Kreis Mettmann Klatsch, Tratsch und Boulevard im Museum

Kreis Mettmann · Das Oberschlesische Landesmuseum zeigt historische Fotografien des europäischen Hochadels beim Kostümball.

Wer wissen will, was es von den Reichen und Schönen Neues gibt, begibt sich auf den Boulevard der Eitelkeiten und schaut sich Hochglanzbilder in entsprechenden Illustrierten an. Oder geht ins Museum. Das Oberschlesische Landesmuseum (OSLM) auf der Bahnhofstraße bietet mit seiner Ausstellung von "Kleopatra bis Nelson" einen besonderen Beitrag. Gezeigt werden knapp 50 Fotografien des europäischen Hochadels.

"Gezeigt werden Bilder, die auf dem Devonshire House Ball entstanden", wie Melanie Mehring vom OSLM sagt. Der wurde 1897 zu Ehren des diamantenen Thronjubiläums der Königin Victoria gegeben. "Eingeladen war die Hautevolee", weiß sie, etwa 300 Hochwohlgeborene tummelten sich auf dem Fest. Unter ihnen Edward VII, jener Sprössling des britischen Königshauses, der später durch eine sagenhafte Beziehung zu einer gewissen Wallis Simpson und einen noch sagenhafteren Thronverzicht von sich Reden machte.

"Er hat sich anlässlich des Kostümballs als Großmeisters des Malteserordens zurechtgemacht", beschreibt Mehring das imposante Bild, das zu sehen ist. Ein bestickter Mantel mit überdimensioniertem Maltester-Kreuz schmückt ihn, dazu trägt der Prinz einen Riesenhut mit noch größerer Feder. Ein typisches Outfit für einen solchen feierlichen Anlass, wie Mehring sagt, "jedwedes Kleidungsstück ist opulent mit Diamanten und Perlen übersät. Da hat sich wirklich keiner lumpen lassen." Auch Winston Churchills werte Frau Mutter ist auf einer der Abbildungen zu sehen. Sie hatte sich als Kaiserin Theodora von Byzanz zurechtmachen lassen. Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte. "Nicht nur wegen der Verkleidung" ausführlich betextet erklären die jeweiligen Bildunterschriften viel von dem, was heute "Juicy gossip" genannt wird. So wie beim Großfürst Romanow, der seine offizielle Italienreise genutzt hatte, um sich dort heimlich zu vermählen. Und war das nicht schlimm genug, heiratete er auch noch unstandesgemäß. "Deshalb durfte er nicht zurück nach Russland, sondern lebte fortan in England."

Er war einer der Gäste besagten Devonshire House Balls, anno 1897. Dokumentiert hat dieses Fest das Lafayette-Fotostudio mit einem mobilen Atelier. So ist die Ausstellung nicht bloß ein Potpourri fantasievoller Verkleidungen. Die Bilder sind Zeitdokumente einer Epoche, in denen jedes einzelne Abbild eine besondere Inszenierung war. Damals wurde nicht wild drauflosgeknipst und dann aus einem digitalen Speicher gelöscht. Damals waren Abzüge eine Kostbarkeit.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 26. Juli, um 15 Uhr eröffnet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort