Mettmann In die Gesellschaft eingliedern

Düsseldorf · Der Blinden- und Sehbehindertenverein für den Kreis Mettmann bietet ab Mai eine Sprechstunde für Betroffene und Angehörige an. Erfahrungsaustausch ist dem Verein wichtig.

80 Prozent der Wahrnehmung seiner Umwelt wickelt der Mensch übers Sehen ab. Wenn diese Möglichkeit durch Blindheit oder Sehbehinderung wegfällt oder eingeschränkt ist, werden ganz alltägliche Abläufe zum Problem.

Der Blinden- und Sehbehindertenverein für den Kreis Mettmann bietet daher ab Mai eine Sprechstunde für Betroffene und Angehörige an, in denen er über Hilfsmittel, finanzielle Möglichkeiten und Freizeitbeschäftigungen informiert. Außerdem nehmen sich die qualifizierten Berater der Seelsorge an. "Viele Betroffene und Angehörige kommen fix und fertig zu uns. Wichtig ist es, ihnen zuzuhören und sie aufzubauen.", sagt Gislaene Kramer, Beraterin im BSV und selbst Angehörige eines Sehbehinderten.

Keine Kennzeichnung

"Der Erfahrungsaustausch und die Eingliederung in eine Gemeinschaft ist uns sehr wichtig." Im Kreis Mettmann gibt es 486 Personen mit Schwerbehindertenausweis, der eine Erblindung einschließt. Bei dieser Zahl sind Sehbehinderte noch nicht eingeschlossen. Mit 57 Mitgliedern hat der Verein also nur einen kleinen Teil erfasst. "Wir hoffen auf größere Resonanz durch die Sprechstunde", sagt Tamara Ströter, zweite Vorsitzende des BSV und Beraterin in Velbert, die selbst Betroffene ist.

Viele Menschen unterließen es, sich in der Öffentlichkeit und im Straßenverkehr durch Armbinde, weißen Stock und Hund mit weißem Geschirr zu kennzeichnen. Ihre Unsicherheit falle auf, lasse sich für Außenstehende aber nicht erklären, was zu gefährlichen Situationen führen könne. Eine umfangreiche Aufklärung sei daher wichtig, so Tamara Ströter. Wer einmal eine Simulationsbrille für Makuladegeneration und Tunnelblick (zwei gängige Augenerkrankungen), aufgesetzt hat, kann sich unter Umständen ansatzweise vorstellen, wie schwierig es wird, einen Kuchen zu Backen oder zu Kochen.

Mut machen

"Dann bricht eine Welt zusammen. Wir wollen den Menschen Mut machen.", sagt Gislaene Kramer. Es gebe viele Hilfsmittel, berichtet Oliver Pahl von der Wohn- und Pflegeberatung der Stadt Mettmann, Kooperationspartner des BSV bezüglich der Mettmanner Sprechstunde. Diese decken vom Bildschirmlesegerät über Hitzebarre und akustischen Füllstandanzeiger bis hin zum Sockensortierer fast alle Bereiche des Lebens ab und können über den Nachteilausgleich oder die Krankenkasse finanziert werden. An einem für Ende Juli geplanten Infotag werden sie im Rathaus ausgestellt. Zur Sprechstunde kann man sich telefonisch anmelden oder spontan erscheinen.

Der Verein bietet telefonische Beratung, während die Wohn und Pflegeberatung Hausbesuche anbietet. Zum Erfahrungsaustausch lädt der Verein an jedem dritten Mittwoch im Monat ab 17 Uhr in den Mettmanner Hof ein.

(RP)
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