Serie: Ich und mein Instrument Klavierspiel gehörte zum guten Ton

Mettmann · Musikschullehrerin Elena Zakharevitch wurde schon im zarten Alter von sechs Jahren auf ein Leben mit der Musik vorbereitet.

 Ein Mädchen aus gutem Hause: Pianistin Elena Zakharevitch an ihrem erklärten Lieblingsinstrument.

Ein Mädchen aus gutem Hause: Pianistin Elena Zakharevitch an ihrem erklärten Lieblingsinstrument.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Als Mädchen aus gutem Hause gehörte Klavierspielen einfach zum guten Ton und so begann für Elena Zakharevitch bereits mit sechs Jahren der Unterricht an einer der zehn Musikschulen in Rostov am Don. Ihre Mutter, Ärztin von Beruf, hatte eigens für die Aufnahmeprüfung eine Musiklehrerin engagiert, die das kleine Mädchen vorbereiten sollte.

Es musste ein Lied gesungen werden, verschiedene Rhythmen geklatscht werden, doch die temperamentvolle Kleine hielt sich nur begrenzt an das Eingeübte: Sie sang einfach ein anderes Lied – ganz spontan und doch erfolgreich. Neben der Schule gehörten vier Unterrichtseinheiten zur Ausbildung: zweimal wöchentlich Klavierstunde, einmal Musiktheorie und einmal Chorgesang.

Nach der mittleren Reife wechselte Elena auf ein Musikkolleg, das zum Abitur führte und gleichzeitig mit dem Diplom als Musikerin endete. Dort hatte sie neben dem Klavierunterricht noch intensive Schulung in Musiktheorie und Musikliteratur und später noch Klavierbegleitung erhalten – ein in Russland hoch geschätztes Fach, das, wie sie meinte, hier in Deutschland nicht so wirklich gleichwertig angesehen wird. Und schon mit 19 Jahren unterrichtete sie ihre ersten Schüler.

Neben ihrer Passion als Pianistin liebte sie schon immer den Chorgesang. So lernte sie in Rostov einen russischen Chorleiter kennen, der gute Kontakte zur Partnerstadt Dortmund hatte. Diese Städtepartnerschaft ermöglichte Elena die erste Begegnung mit Deutschland, eine Chorreise mit dem Kammerchor nach Dortmund. Sie lernte Deutsche kennen, die so liebenswürdig und offen die Gäste vom Schwarzen Meer empfingen, Konzerttermine organisiert hatten, die jungen Leute in ihren Familien aufnahmen. Hier wurden viele Kontakte eingefädelt, die bis heute – man möchte sagen – weltweit lebendig sind.

1988 hat die junge Musikerin ihren Edi geheiratet, einen Maschinenbauingenieur, der aber auch eine musikalische Ausbildung auf dem Knopfakkordeon absolviert hatte. Tja, und dann kam das Jahr 2000. Die politische Situation und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Probleme wurden immer prägnanter und das junge Paar beschloss, mit der kleinen Tochter Marina den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und nach Deutschland überzusiedeln, samt Mutter und Bruder.

Notaufnahme, erste kleine Notwohnung, dann eine Wohnung an der Eidamshauser Straße. So fing das Leben der Familie Zakharevitch in Mettmann an. Marina war sechs Jahre alt, musste ohne Deutschkenntnisse die Schule besuchen, die Arbeitssuche für Eduard war auch nicht einfach und der Verlust der Heimat tat weh. Doch Elena ist ein durch und durch positiver Mensch und hat die große Gabe, auf Menschen zuzugehen.

Dieses Talent, verbunden mit der Musik, konnte nur zum Guten führen. Sie lernte die Chorgemeinschaft Mettmann und deren Leiter August Dreiling kennen und wurde eine der Stützen des Chors. Die Musikschule wurde ihre zweite Heimat, denn ein Klavier hatte sie noch nicht. Karl Heinz Kensche, Roselies Evang, Matthias Röttger, Oleg Pankratz – die Crème der Musiker im Städtchen nahm sie mit offenen Armen auf und half weiter.

Der Treppenabgang in ihrem Haus in Süd, das sie 2008 mit der Familie bezogen hat, ist voll mit Plakaten von Konzerten, an denen sie mitgewirkt hat: Mozart, Brahms, Tschaikowski, Orff, große Namen in der Musikliteratur. Seit einem Jahr hat die engagierte Musikerzieherin auch einen festen Arbeitsplatz an der Städtischen Musikschule.

Mit Hingabe unterrichtet sie dort ihre Fächer Klavier und Harmonielehre und bereitet so manchen ihrer Schülerinnen und Schüler auf die strapaziösen Wettbewerbe bei Jugend Musiziert vor. Stapelweise hängen Dankesbriefe von Schülern und Eltern an einer Pinnwand.

Absolute Sternstunden in ihrem Leben war einmal das Konzert in der Kulturvilla, wo sie als Pianistin mit Aron Proujanski (Tenor) einen russischen Abend glanzvoll gestaltete und die Teilnahme an der Maigala, bei der sie neben Stephen Harrison von der Düsseldorfer Oper große Stimmen der Welt am Flügel begleiten durfte.

Die Heimat, Rostov am Don, ist nicht vergessen. Wenigstens einmal im Jahr fliegen Elena und Eduard Zakharevitch gen Osten, besuchen Freunde, atmen Heimatluft. Aber, wie Elena glücklich sagte: „Wir fliegen immer nach Hause – egal in welche Richtung.“

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