Kreis Mettmann Aktion gegen Gewalt an Frauen

Kreis Mettmann · Bäckereien wollen mit besonderen Brötchentüten für das Thema sensibilisieren, informieren und das Problem aus der Grauzone holen.

 Mit der Brötchentüten-Aktion soll ein klares „Nein!“ zu Gewalt gegen Frauen ausgesprochen und für das Thema sensibilisiert werden.

Mit der Brötchentüten-Aktion soll ein klares „Nein!“ zu Gewalt gegen Frauen ausgesprochen und für das Thema sensibilisiert werden.

Foto: dpa (Archiv)

2011 von Annegret Pollmann, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Erkrath initiiert, findet jetzt wieder die sogenannte „Brötchentüten-Aktion“ statt. Rund um den 25. November, an dem international das „Nein zu Gewalt gegen Frauen“ gefordert wird, wird der Aktionstag begangen.

In Zusammenarbeit mit örtlichen Bäckereien hat die Kreis-Gleichstellungsbeauftragte Geertje Jeschke organisiert, dass die Kundschaft diesmal in allen zehn Kreisstädten ihre Brötchen in pinkfarben abgesetzten Tüten mit dem Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ bekommt. Die Botschaft ist in sieben Sprachen aufgedruckt. Auf der Tütenrückseite sind die Telefonnummern der wichtigsten Akteure, bei denen betroffene Frauen Hilfe finden, notiert. So etwa die kostenfreie Hilfenummer „Gewalt gegen Frauen“, die rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres Hilfestellung gibt, was nach dem Erfahren körperlicher oder psychischer Gewalt zu tun ist. In den meisten Fällen empfiehlt es sich als erstes die 110 zu wählen: „Damit wird die Kette in Gang gesetzt, die damit beginnt, den prügelnden Ehemann oder Lebenspartner der Wohnung zu verweisen. Frauen und ihre Kinder werden, wenn sie es möchten, auch in das nächstgelegene Frauenhaus mit freier Kapazität gebracht“, beschreibt Ratingens Gleichstellungsbeauftragte Andrea Töpfer die Sofortmaßnahme, auf die später durch die zuständige Stellen wie Sozial- oder Jugendamt sowie Gleichstellungsbeauftragte weitere Hilfestellung gewährt werden. Im Vorfeld der bevorstehenden „Brötchentüten-Aktion“ äußerte sich auch Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz. Er bedauerte, dass es nach wie vor notwendig sei, mit dem „Begehen“ eines weltweiten Infotags darauf hinzuweisen, dass immer noch jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Formen von Gewalt oder Belästigung erfahre. Er hoffe, dass die öffentlichkeitswirksame Aktion mehr Frauen ermutige, gegen ihre Peiniger vorzugehen. „Es ist wichtig, den betroffenen Frauen immer wieder klar zu machen, dass sie nicht allein sind, wenn sie sich zu einer Anzeige entschließen“, erklärte Schultz.

„Wir möchten klarmachen, dass sich die Betroffenen trauen sollen, Hilfe zu suchen. Denn sie werden sie auf jeden Fall erhalten“, versicherte Geertje Jeschke. Denn alle Akteure wie Gleichstellungsbeauftragte, kirchliche Sozialorganisationen, SKFM-Interventionsstelle oder die Polizei tauschen sich regelmäßig am „Runden Tisch gegen häusliche Gewalt“ aus.

Auch einen Ausblick, was an Maßnahmen zum Schutz von Gewaltopfern geplant ist, wurde gegeben: „Spuren von Vergewaltigungen sollen zukünftig von geschulten Stellen wie Krankenhäusern oder auch Ärzten anonym genommen und dann zur sicheren Aufbewahrung in die Gerichtsmedizin gebracht werden. Dann können Opfer auch später, wenn sie sich dazu bereit fühlen, Anzeige gegen ihren Peiniger erstatten“, sagte Annegret Pollmann.

Wie wichtig ein solcher Aktionstag noch immer ist, belegen die Zahlen. Im vergangenen Jahr wurden 757 Fälle häuslicher Gewalt bei der zuständigen Interventionsstelle beim SKFM Mettmann gemeldet, das sind 74 Gewalttaten mehr als im Vorjahr 2017. Im SKFM-Frauen- und Kinderschutzhaus wurden im gleichen Zeitraum 38 Frauen und 42 Kinder aufgenommen. Mit den Brötchentüten für Gewaltlosigkeit zu werben, stärkt und unterstützt betroffene Frauen und hilft, das Thema öffentlich zu machen.

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