Mettmann/Erkrath Hertie: Käufer in Sicht

Düsseldorf · Die insolvente Warenhauskette Hertie hat offenbar die fristlose Kündigung der Mietverträge für ihre Häuser akzeptiert. Immobilien-Makler: Für die Gebäude in Mettmann und Erkrath gibt es "ernsthafte Kaufinteressenten".

Der insolventen Warenhauskette Hertie ergeht es wie jedem Mieter, der die Pacht nicht bezahlt: Fristlose Kündigung durch den Eigentümer Dawnay-Day. "Hertie hat die Kündigung ohne Widerspruch oder Klage akzeptiert", sagt Christoph Meyer, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Atisreal. Das Berliner Immobilienunternehmen ist damit beschäftigt, die Hertie-Warenhäuser in ganz Deutschland an Investoren zu verkaufen. Nur sechs von 64 Häusern konnten bislang veräußert werden.

Dennoch: Für die Häuser in Mettmann und Erkrath gibt es laut Meyer "ernsthaftes und massives Interesse" von potentiellen Käufern. Die Gespräche seien über den Status eines "lockeren Vorgesprächs" schon weit hinaus gekommen. Vertrags- oder unterschriftsreif sei allerdings noch nichts, so Meyer. Damit ist die Zukunft der beiden Hertie-Warenhäuser in Mettmann und Erkrath ungewisser denn je. Denn bislang war immer die Rede davon, dass die Mietverträge in den Häusern Mettmann und Erkrath noch bis in das Jahr 2020 laufen. Durch die offenbar akzeptierte fristlose Kündigung ist dieser Zeitraum allerdings vom Tisch gewischt. Sobald ein Käufer die Immobilie in seinen Händen hat, könnte er dem Mieter Hertie kündigen und damit wäre das Ende der Kaufhaus-Ära in beiden Städten besiegelt.

Aber: Hertie hat in den vergangenen Jahren völlig überzogene Mieten an den britischen Investor Dawnay-Day bezahlt. Wie die Rheinische Post aus Kreisen des Insolvenzverwalters erfuhr, soll die Miete "weit jenseits marktüblicher Summen liegen". Die Rede ist von "Wahnsinnspreisen", die etwa zehn Prozent des Jahresumsatzes betragen haben. Nach Ansicht vieler Experten, hat Dawnay Day wenig Ahnung vom deutschen Einzelhandel und war in erster Linie auf die Mieteinnahmen der Häuser aus.

Kein Angriff auf das Bestehen

Insofern kann es den Insolvenz-Verwaltern von Hertie nicht ungelegen kommen, wenn diese überteuerten Mietverträge nun endgültig aufgelöst werden, um dann eventuell neue mit weitaus besseren Konditionen für Hertie auszuhandeln. Denn selbst wenn ein neuer Eigentümer die Gebäude in Mettmann und Erkrath kauft, kann er von Hertie etwa genau so viel Miete erwarten wie von jeden anderem Mieter — seien es große Einzelhandelsketten oder Elektronikfachmärkte. Das erklärte Ziel der Insolvenzverwalter von Hertie ist und bleibt: Das Warenhaus und alle seine Filialen weiter zu führen.

Und aus dem Mund des Maklers heißt es: "Die Immobilien-Verkäufe sind sicherlich nicht als Angriff auf das Bestehen von Hertie zu werten. Deshalb sprechen wir mit regionalen, mittelständischen Investoren, die Hertie-Häuser kaufen wollen", erklärt Christoph Meyer. Die Anleger könnten beides. Hertie bei erfolgreicher Sanierung am Standort belassen oder die Objekte entwickeln, wenn es keine Zukunft für das Unternehmen geben sollte", betont der Einzelhandelsexperte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort