Kreis Mettmann Jetzt geht’s dem Waschbär an den Kragen

Kreis Mettmann · Die Bekämpfung eingewanderter Tier- und Pflanzenarten widerspricht nicht dem Naturschutz – sagen Naturschützer.

Waschbären sehen süß aus, stellen aber eine Gefahr für Kröten und Vogelnester dar. Wer ihnen begegnet, staunt darüber, welche Größe sie erreichen.

Waschbären sehen süß aus, stellen aber eine Gefahr für Kröten und Vogelnester dar. Wer ihnen begegnet, staunt darüber, welche Größe sie erreichen.

Foto: dpa

Die Kreisverwaltung macht Ernst: In seiner nächsten Sitzung am 14. November muss der Naturschutzbeirat auch darüber beraten, ob und inwieweit Tiere wie Waschbär und Nilgans in der Region bekämpft werden sollen. Denn sie sind unerwünscht: Pflanzen wie die Schein-Calla, der Riesen-Bärenklau oder Tiere wie Waschbär und Nilgans gehören zu den so genannten invasiven Arten. Sie sind unerwünschte Einwanderer, die heimischen Tier- und Pflanzenarten den Lebensraum streitig machen. Sie sollen daher auf „tödliche und nicht-tödliche Weise“ beseitigt werden, heißt es in einem Strategiepapier des Kreises. Die Kreisverwaltung wird dem Beirat Vorschläge machen, wie das geschehen soll. Die Mitglieder des Beirates werden dann beschließen. Diesem Beirat gehören auch Naturschützer an. Doch wie verträgt es sich, im Auftrag des Naturschutzes Tiere der Natur „zu entnehmen“ – im Zweifel also auch abzuschießen?

„Es darf nicht daran liegen, ob solch ein Tier süß oder nicht süß ist“, antwortet Beiratsmitglied Klaus Bauer, der im Naturschutzbund NABU aktiv ist. Er erinnert daran, dass auch die einheimischen roten Einhörnchen durch ihre grau-braunen amerikanischen Kollegen (“Squirrels“) arg bedrängt werden. Da müsse man schon „radikal vorgehen“. Auch Jürgen Lindemann, Mitglied bei der Naturschutz-Organisation BUND, sieht die Bekämpfung der invasiven Tierarten „als Preis an, den man zahlen muss“. Doch „ich bin mir noch nicht schlüssig, wie ich da abstimmen werde“, sagt Lindemann. Denn schließlich gebe es auch noch die Möglichkeit, die Lebensbedingungen für diese Tiere zu erschweren.

 Nilgänse mit Küken. Sie dürfen geschossen werden.

Nilgänse mit Küken. Sie dürfen geschossen werden.

Foto: Bodemer

„Vergrämen“ nennt das Heinrich Wolfsperger, ebenfalls Mitglied des Naturschutzbeirates. Er ist studierter Forstwirt und ausgebildeter Jäger. Ein Widerspruch zum Naturschutz sei das nicht: „Man muss die einen Tiere töten, um die anderen zu schützen“, sagt er. Doch kratzt die Jagd auf Nutrias und Bisamratten nicht an der Ehre von Waidmännern, die ansonsten vielleicht lieber auf majestätische Hirsche ansitzen? „Keinesfalls. Das ist ja die Aufgabe der Jäger. Das gehört zur Hege“, betont Wolfsperger. Und genau deshalb hofft der Kreis unter anderem auch auf die Jäger als Partner der bevorstehenden Aktion.

Sven Kübler, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (AGNU) mit Sitz in Haan und ebenfalls Mitglied des Naturschutzsbeirats, hat hingegen Skrupel. „Wir werden auf keinen Fall selbst Tiere töten oder fangen“, betont er – auch wenn die Haaner Naturschützer momentan noch rätseln, ob der Krötenschwund in der unter Naturschutz stehenden Grube 7 dem räuberischen Waschbären, dem faszinierenden Uhu oder nicht vielleicht doch einer fiesen Krötenkrankheit zu verdanken ist. Außerdem sei der Waschbär gar nicht so süß, sagt Kübler. In Gruiten gebe es bereits ein verstärktes Aufkommen. Dort sei er einmal einem solchen Tier begegnet, „und der kam mir schon ganz schön gewaltig vor, der Kerl.“

Skeptisch sind einige Naturschützer auch, was den Erfolg der Aktion anbelangt. Das Bejagen, so glauben einige, verdränge die Arten lediglich in andere Gebiete. Und auch Jäger Heinrich Wolfsperger glaubt: „Ausgerottet werden können diese Tierarten nicht.“ Allerdings gebe eine Nilgans – auch sie gehört zu den invasiven Tierarten – immerhin einen guten Gänsebraten ab. Vielleicht ja ein Trost für Natur- und Tierschützer.

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