Mettmann Holz rücken wie zu Großmutters Zeiten

Mettmann · Auf Gut Katers lernen Pferde und Fuhrleute Waldarbeit mit einem PS. Die Arbeit unterscheidet sich vom Kutschefahren.

 Melanie Henrichs übt mit ihrem Pferd Zenzi auf Gut Katers das Rücken von Holz. Schon beim ersten Mal geht es gut voran.

Melanie Henrichs übt mit ihrem Pferd Zenzi auf Gut Katers das Rücken von Holz. Schon beim ersten Mal geht es gut voran.

Foto: Dietrich Janicki

Zenzi legt sich ordentlich ins Zeug. Die kräftige Pinto-Kaltblutstute schleift einen Baumstamm hinter sich her. Das Holz dreht sich, pendelt von rechts nach links, rumpelt über kleine Unebenheiten. Doch das Pferd lässt sich von seiner ungewohnten Last nicht beeindrucken. Gelassenen Schrittes geht es, begleitet von Fuhrfrau Melanie Hendrichs voran. Sie läuft nebenher, die Leinen aus grobem Seil locker in der Hand und dirigiert die Stute überwiegend mit der Stimme. Auf ihr Kommando "hooh" bleibt Zenzi stehen, senkt den Kopf und schnaubt zufrieden.

"Eigentlich fahren wir Kutsche. Holz rücken wir heute zum ersten Mal", berichtet Melanie Hendrichs. Sie ist aus dem Sauerland zum Lehrgang angereist. "Das ist für mich eine neue Möglichkeit, mein Pferd sinnvoll zu beschäftigen. Die Arbeit ist abwechslungsreich und macht uns beiden Spaß", sagt die Pferdebesitzerin. Sie möchte vor allem lernen, wie sie einen Baumstamm in das Geschirr einhängt und sich selbst so bewegt, dass die Last sie nicht verletzt.

"Was auf den ersten Blick so unspektakulär aussieht, fußt auf viel Vertrauen. Denn die Arbeit im Wald ist etwas ganz anderes als vor dem Wagen. Dort sind die Pferde fest in eine Deichsel eingespannt, die hier ganz fehlt", erklärt Gerhard Aschoff. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Zugpferde leitet den Lehrgang. Ihm ist es wichtig, die Tiere ohne Zwang an die neue Situation zu gewöhnen. Denn obwohl alle fünf Pferde eingefahren sind, ist das Rücken für sie eine Herausforderung. "Das beginnt schon bei der Ausrüstung, die anders ist als bei der Kutsche. Die Leinen sind länger und die Pferde müssen sich von allen Seiten fahren lassen", sagt Aschoff.

Zenzi testet ein ganz neues Arbeitsgeschirr mit einem so genannten Schwebeortscheit. Die Konstruktion hat Sattler Uli Maus entwickelt. Die Querstange, in der die Kette mit dem Stamm hängt, schleift dabei nicht über den Boden, sondern ist auf mittlerer Höhe hinter den Pferdebeinen eingehängt. "Das hat bei einer Leerfahrt den Vorteil, dass das Pferd nicht in die Zugstränge tritt. Die Kette hat außerdem bei gleicher Festigkeit nur noch ein Drittel ihres Gewichtes und der Fuhrmann braucht sich bei Rückwärtsfahren nicht zu bücken, um den Ortscheit zu tragen", erläutert Maus. Anderthalb Jahre lang hat er daran getüftelt.

"Es ist allerdings nicht für jedes Pferd geeignet, weil es ein ganz anderes Geräusch macht." Doch Zenzi nimmt auch das gelassen hin. "Sie macht das sehr gut", lobt Melanie Hendrichs. Sie hat die sechs Jahre alte Stute selbst gezogen und ist stolz auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Eddy ist dagegen skeptisch. Der fünf Jahre alte rheinisch-deutsche Kaltblutwallach zögert, als Patrick Ortsiefer ihn auffordert, seine Hufe auf das brückenähnliche Holzhindernis zu setzen. "Er war anfangs sehr schreckhaft, hat sich aber inzwischen ganz gut eingewöhnt", sagt sein junger Fuhrmann. Er möchte neben dem Reiten mal etwas Neues ausprobieren. "Wir haben einen kleinen Hof und eine Wiese am Wald, da kann ich auch zu Hause gut üben. Mir macht die Arbeit draußen mit dem Pferd viel Spaß, daher würde ich das gerne öfter machen."

Patrick Ortsiefer schnalzt, sagt "Hü" und Eddy marschiert doch noch mit klappernden Hufeisen über das Hindernis.

(domi)
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