopfen.

Die Evangelische Kirche mit Pfarrer Jürgen Artmann und das Jugendamt haben deshalb vor, das Betreuungsprogramm für kleine Kinder in Mettmann zu verbessern „Und zwar mit flexiblen Öffnungszeiten“, wie Pfarrer Artmann betont. Denn: Es gibt Mütter, die nicht an allen Tagen in der Woche arbeiten, sondern nur an zwei Tagen oder nur am Nachmittag oder Vormittag berufstätig sind.

Modellprojekt vom Land

Das NRW-Arbeitsministerium hat diese Not erkannt und ein Programm mit dem bezeichneten Titel „U.Fa.Flex.NRW (Unternehmen, Familie, Flexibilität) aufgelegt. Mettmann ist eine von sechs Kommunen in NRW, die in den Genuss von Fördermitteln kommen sollen. Doch das NRW-Familienministerium spielt da nicht mit: „Zunächst hieß es, kein Bedarf“, sagt Mutter Claudia Lennings und dann zog sich das Landesjugendamt auf gesetzliche Bestimmungen zurück. „Stabile Gruppen seien notwendig“, sagen die Verantwortlichen. Von flexibler Nutzung der Gruppe – je nach Bedarf der Eltern – hält man nichts.

Das sehen die Betroffenen ganz anders: Vera Püttmann, die wie ihr Mann selbstständig ist und drei Kinder Lorenz (5), Gereon (3), Ludger (1) hat, braucht eine vernünftige, zuverlässige und flexible Ganztagsbetreuung. „Manchmal liegen die Nerven ganz schön blank“, sagt sie. Mit einer Tagesmutter halfen sich die Püttmanns. Doch die ist krank geworden. Ersatz: Fehlanzeige. Und die Eltern, beziehungsweise Schwiegereltern wohnen – wie bei vielen jungen Familien, die nach Mettmann gezogen sind – weit weg. Manuela Böhlert – auch sie hat drei Kinder (Thomas (8), Miriam (5) und Alexander (9 Monate) – braucht bei ihrem Job eine Kinder-Betreuung über Mittag. Sie hetzt von ihrer Arbeitsstelle in den Kindergarten, holt ihre Kinder mittags aus der Einrichtung ab, gibt ihnen zu essen und bringt sie wieder hin. „Das ist absoluter Stress“, sagt sie.

Oft sind die Betreuungskosten so hoch, dass Eltern sich überlegen, ob die Arbeit sich noch lohnt, oder ob das Geld für die Kinderkrippe dafür ausgegeben wird. „Ein Nullsummen-Spiel“, sagt Claudia Lennings.

„Wir müssen für unser Anliegen in Richtung Landesjugendamt noch mehr werben“, sagt Pfarrer Artmann, der zuversichtlich ist, demnächst weitere Betreuungsplätze anbieten zu können.

(RP)
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