Mettmann Jungen müssen auch mal raufen

Düsseldorf · Norman Göres (28) arbeitet als Erzieher in der Offenen Ganztagsschule des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Mettmanner an der Grundschule Gruitener Straße. Er ist der einzige Mann in diesem Beruf in der Kreisstadt. Grundschulkinder sollten mehr gefördert werden, meint er.

Das Bild hat Seltensheitwert: Die Schule ist aus, viele Kinder der Grundschule am Neandertal gehen in die Ganztagsbetreuung im selben Gebäude und werden dort – nein, nicht von ihrer Erzieherin, sondern von ihrem Erzieher empfangen: Norman Göres (28) ist seit eineinhalb Jahren als sozialpädagogischer Mitarbeiter der Ogata "Neanderhöhle" in der Trägerschaft des SKFM beschäftigt. "Soweit ich weiß, bin ich der einzige Erzieher in der Stadt und auch im Umkreis. Ich kenne jedenfalls keinen anderen", erzählt der junge Mann.

Mehr männliche Pädagogen bereits im Kita- und Grundschulalter – diese Forderung wird in jüngster Zeit immer öfter gestellt. Doch bei Norman Göres waren es weniger gesamtgesellschaftliche Postulate, sondern einfach die persönliche Berufung, die ihn schließlich zur Ogata an der Gruitener Straße führte – über den Umweg von zwei Semestern Zahnmedizin und einem abgeschlossenen Lehramtsstudium für die Grundschule. Doch selbst in diesem Beruf steht seiner Meinung nach zu wenig das Kind im Mittelpunkt. Und so wurde er schließlich Erzieher im sozialpädagogischen Bereich. Zwischenzeitig sammelte Göres Erfahrungen in der Jugendarbeit in Wuppertal-Vohwinkel in einem sozial schwierigen Umfeld, wo er unter anderem mithalf, Integrationsfeste zu organisieren.

Durch Zufall stieß er schließlich zu Ogata Neanderhöhle, wo die SKFM gerade Verstärkung im Erzieherbereich suchte. Für Norman Göres genau die richtige Anstellung: "Da steht das Kind im Zentrum des Interesses und nicht der Lehrstoff. Denn ich möchte mich dafür einsetzen, Kinder stark zu machen, indem man sie individuell fördert und auch fordert."

Und das gestaltet sich bei einem männlichen Erzieher offenbar doch etwas anders als bei den weiblichen Kollegen: "Ich glaube, die Kinder hier sind froh, auch mal einen Mann als Gegenüber zu haben. Das ist letztlich genauso wie in der Familie. Als Mann sieht man vielleicht so manchen Konflikt etwas lockerer. So gehe ich nicht gleich bei jeder Rauferei dazwischen", berichtet Göres. "Jungen brauchen – anders als Mädchen – einen gewissen Freiraum, um ihre Kräfte zu messen", ist Göres überzeugt. "Und dazu gehört die Erfahrung, dass einem dann auch mal jemand wehtut. Aber natürlich greife ich auf der anderen Seite auch durch. Grundsätzlich versuche ich, in meiner Erziehungsarbeit konsequent zu sein."

Erst kürzlich hat Göres, der an der Fachschule für Sozialwesen in Gerresheim im Ausbildungsbeirat sitzt, eine Fortbildung unter dem Motto "Wilde Jungs" absolviert. Und dann eine AG zum selben Thema in seiner Ogata angeboten: "Wie ticken Jungen?". "Da ging es darum, gewisse Regeln spielerisch zu lernen." Denn seiner Ansicht nach nehmen die "sozialen Defizite" bei den Kindern zu: "Und das ist oft hausgemacht." Allgemein wünscht er sich eine größere Wertschätzung und bessere Unterstützung des Grundschulbereichs: "Es bräuchte offene Ganztagsklassen mit je einem Lehrer und einem Sozialpädagogen. So könnten viele Probleme behoben werden. Denn jedes Kind hat sein Potential. Es wird oft nicht ausgeschöpft."

(RP)
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