Kreis Mettmann Usutu-Virus dezimiert Amsel-Bestände

Seit Tagen erhält die Haaner Arbeitsgemeinschaft für Umwelt und Naturschutz Meldungen über tot aufgefundene Amseln. Vorstandsmitglied Dahl erfuhr, dass eine Viruserkrankung für die toten Vögel verantwortlich ist.

 Ein Amsel hat eine Kirsche ergattert. In jüngster Zeit werden viele tote Vögel gefunden. Veterinäre haben in ihrem Blut das von Stechmücken übertragenen Usutu-Virus gefunden.

Ein Amsel hat eine Kirsche ergattert. In jüngster Zeit werden viele tote Vögel gefunden. Veterinäre haben in ihrem Blut das von Stechmücken übertragenen Usutu-Virus gefunden.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Das Virus stammt ursprünglich aus Afrika, der Name leitet sich vom Fluss Usutu in Swasiland (Südafrika) ab. Das Virus verursacht Infektionen bei Vögeln und Säugetieren, so auch beim Menschen. Es wird durch Stechmücken übertragen. Das erfuhr Armin Dahl, Vorstandsmitglied der Agnu, beim zuständigen Veterinäramt in Krefeld. Hier ist seine Zusammenfassung:

Bei Vögeln ist die Infektion oft tödlich, beim Menschen verläuft sie meistens ohne Symptome oder mit geringen Beschwerden ab. Am stärksten betroffen sind die Amseln, aber es werden auch andere Vogelarten infiziert. Usutu-kranke Amseln sind oft apathisch und taumeln herum, manche verlieren am Kopf die Federn oder sehen struppig aus. Die meisten Tiere sterben nach ein paar Tagen.

Eine erste Welle mit Usutu-Infektionen gab es 2011. Damals war der Erreger vornehmlich auf die wärmeren Bereiche im Südwesten beschränkt. 2016 rollte eine zweite Welle, erreichte auch Nordrhein-Westfalen. 2018 berichtet das Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin erstmals auch von Usutu-Nachweisen bei toten Vögeln in Bremen, Hamburg und Bayern. Wie der „Spiegel“ in der Vorwoche berichtete, wurden dem Naturschutzbund (Nabu) bisher rund 1500 Verdachtsfälle gemeldet, der Großteil davon im August. „Die 2018 bisher gemeldeten Fälle übertreffen die Zahlen aus den Vorjahren deutlich, was für ein besonders starkes Auftreten und für einen Verbreitungssprung des Virus spricht“, erklärte Nabu-Mitarbeiter Lars Lachmann dem Nachrichtenmagazin. Der warme Sommer hat die Ausbreitung anscheinend begünstigt.

Eine Anzeige- oder Meldepflicht für eine Usutu-Infektion gibt es nicht. „Wer tote Amseln findet und wirklich genau wissen will, woran die Tiere verendet sind, kann diese kostenfrei beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (Deutscher Ring 100, 47798 Krefeld) untersuchen lassen“, erklärt Armin Dahl. Frisch tot aufgefundene Tiere sollten in eine Tüte eingepackt und am besten mit einem Kühlakku verschickt werden. Sie können auch in Krefeld direkt vorbeigebracht werden. Bei der Untersuchung wird das Erbgut des Erregers mit einer PCR (Polymerase-Kettenreaktion) genannten Methode nachgewiesen, und der Finder bekommt einen Untersuchungsbericht.

Wichtig ist zudem auch die Dokumentation aller Amsel-Sichtungen und Funde, am besten auf einem der freien Internet-Portale wie www.ornitho.de, www.naturgucker.de oder www.observation.org. Der Naturschutzbund bittet, bei der Meldung möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel zu machen. Auch in diesem Jahr sammelt der Nabu alle Daten, wertet sie aus und stellt sie Wissenschaftlern zur Verfügung

Armin Dahl hat auch eine gute Nachricht: „Die Amsel wird hierzulande nicht aussterben. Aus Süddeutschland gibt es Untersuchungen, die eine Usutu-Immunität in den dortigen Populationen zeigen: Die Amseln, die die Infektion überleben, sind danach immun!“

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