Mettmann Königshof: Bauen mit Plastikbällen

Mettmann · Die Decken der künftigen Königshofgalerie bestehen hauptsächlich aus Plastikbällen, Beton spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Bauleiter Thomas Alde erklärt das Verfahren.

 Sie sehen aus wie schwere Kanonenkugeln, sind aber aus Hartplastik: Auf der Baustelle Königshof-Galerie werden die Bälle zur Boden-Verfestigung verlegt.

Sie sehen aus wie schwere Kanonenkugeln, sind aber aus Hartplastik: Auf der Baustelle Königshof-Galerie werden die Bälle zur Boden-Verfestigung verlegt.

Foto: Dietrich Janicki

Die Baustelle am Königshof ist derzeit in vollem Gange, viele Passanten fragen sich aber, was es mit den basketballgroßen Bällen auf sich hat. Schwarz und grau sind sie und wirken, als übernähmen sie die Hauptrolle in einem gigantischen Ballbecken eines Vergnügungsparks. Über eine Fläche von 4000 Quadratmetern erstrecken sie sich, das entspricht etwa einem halben Fußballfeld. Um einen Erwachsenenspielplatz handelt es sich bei der Ballansammlung aber nicht, denn auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Bälle systematisch in Reih und Glied angeordnet sind und durch eine Gitterkonstruktion zusammengehalten werden. "Sie sind Bestandteil der Deckenkonstruktion", sagt Bauleiter und Diplom-Ingenieur Thomas Alde. Seit 20 Jahren arbeitet Alde auf Baustellen in Deutschland, dieses Verfahren ist für ihn aber auch neu.

Deckenkonstruktionen aus reinem Beton bringen bei großen Flächen einen Nachteil mit. Durch das Gewicht des Betons biegt sich die Decke zur Mitte hin durch. "Je nach Spannweite können das schon mal drei bis vier Zentimeter sein", sagt der Bauleiter. Folge: Der Fußbodenaufbau wird um ein vielfaches erschwert, denn ein einheitlicher Dämmstoff kann nicht verwendet werden. "Wir haben einen höheren Aufwand, da wir mit Hilfe des Dämmstoffs versuchen, die Biegung auszugleichen", erklärt Alde. Die sogenannten Cobiax-Bälle sollen dagegen eine Durchbiegung minimieren, auf Beton verzichtet das neuartige Verfahren aber nicht.

Zwei Decken sollen in der künftigen Königshof Galerie auf diese Weise entstehen. Grundlage bildet ein Holzgerüst, darauf wird ein großer Korb befestigt. Die Cobiax-Bälle sind dabei einzeln in das Korbgeflecht eingearbeitet und haben damit nur noch wenig Bewegungsspielraum. Jetzt ist der Beton an der Reihe, der in zwei Arbeitsschritten eingegossen wird. "Wer in einem Schwimmbad schon mal versucht hat, einen Ball unter Wasser zu drücken, weiß, dass er schnell wieder an die Oberfläche will", sagt Alde. Beton hat den gleichen Auftrieb wie Wasser, deswegen kann er nur nach und nach eingearbeitet werden. Der erste Schritt verbindet eine sieben Zentimeter dünne Schicht Beton mit der unteren Seite des Gerüsts. "Jetzt heißt es warten, denn der Beton muss abbinden", erklärt der Bauleiter. Die zweite Schicht folgt und die Cobiax-Bälle verschwinden unter der Masse. "Die Ball-Decke hat wie eine normale Betondecke eine Dicke von 40 Zentimeter, wird durch die Plastikkugeln aber wesentlich leichter", sagt Alde. "Einige Bälle werden übrigbleiben", erzählt er. Kinder und Passanten können sich nach Beendigung der Deckenarbeiten gerne ein Andenken für Zuhause mitnehmen.

(esc)
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