Informationsveranstaltung der Stadt „Beim Hochwasserschutz sind alle gefragt“

Erkrath · Um das Frühwarnsystem zu verbessern, sollen unter anderem das Sirenennetz in Erkrath bis 2022 neu errichtet und moderne Kommunikationswege geprüft werden.

 Ein am 14. Juli dieses Jahres bis zum Dach im Wasser versunkenes Auto vor eine Garage an der überfluteten Morper Allee.

Ein am 14. Juli dieses Jahres bis zum Dach im Wasser versunkenes Auto vor eine Garage an der überfluteten Morper Allee.

Foto: David Young / dpa

In der Stadthalle hielten Vertreter von mehreren zuständigen Organisationen kurze Vorträge über die Ursachen von Hochwasser, Schutzmaßnahmen von Behörden sowie zur Einordnung des Juli-Ereignisses. Damit waren fast alle Fragen geklärt, dennoch erhielten die Bürger im Anschluss die Gelegenheit, Nachfragen zu stellen.

Die Quintessenz des Abends: Auch wenn Stadt, Kreis und BRW ihr Möglichstes tun, liegt eine Eigenverantwortung in den Händen der Hausbesitzer. „Es geht hier um die schlimmste Naturkatastrophe, die unsere Stadt je erlebt hat“, sagte Bürgermeister Christoph Schultz zu Beginn, und betonte: „Eine Hoffnung dürfen wir uns nicht machen: Dass so etwas nie wieder passieren wird“. Moderator Jan Echterhoff vom Kommunalverband NRW mahnte, dass der Klimawandel angesichts derartiger Wetterextreme nicht mehr wegzudiskutieren sei. Nun gehe es um eine Kombination aus Klimaschutz, Klimaanpassung und Frühwarnsystemen.

Kristin Wedmann vom Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW) bestätigte den Eindruck der Erkrather mit deutlichen Zahlen: Die Niederschlagsmenge am 14. Juli sei der höchste Wert, der in Erkrath seit Beginn der Aufzeichnungen vor 30 Jahren gemessen wurde. Der bisherige Tageshöchstwert von 69 Millimetern am 9. August 2007 sei mit 176 Millimetern um das Zweieinhalbfache übertroffen worden.

Experten unterscheiden zwischen „Dauerregen“ mit mindestens 80 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden, und „Starkregen“ mit 35 bis 60 Litern in sechs Stunden. Beides habe im Juli vorgelegen und sich überlagert. Infolge dessen kam es zu Hochwasser (Anstieg des Pegels der Düssel) und zu Überschwemmungen (Oberflächenwasser kann nicht mehr versickern). Rückhaltebecken und Kanäle seien für ein sogenanntes „100-jähriges Hochwasser“ ausgelegt, dass im Juli aber übertroffen wurde.

Die Feuerwehr Erkrath habe Unterstützung von anderen Wehren aus dem Kreis Mettmann, von NRW-Bereitschaften, Bundeswehr und THW erhalten und 543 Einsätze in drei Tagen gefahren, berichtete Greta Badde vom Katastrophenschutz. Die Stadt Erkrath arbeite eng mit dem BRW zusammen, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Das Hochwasserrisikomanagement habe Risiko-Karten veröffentlicht und begleite Hauseigentümer bei Schutzmaßnahmen.

Im Rahmen des Klimaschutzteilkonzeptes wurde ein Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung gestartet, und der Kreis Mettmann arbeitet zusammen mit dem BRW an einem „Sonderschutzplan Hochwasser/Starkregen“. Dabei sollen Rückhalteflächen identifiziert und ökologisch verträglich ausgebaut werden, ein Förderantrag wird im Frühjahr eingereicht. In Erkrath ist das allerdings schwierig, da es kaum freie Flächen gibt.

Um das Frühwarnsystem zu verbessern, wie es viele Betroffene mit Nachdruck fordern, wird das Sirenennetz in Erkrath bis 2022 neu errichtet und moderne Kommunikationswege werden geprüft. „Alle unsere Maßnahmen bauen auf der Selbsthilfe der Bevölkerung auf“, mahnte Greta Badde. „Wenn es zur Katastrophe kommt, ist jeder Einzelne gefragt“.

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