Kleinkunstreihe im Road Stop startet Beifallsstürme für Beckmann und Grieß

Mettmann · Gelungener Auftakt der neuen Kleinkunstreihe im Road Stop. Klassische Musik wird mit modernen Tönen gemischt.

 Kleinkunst im Road Stop: Timm Beckmann (vorne) und Markus Grieß sorgen für einen sehr unterhaltsamen Abend.

Kleinkunst im Road Stop: Timm Beckmann (vorne) und Markus Grieß sorgen für einen sehr unterhaltsamen Abend.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Beethoven war taub. Aber er war auch ein Meister der Sinfonie, der pompösen Musik. Deshalb ist es verständlich, dass ihm sein Stück „Die Wut über den verlorenen Groschen“ peinlich war. Selbst für den absoluten Klassik-Laien nachvollziehbar war die Demonstration von Timm Beckmann, der nicht nur die 5. Sinfonie – „hier klopft das Schicksal an die Tür“ diesem heiter beschwingten Stück – „wenn das hier klopft, sagt man: och nee, ich komm allein zurecht“ – gegenüberstellte, sondern es auch schaffte, gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Markus Grieß von Beethoven über einige Verballhornungen wie „Flipper, Flipper, ruft’s aus dem Wald“ bis hin zum Hit „Zombies“ von den Cranberrys zu kommen.

Denn allen Musikstücken ist eins gemeinsam: die kleine Terz, die von vielen klassischen und modernen Komponisten als Kuckucksruf verewigt wurde. Doch auch jeder Ruf der Mutter nach ihrem Kind erfolgt in der kleinen Terz, was Timm Beckmann zum Schluss brachte: „Vor der kleinen Terz sind alle Menschen gleich.“

Vor einem bis auf den letzten Platz mit „Mettmannesen“ besetzten Saal gab das Duo „Beckmann-Griess“ am Nikolausabend einen fulminanten Auftakt in die neue Kleinkunstreihe „Beckmann präsentiert …“ im Road Stop Neandertal. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein – musikalisch gesehen.

Da ist der studierte Musiker und Musikpädagoge Timm Beckmann, der seine Liebe zur klassischen Musik offen auslebt, und der Autodidakt und E-Gitarren-Liebhaber Markus Grieß, der nicht nur für musikalisches Schwermetall sorgt, sondern auch eine äußerst amüsante „Carmen“ abgibt.

Gemeinsam bringen sie ein Programm auf die Bühne, das genauso überraschend wie unvorhersehbar ist. Dabei mischen sie klassische Musik – heute überwiegend das Interessengebiet der älteren Generation – mit allem, was die jüngere Generation gut findet: Pop, Rock, Filmmusik oder Heavy Metal. Und das würzen die beiden dann noch mit staubtrockenem Humor und niveauvollen Albernheiten.

So schaffen sie es, die Generationsgrenzen vollkommen aufzulösen und ein Programm auf die Beine zu stellen, das in keinster Weise schubladenkonform ist. Sogar die Fußballfans kommen auf ihre Kosten, wenn „Beckmann–Griess“ untersuchen, welche Nationalhymne denn „Weltmeister-fähig“ ist. Die deutsche ist es jedenfalls nicht. Und eigentlich ist die Melodie auch gar nicht deutsch. „Die wurde von Haydn geklaut“, stellt Beckmann klar, „dem österreichischen Komponisten.“ Der wiederrum hat sie von einem kroatischen Morgenlied geklaut. „Wenn also Alice Weigel und Konsorten das nächste Mal laut die Nationalhymne singen, regen Sie sich nicht auf, denken Sie einfach dran, dass die da eigentlich ein kroatisches Morgenlied singen“, riet Beckmann.

Dann schlug das Duo vor, statt der vielen Nationalhymnen besser eine Hymne für alle Menschen zu singen, wie eben die Europahymne, in der es heißt: Alle Menschen werden Brüder. „Beckmann–Griess“ sorgten mit ihrem Programm „Was soll die Terz?“ für einen äußerst kurzweiligen Abend im ansprechenden Ambiente des „Road Stop Neandertal“. Das Publikum dankte den Künstlern mit stehenden Ovationen.

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