Mettmann Gute Vorsätze fassen - und sich selbst belohnen

Mettmann · Damit diese Vorsätze nicht bloß Lippenbekenntnisse bleiben, gibt Psychiater und Neurologe Harald Brauer Tipps.

 Psychiater Harald Brauer weiß, wie man dem schwachen Willen beikommen kann.

Psychiater Harald Brauer weiß, wie man dem schwachen Willen beikommen kann.

Foto: EVK

"Es ist großer Quatsch, sich ausgerechnet zum Jahreswechsel viel vorzunehmen", sagt Dr. Harald Brauer, Psychiater und Neurologe. "Das Datum ist ein Hilfskonstrukt, das sogar das Ich schwächen kann." Nach dem Motto "Ich schaffe es aus mir heraus" sei es klüger, gute Vorsätze zu einem x-beliebigen Zeitpunkt in Angriff zu nehmen.

Aber da der 1.1. eines jeden Jahres nun mal einen Neuanfang suggeriert und es tatsächlich gesünder wäre, das Rauchen aufzugeben, mehr Sport zu machen und seine Zeit nicht auf Nebenschauplätzen zu vertrödeln, soll damit also pünktlich zu Neujahr begonnen werden. "Wählen Sie kleine Schritte und Vorsätze, die realistisch sind", empfiehlt der Arzt.

Wohldosierte Abschnitte zu portionieren und nicht plötzlich alles auf einmal realisieren zu wollen, schafft Erfolgserlebnisse. Und Befriedigung. Abgesehen, dass keine utopischen Ziele gesteckt werden sollten, sollten sie ebenso wenig lustfeindlich sein. "Schaffen Sie Belohnungen", bekanntermaßen reagiert der Mensch endorphingesteuert.

Wer also die Qualmerei dran gibt, steckt das gesparte Geld in eine Box "und gönnt sich davon etwas Schönes". Dieses "Ersatz schaffen", wie es der Psychiater nennt, ist auch deshalb wichtig, weil sonst das Gefühl entsteht, dass einem nur etwas genommen wird.

Vorsätze sind rasch gefasst - und schwer durchzuhalten. "Wer Gemeinschaften bildet, kann Ich-Schwäche durch Gruppendynamik ersetzen." Wichtig sind die ersten neun Monate, anschließend programmiert sich, salopp gesprochen, das Hirn neu - und vieles wird leichter. Wichtig, betont der Fachmann, ist es, sich zu belohnen. Und Rückschläge gelassen hinzunehmen. "Seien Sie tolerant mit sich selbst."

"Am nächsten Tag geht es dann auf dem neuen, guten Weg weiter." Das ist die viel beschworene Achtsamkeit - sich selbst gegenüber. "Das Schwächste, das wir Menschen haben, ist unser Wille", weiß Harald Brauer. "Die meisten Entscheidungen treffen wir aus dem Bauch heraus." Wer das weiß, kann Druck ablassen. Eine weitere Stütze ist, seine guten Vorsätze zu verschriftlichen. "Das klingt doof, hilft aber", wer dieses Schriftstück noch dazu an prominenter Stelle platziert, erhöht den Effekt.

Ziel bei allen Neuerungen aber muss die Selbstbestimmtheit sein. "Wer keine eigene Autonomie aufbaut, sondern neue Zwänge schafft, macht es sich selbst schwer."

Strategien zum Durchhalten:

Zielfoto schießen: Stellen sie sich vor, wie es sein wird, ist das Ziel erreicht.

Mitmacher suchen: Gemeinsam sind Sie (noch) stärker.

Rituale bilden: Lassen Sie gute Gewohnheiten so selbstverständlich werden, wie beispielsweise das Zähneputzen.

Dranbleiben: Wenn Sie zwischendurch keine Lust mehr haben und unmotiviert sind, erinnern Sie sich daran, worum Sie an den Start gegangen sind.

(RP)
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