Leben in Mettmann Wenn die Inflation immer mehr vom Einkommen frisst

Kreis Mettmann · Die Preise für Lebensmittel, Energie und Mobilität sind im Kreis Mettmann in den vergangenen Monaten rasant gestiegen. Das mindert die Kaufkraft aller Menschen. Besondern hart trifft es jedoch Geringverdiener, sagt die Gewerkschaft NGG.

 Inflation frisst Einkommen auf - warnt die Gewerkschaft NGG und nennt Zahlen aus dem Kreis Mettmann.

Inflation frisst Einkommen auf - warnt die Gewerkschaft NGG und nennt Zahlen aus dem Kreis Mettmann.

Foto: dpa-tmn/Karl-Josef Hildenbrand

Die Inflation vertilgt immer größere Teile des Einkommens arbeitender Menschen: Wegen rasant steigender Preise gehen den Haushalten im Kreis Mettmann in diesem Jahr rund 232,4 Millionen Euro an Kaufkraft verloren. Allerdings nur für den Fall, dass es bei der bisherigen Teuerungsrate bleibt. Sollte die Inflationsrate noch weiter ansteigen, steigt damit auch der Kaufkraftverlust weiter an. Allein bei Lebensmitteln müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Mehrausgaben von 106,9 Millionen Euro rechnen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, NGG, mit.

Die NGG beruft sich auf eine regionale Kaufkraftanalyse des Pestel-Instituts aus Hannover. Danach sind Menschen mit schmalem Portemonnaie besonders betroffen: Im Kreis Mettmann gebe es 89.600 Haushalte, in denen Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2000 Euro leben, so die Gewerkschaft. In diesen Haushalten belaufen sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste – vom Heizen bis hin zum Wocheneinkauf im Supermarkt – bis zum Jahresende auf 56,9 Millionen Euro.

NGG-Regionalgeschäftsführerin Zayde Torun bewertet diese Zahlen des Instituts als „alarmierend“. Durch die Preissteigerungen drohten soziale Verwerfungen, wenn die Politik nicht durch weitere, gezielte Entlastungen gegensteuere. „Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – Beschäftigte, die keine Spitzenverdiener sind, müssen derzeit jeden Cent zweimal umdrehen. Wer ohnehin schauen muss, wie er bis zum Monatsende durchkommt, bei dem schlagen die aktuellen Mehrausgaben enorm zu Buche“, so Torun.

Laut Pestel-Institut sind die gestiegenen Lebensmittelpreise ein besonderer Inflationstreiber: Der durchschnittliche Haushalt im Kreis Mettmann hat in der ersten Jahreshälfte allein bei Nahrungsmitteln eine Zusatzbelastung von 38 Euro im Monat zu tragen. Die Mehrausgaben für Energie belaufen sich auf monatlich 35 Euro, Mobilität verteuerte sich um zehn Euro.

Nach Beobachtung der NGG treffen die Preissprünge im Supermarkt „ausgerechnet die Menschen besonders stark, die selbst mit Lebensmitteln arbeiten – ob im Restaurant, in der Brauerei oder in der Backwarenfabrik“. Zwar sei es der Gewerkschaft in diesem Jahr gelungen, durch Tarifabschlüsse, etwa im Gastgewerbe, kräftige Lohnerhöhungen zu erzielen. Die Inflation drohe jedoch, diese zunichtezumachen.

„Was wir jetzt brauchen, sind spezielle Hilfen für Beschäftigte mit geringen Einkommen. Aber auch für Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Arbeitsuchende. Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung reichen nicht aus. Die Ampel muss nachlegen“, fordert Torun.

Die Geschäftsführerin der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal spricht sich für einen „Energiepreisdeckel“ aus, um Privathaushalte vor explodierenden Kosten für Gas und Strom zu schützen. Dabei müssten alle Entlastungen sozial ausgewogen sein. Torun: „Starke Schultern können mehr tragen als schwache. Deshalb wäre es auch konsequent, Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen – zum Beispiel durch eine einmalige Vermögensabgabe.“

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