Erkrath Internat mit Disziplin und Laptop

Erkrath · Seit fast 40 Jahren gibt es das Bergische Internat auf Gut Falkenberg. Jetzt eröffnete Gründer und Schulleiter Bernd Kesseler eine Dependance in Velbert in der Villa Wewersbusch. "Die Lehrer sind streng und konservativ – aber sehr lieb zu den Kindern", sagt der Chef.

Bernd Kesseler ist stolz darauf, dass sein Internat ein bisschen etwas Gestriges hat. Das idyllische Gut Falkenberg, mitten in grüner, niederbergischer Landschaft in Hochdahl gelegen, soll eine Insel sein für Schüler mit Mobbingerfahrungen, Schulmisserfolgen, für Kinder, die im normalen Unterrichtsalltag mit unüberwindbaren Hindernissen zu kämpfen haben. Das Bergische Internat hat noch etwas von der heilen Welt zu Zeiten der Feuerzangenbowle. "Die Lehrer sind streng und konservativ – aber sehr, sehr lieb zu den Kindern", sagt Schulleiter und Gründer Bernd Kesseler, selbst Lehrer der Sekundarstufe I und II.

Der Mann, der vor fast 40 Jahren eine Privatschule in Erkrath gründete, weil keine staatliche Schule seinen Ansprüchen genügte, hat großen Zulauf. Wenn im August das neue Schuljahr beginnt, sind 200 Jungen und Mädchen im Bergischen Internat angemeldet. "Die Nachfrage ist so groß", sagt Kessler, "dass wir im August ein zweites Internat in Velbert-Langenberg eröffnen."

17 Lehrer für 200 Kinder

Er freut sich schon auf den Neustart: "Das ist ganz schick da, so eine Art englisches Internat mit einem zwei Hektar großen Park drum herum und Platz für 150 Kinder", schwärmt er über die alte Villa Wewersbusch. 45 Angestellte, darunter 17 Lehrer, bringen zurzeit die 200 Mädchen und Jungen auf Gut Falkenberg ab Klasse fünf zur Fachoberschulreife. Vom letzten Jahrgang mit 42 Schülern haben 41 ihr Ziel erreicht, sagt Kesseler. Ein Drittel der Absolventen mache in der Regel noch das Voll-Abi – bisher in Zusammenarbeit mit der Herderschule in Wuppertal und in Zukunft mit der Privatschul-Dependance in Langenberg.

Gutes Benehmen und Disziplin sind für Kesseler ein wichtiger Erziehungs-Aspekt: Mützen und Kappen werden an der Internatstür abgenommen. Jeder Lehrer wird mit Namen gegrüßt. Väter, die zum Gespräch mit dem Schulleiter mit Baseball-Kappe erscheinen, sind Kesseler ein Greul. "Wie sollen sich da die Kinder benehmen können", sagt er kopfschüttelnd. "Hier werden noch alte Wertvorstellungen weitergegeben." Dass solche Worte aus dem Mund eines 68ers erstaunen, ist dem forschen Schulleiter bewusst. "Ja", sagt der dynamische Mann, "ich war mal ganz links, habe dann aber schnell gemerkt, dass antiautoritäre Erziehung nicht wirklich funktioniert."

Den Internatskindern, die hinter gemütlichem Fachwerk in kleinen Klassen unterrichtet werden, scheint klar zu sein, dass sie sich an die Regeln auf Gut Falkenberg halten müssen.

Das heißt: Hausaufgaben machen, Vokabeln lernen, die Zimmer aufräumen, nur zu dritt Ausflüge ins Städtchen unternehmen und um 21 Uhr zu Hause sein. Wer Drogen nimmt, fliegt, und zwar umgehend. Aber auch derjenige, der andere mobbt.

Schüler wehren sich

In der Mathe-Klasse von Michael Löser demonstriert Kesseler, dass er auch Wert darauf legt, dass seine Schüler, sich wehren können, wenn es darauf ankommt. Unvermittelt fasst er ein Mädchen an der Schulter an, das wie aus der Pistole geschossen kontert: "Lassen Sie das bitte, Herr Kesseler, ich mag das nicht!". "Sehen Sie", sagt der Schulleiter, "so muss das sein. Das kann hier jeder. Und darauf bin ich stolz." Während Tageskinder 500 Euro im Monat bezahlen, kostet das Wocheninternat 1300 Euro inklusive Übernachtung und Unterricht. Computer, Flachbildschirme und iPads gehören zu den Lehrmitteln. "Da sind wir ganz modern", sagt der Pädagoge.

Für Freizeitbeschäftigung ist gesorgt: Reiten, Tennis, ein eigenes Segelboot am Unterbacher See, Theater- und Kinobesuche, Computerkurse und eine schuleigene Band gehören zum Angebot.

(RP)
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