Erkrath Jugendliche reden mit Merkel

Erkrath · Interview mit Inga Driller (16) und Fabrice Eberle (16) vom Gymnasium am Neandertal. Die beiden Schülerinnen nehmen mit acht Mitschülern am Projekt "Jugenddialog" teil.

Zehn Schüler des Gymnasiums am Neandertal nahmen am Jugenddialog in Berlin teil. Die zuvor in den Zukunftswerkstätten entwickelten Ideen zu den Bereichen Bildung, Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft stellten sie dann Bundeskanzlerin Angela Merkel vor. Die Schüler Inga Driller (16) und Fabrice Eberle (16) waren mit dabei im Kanzleramt.

Wie war die Atmosphäre während des Dialoges mit Angela Merkel?

Driller Es war eine sehr entspannte Atmosphäre. Das Gespräch verlief nicht so sehr auf politischer, sondern mehr auf persönlicher Ebene. Sie hörte uns aufmerksam zu, und versuchte auf fast alle Vorschläge einzugehen. Am Anfang waren wir etwas aufgeregt. Aber dadurch, dass sie mit uns auf Augenhöhe gesprochen hat, legte sich die Aufregung schnell. Jeder konnte sich einbringen und konkrete Beispiele aus der eigenen Schule vorstellen oder Verbesserungsvorschläge machen. Wenn sie anderer Meinung war, dann hat sie es auch gesagt.

Was waren die Hauptforderungen, die ihr gestellt habt?

Driller Im Bereich Bildung hatten wir gesagt, dass wir uns wünschen würden, dass mehr in die Bildung investiert wird. Man sagt ja immer: "Wir sind Deutschlands Zukunft", deswegen sollte man auch dort ansetzen. Zum Thema: bessere Integration von jungen Ausländern, hatten wir den Vorschlag der anonymen Bewerbung gemacht. Frau Merkel sagte dann auch, dass sie das Gefühl hatte, dass uns das am meisten interessiert und sie deswegen darüber nachdenken würde.

Bei welchen konkreten Punkten war sie mit euch nicht einer Meinung?

Eberle Wir hatten zum Beispiel im Bereich Umweltpolitik das Thema erneuerbare Energien und Ausstieg aus der Atomkraft angesprochen. Sie hat es dann jedoch mit den Worten "Wer soll das bezahlen?" relativ schnell abgefertigt. Im Bereich Wirtschaft kamen die ausgearbeiteten Modelle zum Weg aus der Eurokrise auch nicht zur Diskussion.

Was waren eure Erfahrungen im Austausch mit den Schülern der anderen Schulformen?

Eberle Meine Erfahrung war sehr positiv, da wir dadurch sehen konnten, welche Probleme sich im Bereich Bildung in den verschiedenen Bundesländern überschneiden, und an was wir gar nicht gedacht hatten. Außerdem war es sehr interessant zu sehen, welche Meinungen über die verschiedenen Bereiche existieren.

Welche Erfahrungen habt ihr für euch persönlich daraus mitgenommen?

Driller Es war ein spezielles und einmaliges Erlebnis, die Bundeskanzlerin zu treffen. Doch gelernt haben wir besonders durch den Austausch mit den anderen Schulen. Es war interessant festzustellen, wie unterschiedlich die Bildungssysteme in den verschiedenen Bundesländern sind und was für unterschiedliche Probleme sich daraus ergeben. Durch den Austausch konnten wir dann sehen, dass es uns im Vergleich ziemlich gut geht.

Eberle Der Dialog mit der Kanzlerin war auch für mich nur ein Bestandteil des gesamten Arbeitsbereichs. Besonders durch den Austausch mit den anderen Schulen konnten wir sehen, welche Probleme die Jugend generell betreffen und nicht nur regional ein Thema sind.

Glaubt ihr, dass ihr durch den Dialog mit der Bundeskanzlerin etwas bewirkt habt?

Eberle Ich denke schon, dass sie das, was wir ihr gesagt haben, ernst nimmt. Eine Schwierigkeit aber könnte sein, dass viel mit Einzelbeispielen argumentiert wurde. Da ist es natürlich sehr schwer für die Kanzlerin, Bezug auf alles zu nehmen. Sie hat im Endeffekt versucht herauszuhören, was die Hauptprobleme sind und welche Bereiche auch die Jugend interessieren. Ich denke und hoffe, dass sie davon viel mitgenommen hat.

Antonella Corrado stellte die Fragen.

(RP)
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