Neue RP-Serie Fachkräftechancen Wie man Mitarbeiter findet und bindet

KREIS METTMANN · Die Suche nach geeigneten Fachkräften ist für die Unternehmen im Kreis Mettmann eine der größten Zukunftsherausforderungen.

 Den Unternehmen im Kreis macht der Fachkräftemangel zu schaffen. Wer Personal finden will, muss mit guten Arbeitsbedingungen locken.

Den Unternehmen im Kreis macht der Fachkräftemangel zu schaffen. Wer Personal finden will, muss mit guten Arbeitsbedingungen locken.

Foto: Joachim Preuß/Joachim Preuß

Die statistischen Analysen sprechen eine recht deutliche Sprache: Die Zahl der Menschen im sogenannten erwerbsfähigen Alter nimmt ab, die der Rentner beziehungsweise Pensionäre wird steigen. Laut IT.NRW wird die Bevölkerung im Alter von 19 bis 65 Jahren in NRW von derzeit 10,9 Millionen bis 2040 auf zirka 9,6 Millionen zurückgehen. Im ungefähr gleichen Ausmaß wird voraussichtlich die Zahl der über 65-Jährigen steigen. Analog dazu wird tendenziell der Fachkräfteengpass zunehmen, was auch für die Landeshauptstadt und den Kreis Mettmann gilt, dem Zuständigkeitsgebiet der IHK Düsseldorf. Nach Berechnungen des unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstituts „WifOR“ fehlen den Firmen in diesem Raum schon jetzt rund 70.000 Fachkräfte. Im Jahr 2030 werden perspektivisch sogar 80.000 Fachkräfte fehlen.

„Auf diese Entwicklung müssen die Unternehmen reagieren und viele spüren den Fachkräftemangel jetzt schon“, sagt Stephan Jäger, der seit Februar dieses Jahres als Referent der IHK Düsseldorf die Betriebe in allen Fragen der Fachkräftesicherungen berät und unterstützt. Schon in seiner bisherigen Tätigkeit bei der IHK Siegen und als zuständiger Mitarbeiter für die Wirtschaftsjunioren Südwestfalen war er mit Themen rund um Fachkräfte befasst.

 Stephan Jäger ist Referent der IHK Düsseldorf und berät Betriebe in allen Fragen der Fachkräftesicherungen.

Stephan Jäger ist Referent der IHK Düsseldorf und berät Betriebe in allen Fragen der Fachkräftesicherungen.

Foto: RP/IHK Düsseldorf

Die Erfahrung von dort kann er gut auch in Düsseldorf und dem Kreis Mettmann einbringen, wenngleich die Rahmenbedingungen schon andere sind. „Düsseldorf als Metropole und seine Unternehmen sind für Fachkräfte durchaus attraktiv, daher fällt der Mangel hier allgemein betrachtet noch geringer aus als anderswo. Aber im Kreis Mettmann ist er teilweise schon deutlicher spürbar.“

Es gibt gleich mehrere Lösungsansätze, dem Mangel an Mitarbeitern zu begegnen. Zum einen sei das eine grundlegende Veränderung der Unternehmenskultur – wenn noch nicht geschehen – hin zu einer mitarbeiterorientierten und -zentrierten Personalarbeit. „Das ist eigentlich heutzutage sogar die wesentliche Voraussetzung, wenn Unternehmen noch erfolgreicher neue Mitarbeiter rekrutieren möchten.“ Hier haben insbesondere die klein- und mittelständischen Betriebe (KMU) vielfach noch Nachholbedarf; auch, weil sie in der Regel nicht über gut situierte Personal- beziehungsweise HR-Abteilungen (Human Relations) verfügen, die sich ausschließlich um Mitarbeiterzufriedenheit und Recruiting kümmern.

Zum anderen ist das Aus- und Weiterbilden eigener Nachwuchskräfte eine ganz wichtige Basis, um in Zukunft ausreichend Fachkräfte zur Verfügung zu haben. In diesem Bereich hat die IHK einiges zu bieten. Erst im April hat sie die eigene Belegschaft etwa mit neuen „Ausbildungslotsen“ aufgestockt, die künftig insbesondere im Kreis Mettmann aktiv auftreten und vor allem kleine und mittlere Betriebe in Ausbildungsfragen unterstützen werden. Generell sollten sich Firmen als attraktive Arbeitgeber positionieren und das dann auch nach außen kundtun.

„Die eigene Website ist für viele Interessenten die erste Anlaufstelle. Also müssen sich hier auch die besonderen Angebote für Mitarbeiter wiederfinden.“ Darüber hinaus sollten Unternehmen auch neue Wege wagen, wenn es um Mitarbeiter geht – mehr Frauen in Führungspositionen einzusetzen zum Beispiel Auch könnten Inklusion und Integration ebenso wichtig sein wie das Zugehen auf Schüler, die auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt für eine Ausbildung geeignet erscheinen.

Nach dem Finden der Mitarbeiter ist das Binden ebenso wichtig. Das kann neben einer angemessenen Entlohnung durch zusätzliche Angebote und Maßnahmen erfolgen. „Entwickeln und Umsorgen“ nennt Jäger das.

„Das fängt an bei Zusatzleistungen zum Gehalt wie Firmenfahrzeuge, gerne auch als Business-Bike, geht über Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gesundheitsförderung bis hin zu Fort- und Weiterbildungsangeboten. Lebenslanges Lernen ist schon ein großes Thema und wird noch weiter zunehmen.“

Mit einer Umfrage bei den Mitgliedsunternehmen zum Thema Fachkräftesicherung möchte die IHK Düsseldorf erfahren, wo genau der Schuh drückt. Viele Unternehmen haben sich auch schon daran beteiligt: Sie gaben an, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß sie einen Fachkräftemangel spüren und was sie schon konkret in Richtung Fachkräftesicherung unternehmen oder für die Zukunft fest einplanen. Sie antworten auch, bei welchen Fachkräftethemen sie allgemein Unterstützung wünschen und wobei die IHK konkret unterstützen kann.

Die Angaben helfen der IHK Düsseldorf, die Maßnahmen und Projekte für die Fachkräftesicherung noch besser auf die Bedarfe der Unternehmen abzustimmen und die Rahmenbedingungen dazu in der Region in deren Sinne weiter voranzubringen.

Die Umfrage wurde bis zum 29. Mai dieses Jahres verlängert. Info auch im Internet unter www.duesseldorf.ihk.de.

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