Wülfrath Kunstverkauf lockt viele Besucher an

Wülfrath · Zwei Wülfrather Künstlerinnen brauchen Platz für Neues und haben am Wochenende einen Großteil ihrer Exponate der vergangenen Jahre veräußert.

 Kunst hat viele Seiten: Marlene Renn probiert bei Künstlerin Rosemarie Stoppelkamp (r.) einen Schal.

Kunst hat viele Seiten: Marlene Renn probiert bei Künstlerin Rosemarie Stoppelkamp (r.) einen Schal.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Rosemarie Stoppelkamp wirkt erschöpft, müde nimmt sie auf einem Stuhl Platz, trinkt einen Schluck Kaffee. „Die letzten Wochen waren anstrengend“, sagt sie. „Ich musste auswählen, was verkauft werden kann, herumräumen, vorbereiten, das kostet Kraft. Und geschlafen habe ich heute Nacht auch nicht viel.“ Nun sitzt die 72-jährige Künstlerin in ihren privaten Räumen und beobachtet mit ruhiger Mine, wie die Besucher ihre Kunstwerke betrachten, über handschmeichelnde Holzskulpturen streicheln, mit gerunzelter Denkerstirn ein Leinwandbild mit etwas Abstand betrachten oder in dem Ordner mit den feinen Radierungen blättern.

„Diese Vielseitigkeit beeindruckt mich“, lobt Besucherin Annette Clevenhaus und ist vor allem von den quadratischen Spiegeln mit den  bemalten Holzrahmen begeistert. „Stück = 5 Euro, für Kinder = 0 Euro“ steht daneben. Eine Frau lacht. „Hätte ich das gewusst, hätte ich meine Enkel mitgebracht.“

Annette Clevenhaus nimmt gleich zwei Spiegel „einen für meine Nichte, die jetzt gerade nach Münster zum Studieren gezogen ist“, einen für sich selbst. Dann entdeckt die Gruitenerin den Stand mit den bunten Seidentüchern, ist schockverliebt in eins, in dem verschiedenste Blau-Türkis-Töne ineinander verlaufen. „Da sind alle Meeresfarben vertreten, von Pazifik bis Ostsee“, schwärmt sie laut und schlingt das Tuch um den Hals, es harmoniert perfekt mit ihrer Augenfarbe. Ein Pärchen möchte eins der Leinwandbilder erstehen, 70 Euro kostet es, 20 Prozent  davon gehen an die Kinderhospizstiftung Bergisches Land, genau wie auch bei all den anderen verkauften  Kunstwerken. „Das ist ein wunderbarer Preis und sein Geld auf jeden Fall wert“, freut sich die Käuferin. In der Küche sitzen Besucher beieinander, freuen sich über Kaffee und Kekse, eine kleine Katze liegt auf einem Kissen auf dem von Pflanzen bewucherten Balkon und schläft. „Ich bin wirklich erstaunt, wie viele bereits hier waren“, sagt Rosemarie Stoppelkamp und erklärt, was die roten Punkte auf einigen Exponaten zu bedeuten haben. „Liese hat die Kunstwerke damit markiert, die sie auf gar keinen Fall verkaufen möchte.“

Künstlerin Liese Berthauer lebt und arbeitet gemeinsam mit Rosemarie Stoppelkamp – nun aber ist sie für einige Wochen  in Amerika zu Besuch bei Tochter und Enkeltochter. „Sie wollte schon damals unseren jährlichen Winterbasar nicht weitermachen und diese Aktion hier ist auch ein bisschen zu viel gewesen“, erklärt Rosemarie Stoppelkamp. Dann zeigt sie den neuen Besuchern die Räume, wo genau sie welche Kunst finden. „Die Arbeit mit Holz bedeutet für mich immer Kraft, Anstrengung, Dynamik“ beschriebt es die Künstlerin mit Blick auf die Vogelskulpturen im Wintergarten, „Acrylmalerei etwa hat dagegen etwas Meditatives.“

Mit dem Abverkauf wollen die beiden Frauen sich Platz schaffen für Neues, für neue Ideen, neue Exponate. Die Angebotsvielfältigkeit beeindruckt viele Besucher. „Man kennt es, dass jemand nur malt oder nur fotografiert oder nur radiert, hier findet man alles, das ist schon unglaublich“, staunt  ein Besucher, eine Frau nickt zustimmend. „Ich war schon vor Jahren mal hier, als die Künstlerinnen noch Wintermärkte veranstaltet haben. Als ich das jetzt in der RP gelesen habe, dass sie wieder Werke veräußern, habe ich mich unheimlich gefreut.“

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