Wülfrath Hospiz sucht männliche Helfer

Wülfrath · Interview Hermann-Josef Roder ist ehrenamtlicher Trauer- und Sterbebegleiter. Derzeit sind unter 21 ehrenamtlichen Wülfrathern aber nur zwei Männer, die Kranke und Sterbende besuchen und begleiten.

 In seinem Garten findet Hermann-Josef Roder Entspannung. Der ehemalige Unternehmensberater begleitet Sterbende auf ihrem letzten Weg.

In seinem Garten findet Hermann-Josef Roder Entspannung. Der ehemalige Unternehmensberater begleitet Sterbende auf ihrem letzten Weg.

Foto: janicki

Hermann-Josef Roder (64) war mehr als 30 Jahre als Unternehmensberater tätig. Drei Jahre nach seiner Pensionierung entschied sich Roder, ein Ehrenamt zu übernehmen. Für ihn kam damals nur die Hospizgruppe Wülfrath in Frage. Heute begleitet er Sterbende auf ihrem letzten Weg und spendet Angehörigen Trost. RP-Mitarbeiterin Nicole Scharfetter sprach mit Hermann-Josef Roder, der auf mehr männliche Unterstützung in der Hospizarbeit hofft.

Wie sind Sie zur Hospizgruppe Wülfrath gekommen?

Hermann-Josef Roder In meinem Beruf hatte ich schon immer mit Menschen zu tun. Nach meiner Pensionierung musste ich 30 Jahre Berufsleben erstmal sacken lassen und ein bisschen durchatmen. Eines Tages nahm ich einen Zettel und schrieb meinen Zukunftsplan. Platz eins belegte der Jakobsweg, auf dem ich 2009 und 2010 insgesamt 800 Kilometer pilgerte. An zweiter Stelle meiner Liste stand "Ein Ehrenamt übernehmen". In der Zeitung las ich von einem Befähigungsseminar der Hospizgruppe, und die Würfel waren gefallen.

Sie sind ein Mensch, der gerne hilft?

Roder Ein Helfersyndrom habe ich nicht, das machte ich damals auch Tabea Luban beim Bewerbungsgespräch klar. Ich hatte und habe ein sehr schönes Leben, meinen vier Kindern und acht Enkeln geht es gut und ich wollte gerne etwas zurückgeben.

Wie sieht ein typischer Hospiztag aus?

Roder Einen typischen Ablauf gibt es nicht. Ich bin ambulant tätig, besuche Menschen in ihren Haushalten oder im Altenheim und habe zudem zwei ältere Damen in der Langzeitbetreuung. Jeden Dienstag fahre ich in ein Altenheim und nehme mir für die Damen ein paar Stunden Zeit. Wir reden, gehen spazieren oder trinken zusammen einen Kaffee. Einmal im Monat arbeite ich im "Trauercafé" in Wülfrath. Dort können sich Trauernde austauschen und gegenseitig Trost spenden. Der Bedarf ist groß, aber es kommen überwiegend Frauen. Viele Männer verdrängen ihre Trauer oder versuchen Lösungen zu finden. Nur wenige setzen sich mit dem Tod auseinander.

Männer gehen dem Thema "Sterben" also aus dem Weg. Ist das ein Grund dafür, dass nur wenige männliche Trauer- und Sterbebegleiter in der Hospizgruppe tätig sind?

Roder In unseren Befähigungsseminaren müssen sich die Teilnehmer zunächst mit ihrer eigenen Biographie beschäftigen. Das kann natürlich abschreckend wirken. Schicksalsschläge und Verluste gehören aber zum Leben dazu und sollten nicht verdrängt werden. Denn früher oder später wird sich jeder mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel gelernt, auch über mich selbst. Männer sind aber sehr wichtig in unserem Ehrenamt, sowohl für Frauen als auch für Männer. Viele ältere Damen haben ihren Partner verloren und freuen sich über Herrengesellschaft. Männer dagegen wollen nicht bemuttert werden und öffnen sich daher lieber einem Mann.

(esc)
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