Mettmann Irgendwie ist Diepensiepen doch fast überall

Mettmann · Als es noch keine Navigationsgeräte gab, waren die Adressen in Diepensiepen nur mit großer Mühe zu finden. Doch ein Stadtplaner aus Mettmann hatte einen ganz besonderen Trick.

Der Mettmanner Diepensiepen? Gefühlt ist er irgendwie überall. Zumindest im Mettmanner Süden entlang der ehemaligen K18 (mittlerweile B 7) heißt beinahe jede Straße so, die links und rechts ins Grüne führt. Irgendwo entlang dieser Nebenstraßen gibt es dann einen Hof, oder vielleicht auch schon mal zwei oder drei.

Alles kein Problem, seit man sich per Navi sicher zum Ziel leiten lassen kann. Aber wie um Himmelswillen ist man wohl früher dort angekommen, wo man eigentlich hin wollte? Die Urlaubsvertretung des Postboten - verschollen im Nirwana? Der Besuch kommt erst an, wenn der Kaffee schon kalt ist? Oder die buckelige Verwandtschaft ruft verwirrt aus Ratingen an, weil es dort auch einen Diepensiepen gibt?

Dass es in längst vergangenen Zeiten nicht so leicht gewesen sein dürfte, sich in der ehemaligen Honschaft "Diepensiepen" zurechtzufinden, weiß auch Kurt Werner Geschorec.

Der Mettmanner Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Umwelt und Bau sitzt seit 26 Jahren an seinem Schreibtisch und hatte daher auch schon in Vor-Navi-Zeiten etliche Dinge zu verwalten, die den Diepensiepen betrafen. Oder auch die Außenbürgerschaft, Obmettmann oder Obschwarzbach - wo man sich ähnlich gut verirren kann. "In den ersten Jahren meiner Dienstzeit habe ich Kassetten mit Wegbeschreibungen besprochen", erinnert sich Geschorec. Das habe sich dann in etwa so angehört: Hinter dem Rewe-Markt rechts und dann geradeaus. So habe man sich zurechtfinden und miteinander über die Örtlichkeiten verständigen können. Zumindest solange, wie der Supermarkt "Rewe" hieß und nicht Aldi, Lidl oder wie auch immer. Dieses Hin und Her mit dem Diepensiepen kennt auch Lothar Blümel - zumindest aus den Erzählungen der Großmutter. Denn die wohnte einst dort und durfte zuschauen, wie sich immer wieder die Adresse änderte. "Mal gehörte das Haus zu Mettmann, dann wieder zu Gruiten", erinnert sich der Mettmanner.

Ein Dilemma, dass auch der Gruitener Hobbyhistoriker Lothar Weller kennt: "Der südliche und östliche Teil des Diepensiepens hatte schon früh starke Verbindungen nach Gruiten, weil es einfach näher lag als Mettmann." In Anlehnung an den Heimatautor Horst G. Hütten spricht Weller von 30 Verbindungswegen zwischen den Höfen, die es damals im Diepensiepen gegeben habe.

Und nicht nur das: Es gab dort sogar eine Freiwillige Feuerwehr, die im Jahre 1927 ihr hundertjähriges Bestehen feiern durfte. Für die Diepensiepener Kinder gab es zwei Schulen, zum geselligen Beisammensein traf man sich in der "Hufe". Dort wurde auch schon mal so heftig gekegelt, dass die Kugel die hintere Bretterwand durchschlug und dann auf der Kuhweide des Bauern Lünenburg gesucht werden musste. Und wer sich jetzt noch fragt, was Diepensiepen überhaupt heißt, soll natürlich nicht ohne Antwort bleiben. "Diepen bedeutet tief und Siepen das Tal", weiß Kurt Werner Geschorec. Womit wir wieder am Anfang unserer Geschichte angelangt wären. Denn ein tiefes Tal kann inmitten des Neandertals beinahe überall sein.

(magu)
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