Mettmann Hund Paul arbeitet als Konflikttrainer

Mettmann · Er beherrscht mehr als 500 Kommandos, bleibt immer freundlich und bringt Kindern bei, cool zu bleiben. Hund Paul bringt Grundschulkindern bei, wie sich Konflikte gut lösen lassen.

 Schülerin Zoey macht Hund Paul mit einem Handzeichen deutlich, dass er gerade nicht nach seinem Spielzeug schnappen darf.

Schülerin Zoey macht Hund Paul mit einem Handzeichen deutlich, dass er gerade nicht nach seinem Spielzeug schnappen darf.

Foto: Janicki

Daniel und Arthur kämpfen um eine leere Plastikflasche. Der eine will sie auf jeden Fall behalten, dreht und windet sich, während der andere versucht, sie ihm aus den Händen zu reißen. Die beiden Jungen lachen, schließlich ist die Streitsituation nur gespielt. Doch im Alltag kann unter den Schülern aus einem kleinen Konflikt schnell ein großer Streit werden. "Wie kommt es denn zu dieser Auseinandersetzung?", fragt Hundetrainer Oliver Fredrich in die Runde. Die Kinder kommen schnell auf die Lösung. "Die beiden reden gar nicht miteinander!" Reden hilft. Um das den Kindern noch deutlicher zu machen, hat Oliver Fredrich eine tierische Verstärkung mitgebracht: Paul, einen Australian Shepherd Hund. Seit fast vier Jahren kommt Fredrich regelmäßig mit seinen Hunden in die Offene Ganztagsschule der Grundschule an der Herrenhauser Straße.

Wenn der Trainer Paul sein Spielzeug gibt, läuft es nicht anders als in der von den Kindern gespielten Situation: Paul macht keine Anstalten, es wieder herzugeben. Da können die Kinder an dem Spielzeug ziehen, wie sie wollen, der Hund hat sich festgebissen. Doch bald stellen die Jungen und Mädchen fest: Ein kleines Wort kann helfen. Ein freundliches "Bitte" und Paul lässt sein Spielzeug los.

Paul macht alle Übungen gerne mit, aber nicht immer regiert der Hund auf Anhieb. Im Gegensatz zu Therapie- und Schulhunden akzeptierten die Hunde ihr Gegenüber nicht sofort bedingungslos, sondern die Teilnehmer müssten sich das Vertrauen des Hundes erarbeiten.

Nicht jedes Kind schafft es deswegen, Paul dazu zu bringen, ihm an der Leine zu folgen. Als eines der Mädchen mit ihm durch den Raum gehen möchte, bleibt Paul einfach sitzen. Auch ein "Komm" und ein Ziehen an der Leine zeigen keinen Erfolg. Paul bleibt ruhig, aber stur. Warum will Paul nicht mit? "War das freundlich? Wer hat eine andere Idee?", will der Hundetrainer wissen. Andere Kinder dürfen ihre Strategien ausprobieren. Auf ein "Bitte" reagiert Paul ebenso wie auf Blickkontakt und Handzeichen. Er fasst Vertrauen und folgt.

"Würdet ihr denn Paul vertrauen?", fragt Oliver Fredrich. Die Schüler nicken sofort. Sie kennen den Hund bereits und wissen, dass er ihnen nichts tut. Selbst auf eine kleine Mutprobe lassen sich einige ein: Sie halten die Leine fest und lassen sich mit verbundenen Augen von dem Hund durch den Raum führen.

Angst, dabei gegen Tische zu laufen? Fehlanzeige. Paul macht das schon richtig, wissen die Kinder. Warum sie keine Angst vor dem Hund haben müssen, können sie sich denken: "Es ärgert ihn ja keiner, deswegen ist er auch so lieb." "Genau", erklärt Fredrich. "Das ist in einer Gruppe auch so. Das Vertrauen ist größer, wenn alle freundlich miteinander umgehen." Zwei Jahre hat Fredrich mit Paul trainiert, ehe er ihn mit in die Schulen genommen hat. "Dem Hund macht die Beschäftigung Spaß, für ihn ist das ein Spiel. Er beherrscht 540 Kommandos. Das Tier springt unter anderem dazwischen, wenn Schüler so tun, als würden sie einem anderen gegenüber handgreiflich werden. Das sind aber Übungen, die ich erst in höheren Klassen mache." Vielleicht kommt es dank Paul bei den Grundschülern gar nicht mehr so weit, sie lernen schließlich schon, wie sie so cool bleiben wie er.

(arm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort