IHK-Konjunkturprognose für den Kreis Mettmann Firmen rechnen erst 2022 mit Besserung

Kreis Mettmann · Corona trübt die IHK-Konjunkturprognose im Kreis Mettmann. Der zweite Lockdown und fehlende Perspektiven stimmen Entscheider von 220 Unternehmen skeptisch. Der Bau boomt. Der Arbeitsmarkt zeigt sich robust.

 Ausnahmefall: Mit 86 Prozent Auslastung erlebt das Baugewerbe aktuell einen Boom.

Ausnahmefall: Mit 86 Prozent Auslastung erlebt das Baugewerbe aktuell einen Boom.

Foto: IG Bau

Die Unternehmen im Kreis Mettmann nehmen die Wirtschaftslage gegenüber Herbst als „leicht verbessert“ wahr. Die Zukunft beurteilen die Entscheider jedoch deutlich pessimistischer als zuvor. Auf Basis dieser beiden Ergebnissen kommt die Industrie- und Handelskammer, IHK, in ihrem aktuellen Konjunkturbericht zu dieser Aussage: „Corona stoppt die wirtschaftliche Erholung im Kreis Mettmann.“ Der aktuelle Lockdown und die Unsicherheit über Zeitpunkt und Umfang von Lockerungen verdüstern bei vielen Inhabern und Führungskräften zurzeit den Blick in die Zukunft. 40 Prozent hätten 2021 bereits abgeschrieben und rechnen erst im kommenden Jahr mit einer Erholung auf das Niveau, das sie vor der Pandemie erreicht hatten.

Auf die Fragen der IHK haben laut deren Angaben 220 Firmen aus dem Kreis Mettmann geantwortet, in den rund 16.500 Menschen arbeiten. Selten habe eine Konjunkturumfrage so zeitnah zur Veröffentlichung der Ergebnisse stattgefunden. Die Antworten stammen aus der Zeit vom 6. bis 19. Januar. Keine Verklärung durch Weihnachtsmilde oder Vor-Lockdown-Hoffnungen.

„Ich warne davor, allein auf die Durchschnittswerte zu schauen. Denn sie verschleiern derzeit das reale Bild“, ermahnte der IHK-Konjunkturexperte Gerd-Helmut Diestler. Das liegt daran, dass die Branchen sehr unterschiedlich durch die Pandemie kommen. Das Baugewerbe erlebt mit einer Auslastung von rund 86 Prozent unverändert einen Boom. Vor allem in den Bereichen Tiefbau und Wohnungsbau gibt es Aufträge zuhauf. Bei der Industrie und den Zulieferern sieht es mit knapp 73 Prozent Auslastung schon weniger gut aus. Und bei Dienstleistern wird es komplett unübersichtlich. Steuerberater profitieren von Corona, denn der Beratungsbedarf ist enorm gestiegen. Hotels, Gaststätten, Einzelhandel liegen am Boden. Alles geschlossen – alles abgesagt – und keine Aussicht auf eine rasche Besserung.

Der IHK-Konjunkturexperte Diestler wagt deshalb diese Vorhersage: Die Krise werde die Wirtschaft so stark beuteln wie zuletzt die Finanzkrise in den Jahren 2008/09. „Es wird nur länger als damals dauern, bis man sich davon erholt hat.“ Droht nach der zweiten Viruswelle nun die Insolvenzwelle – wie manche Wirtschaftsexperten befürchten? Derzeit müssen finanzielle Schieflagen von Unternehmen nicht so rasch angezeigt werden wie zu normalen Zeiten. Das ist eigentlich als Erleichterung für die Unternehmen gedacht. Aus den Daten der IHK-Konjunkturumfrage lasse sich nicht ablesen, dass sich dadurch eine Pleitewelle aufbaut. Im Durchschnitt aller befragten Unternehmen rechnen drei Prozent mit einer baldigen Insolvenz. In der Dienstleistungsbranche – zu der Gaststätten, Hotels und Handel gehören – liegt dieser Angstwert bei deutlich höheren 7 Prozent. Im Bereich der Industrie warnt jedes fünfte Unternehmen vor Lieferengpässen.

Sehr zurückhaltend werden Wirtschaftsvertreter, wenn sie auf ihre Investitionspläne hin angesprochen werden. Handel, Dienstleister und das verarbeitende Gewerbe wollen sich 2021 beim Kauf neuer Maschinen, Anlagen sowie der Modernisierung stark zurückhalten.

Sehr robust zeigt sich laut der IHK-Konjunkturprognose der Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann. Hier bestätigt die IHK Umfrage die jüngsten Aussagen der Arbeitsagentur im Kreis Mettmann: „Die Firmen sind bemüht, ihre Fachkräfte möglichst im Unternehmen zu behalten“, beobachtet der Leiter der IHK-Zweigstelle Marcus Stimmler.

Die bislang jüngsten Zahlen für die Kurzarbeit stammen aus dem September 2020 – und bilden den aktuellen Lockdown nicht ab. Demnach waren 15.517 Menschen in 1749 Betrieben tatsächlich in der Kurzarbeit.

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