Coronavirus „Es gehört sich nicht, Kranke zu diskriminieren“

Mettmann · Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Rudolf Lange, beantwortet in unserem Interview häufig gestellte Fragen.

 Rudolf Lange leitet das auch für Mettmann, Erkrath und Wülfrath zuständige Kreisgesundheitsamt.

Rudolf Lange leitet das auch für Mettmann, Erkrath und Wülfrath zuständige Kreisgesundheitsamt.

Foto: teph/Köhlen, Stephan (teph)

Das Kreisgesundheitsamt meldet für Sonntagabend, 15. März, 39 Corona-Erkrankungsfälle und 81 Verdachtsfälle: 2 Erkrankungs- und 7 Verdachtsfälle in Mettmann, 12/14 in Erkrath, 1/2 in Wülfrath, 3/21 in Ratingen, 5/12 in Haan, 1/6 in Heiligenhaus, 1/8 in Hilden, 6/6 in Langenfeld, 4/8 in Monheim, 4/7 in Velbert. Das Kreisgesundheitsamt kann sich vor Fragen kaum noch retten. Immer wieder werden dieselben gestellt, die der Leiter, Rudolf Lange, unserer Redaktion im Interview beantwortet.

Warum werden nicht einfach alle Schulen geschlossen?

Lange Ob eine Schule ganz oder teilweise, kurzfristig oder auch länger geschlossen werden muss, richtet sich nach der Situation des Einzelfalls. Allein auf ein Gerücht hin eine Schule zu schließen, macht keinen Sinn. Immerhin gibt es noch die Schulpflicht. Im Einzelfall ist es sicher denkbar.

Warum dauert es so lange, bis das Testergebnis vorliegt?

Lange Die Proben müssen erst einmal gesammelt zu einem Labor gebracht, dort entsprechend aufbereitet und technisch durchuntersucht werden. Das braucht einfach seine Zeit. Die Ergebnisse kommen deswegen – wenn es gut geht – noch am gleichen Tag, aber oft auch erst am Folgetag an. Sie müssen dann erst noch gesichtet und dem Patienten zugeordnet werden. Selbstverständlich werden die Patienten so schnell wie möglich über das Untersuchungsergebnis informiert.

Warum werden keine Schnelltests verwendet?

Lange Der Schnelltest ist tatsächlich schneller als die bisherigen Methoden. Man darf ihn aber nicht mit einem Schwangerschaftstest verwechseln, der ein unmittelbares Ergebnis liefert. Die Durchführung eines solchen Tests benötigt immer noch die Technik eines qualifizierten Labors. Und welche Methodik dann die einzelnen Labore durchführen, liegt nicht in unserer Hand.

Haben Erkrankte denn nicht schon längst andere Mitmenschen angesteckt, bevor sie in Quarantäne kommen?

Lange Das kann bei Krankheitsfällen passieren und ist bestimmt schon hin und wieder passiert. Aber Krankheitsfälle werden ja gerade deswegen abgesondert, um nicht noch weitere Personen anstecken zu können. Außerdem geht es uns ganz besonders um die Kontaktpersonen, die noch nicht erkrankt sind, die aber unter einem Krankheitsverdacht stehen, damit es nicht zu weiteren Ansteckungen kommen kann.

Warum werden nicht die Stadtteile, in denen die Erkrankten leben, genannt?

Lange Es gehört sich nicht, Erkrankte auch noch durch solche Informationen zu diskriminieren. Schutzmaßnahmen, die getroffen werden, sind immer so definiert, dass es egal ist, ob es jemanden aus dem Nachbarhaus oder der Nachbarstadt betrifft.

(tobi)
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