Aktueller Fall in Kita Kreis Mettmann meldet 185 Fälle von Krätze

Erkrath/Wülfrath · In einer Erkrather Kindertagesstätte ist jetzt eine Erkrankung durch Krätze aufgetreten. Eltern sind besorgt. Die Zahl der Fälle im Kreis Mettmann steigt seit Beginn des Jahres.

 Narben im Hüftbereich eines Mannes erinnern an eine Überstandene Skabies-, also Krätze-Erkrankung.

Narben im Hüftbereich eines Mannes erinnern an eine Überstandene Skabies-, also Krätze-Erkrankung.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Das sind Zeilen, die Erziehungsberechtigte eigentlich lieber nicht lesen wollen: „Liebe Eltern, in unserer Kita ist möglicherweise eine parasitäre Erkrankung durch Krätzmilben aufgetreten. Betroffene wurden und werden von dem Besuch der KiTa ausgeschlossen, bis uns ein Nachweis vorliegt, der eine korrekt abgeschlossene Behandlung der Krätzmilben bestätigt. In der KiTa finden die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen begleitenden infektionshygienischen Maßnahmen statt.“ Diese Informationen stehen in einem Brief, der jetzt den Mädchen und Jungen einer Erkrather Kindertagesstätte nach Hause mitgegeben wurde. Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises, bestätigt den Fall nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt: „Ja, in einer Einrichtung gibt es einen Krätze-Fall.“

Da Krätz-Milben, die in Gemeinschaftseinrichtungen vorkommen, meldepflichtig sind, hat der Kreis einen guten Überblick über das Geschehen: 185 Fälle habe es seit Beginn des Jahres gegeben, berichtet Hitzemann. „Das ist objektiv etwas mehr als in den Vorjahren“, ergänzt sie. Das bedeute allerdings nicht automatisch, dass die Zahl der Erkrankungen gestiegen sei. Es könne auch daran liegen, dass die Eltern aufFmerksamer geworden sind. Bei rund 500.000 Einwohnern in den zehn kreisangehörigen Städten seien die Erkrankungen „am Ende Einzelfälle“, sagt Hitzemann.

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Foto: molekuul.be/ Shutterstock.com

Doch die Erziehungsberechtigten reagieren besorgt. Auf Facebook diskutieren sie, ob auch die Eltern nicht erkrankter Kinder ihren Nachwuchs zu Hause lassen sollten. Das Kreisgesundheitsamt hält das für übertrieben: „Betroffene haben sich oft genug nicht in der Einrichtung angesteckt, sondern irgendwo anders“, sagt Hitzemann. Das sei eine einschlägige Erfahrung. Daher reiche es, wenn die Erkrankten einige Zeit zu Hause bleiben, bis sicher gestellt ist, dass sie sich einer Behandlung unterzogen haben.

Wichtig ist indes, dass alle Menschen informiert werden, die mit dem Betroffenen in engerem Kontakt standen – und das über einen Zeitraum von bis zu anderthalb Monate vor der Erkrankung. Denn „es dauert bis zu sechs Wochen, bis ein Erkrankter merkt, dass er tatsächlich Krätzmilben hat“, erläutert Dr. Maria Thamm.

Die Allgemeinmedizinerin aus Wülfrath ist Beisitzerin der Kreisstelle Mettmann der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Auch sie wird in ihrer Praxis immer wieder mal mit Krätze konfrontiert – seit rund anderthalb Jahren verstärkt, „obwohl ich den Eindruck habe, dass es in der letzten Zeit wieder etwas abflaut“, berichtet sie. Ihrer Erfahrung zufolge sind es vor allem Jugendliche, die den Parasiten mit sich tragen. „Das sind oft gepflegte, junge Leute, die nur leicht befallen sind. Daher kommt man da erst mal gar nicht drauf, dass ihr Hautausschlag Krätze sein könnte.“

Eltern sollten dann „nicht überreagieren“, rät die Medizinerin. Mit einer Salbe „kriegt man die Krätzmilbe ganz gut weg“, sagt sie. Wichtig sei nur, sich sehr gründlich einzucremen, auch in allen Hautfalten. Und: Familienmitglieder eines Betroffenen könnten dies vorbeugend ebenfalls tun, bevor sich der Befall durch Juckreiz bemerkbar macht. Denn Krätze „wird nicht mal eben so übertragen. Ein Händedruck zur Begrüßung reicht da nicht aus“, sagt Maria Thamm. Intensives Kuscheln hingegen schon.

Und wie schützt man sich gegen Krätze? „Sie haben da keine Chance“, sagt Maria Thamm mit Blick auf eben jene sechs Wochen, in denen ein Befall unentdeckt bleiben kann. Und auch ein Merkblatt des Kreises Mettmann, auf das Sprecherin Daniela Hitzemann verweist, konstatiert: „Schutzmaßnahmen sind in der Regel kaum möglich.“

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