Gutachten wird derzeit erstellt Heilig Geist könnte Denkmal werden

Im 50. Jahr der Grundsteinlegung wird die Denkmalwürdigkeit der Kirche an der Brechtstraße geprüft. Auch Sanierungsarbeiten stehen an.

 Der markante Turm des 1969 im Stil des Brutalismus erbauten Ensembles wirkt massiv, aber auch verspielt.

Der markante Turm des 1969 im Stil des Brutalismus erbauten Ensembles wirkt massiv, aber auch verspielt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Man kann die Betonkirchen aus den 60er Jahren lieben oder hassen, nur ignorieren kann man sie nicht. Dafür sind sie einfach zu auffällig. Das gilt auch für die katholische Kirche Heilig Geist in Sandheide, deren markant verschachtelter Turm unweigerlich die Blicke auf sich zieht.

Das Ensemble mit Kindergarten, Wohnungen und platanenbeschirmtem „Dorfplatz“ an der Brechtstraße wurde 1969 nach Entwürfen des für skulpturale Bauten aus Beton bekannten Architekten Gottfried Böhm erbaut. Er hat auch den berühmten Mariendom in Velbert-Neviges entworfen, der als ein Musterbeispiel für Sakralbauten im Stil des in den Jahren 1967 bis 1969 angesagten Brutalismus’ gilt. 

Der Begriff, abgeleitet von dem französischen Ausdruck „béton brut“ für „roher Beton“, beschreibt den bevorzugten Werkstoff der Zeit und nicht etwa eine wuchtige Bauweise, wie manchmal vermutet wird. Eine solche Beschreibung würde auf Heilig Geist auch gar nicht zutreffen. Trotz des martialisch anmutenden Materials wirkt sie mit ihren Verschachtelungen und der aufwändigen, grün gestrichenen Stahlkonstruktion, die den Innenraum dominiert, luftig und verspielt.

Der Gemeinde ist sie jedenfalls ans Herz gewachsen, berichtet Pfarrer Christoph Biskupek. Aktuell stehen kostenträchtige Sanierungen an, Dach und Fenster sind überholungsbedürftig. „Wir heizen uns zu Tode und brauchen Doppelverglasung, um Energie sparen zu können“, erläutert Biskupek. Würde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt, kämen auf die Gemeinde noch größere Investitionen zu. Aber der Schutz wäre „gut fürs Ensemble“, unterstreicht der Pfarrer.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn nach einem Ortstermin von Stadt, Denkmalschutzbehörde und dem Landschaftsverband Rheinland sei die „perfekt erhaltene“ Kirche als würdige Kandidatin für Denkmalschutz bewertet worden, teilte Stadtsprecher Thomas Laxa auf RP-Anfrage mit. Entschieden sei aber noch nichts. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege erarbeitet gerade ein Gutachten und lässt sich dabei nicht in die Karten schauen.

Pfarrer Biskupek ist optimstisch: „Bei Denkmalschützern gibt es momentan den Trend, auch Gebäude aus den 50er und 60erJahren für erhaltenswert zu erklären. Diese Bauten kommen jetzt in die Jahre. Aus Kostengründen besteht die Gefahr, dass sie eher abgerissen als saniert werden. Genau das soll der Denkmalschutz verhindern.“

 Pfarrer Christoph Biskupek im Innenraum der Kirche, den eine Bäume symbolisierende, grün gestrichene Stahlkonstruktion prägt.

Pfarrer Christoph Biskupek im Innenraum der Kirche, den eine Bäume symbolisierende, grün gestrichene Stahlkonstruktion prägt.

Foto: Koehlen, Stephan (teph)
 Den Boden zieren – blumenförmig angeordnete –Biberschwanz-Fliesen, die sich auch auf Altar, Taufbecken und Tabernakel wiederfinden.

Den Boden zieren – blumenförmig angeordnete –Biberschwanz-Fliesen, die sich auch auf Altar, Taufbecken und Tabernakel wiederfinden.

Foto: Cordula Hupfer
 Grau trifft Gold: Beton-Nische mit Marienbildnis und Blumen.

Grau trifft Gold: Beton-Nische mit Marienbildnis und Blumen.

Foto: Cordula Hupfer

An Abriss denkt in Sandheide niemand, dort wird weiterhin in Beton gebetet, rund um den Altar und mit weit geöffneten Vorhängen vor bodentiefen Fenstern. Nur „für ganz sensible Bratschen“, sagt Pfarrer Biskupek, würden bei Konzerten schon mal die Vorhänge geschlossen. Sonst gelte das Prinzip „offenes Haus“.

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