Erkrath Grundlage für Schulunterricht

Düsseldorf · Der Historiker Peter Dietz und die Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer wollen jungen Menschen Rede und Antwort stehen.Bislang gab’s noch keine Anfragen. Dafür hat der Bergische Geschichtsverein bei seinen Vorträgen rege Resonanz.

Das Anfang des Jahres herausgekommene Buch „Erkrath in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ sei eine hervorragende Grundlage für den Geschichtsunterricht in den örtlichen Schulen, da sind sich Autor Peter Dietz und Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer einig. Und beide wären gerne bereit, dazu im Unterricht auch persönlich Stellung zu nehmen. Leider habe es bislang aber noch keine entsprechende Anfrage von Lehrern gegeben, zeigt sich Erika Stubenhöfer ein wenig enttäuscht. Schließlich steht das Buch schon seit Anfang des Jahres zur Verfügung.

Keine Aussagen von Zeitzeugen

Bei der Aufarbeitung der Jahre der Naziherrschaft stützte sich der Historiker Peter Dietz vor allem auf Unterlagen aus Archiven. Begonnen mit der Sichtung der historischen Quellen hat er im Sommer 2001 im Erkrather Stadtarchiv. Aber auch im Landesarchiv, im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und sogar im Bundesarchiv in Berlin und dem Geheimen Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz wurde er fündig. Dietz ist es gelungen, ein umfassendes Bild der Nazizeit in Alt-Erkrath zwischen 1933 und 1945 zu vermitteln, und das, obwohl doch ein Großteil der alten Dokumente nach den Zweiten Weltkrieg einfach vernichtet worden war. Dietz schlägt einen Bogen vom Aufstieg des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik bis hin zum Einmarsch der US-Armee und den Bemühungen der Alliierten, wieder ein normales Leben in der Stadt zu ermöglichen. Ergänzt wird die Arbeit durch einen Abbildungs- und Dokumentationsteil, den Erika Stubenhöfer zusammengestellt hat.

Als der Bergische Geschichtsverein sich kürzlich in seinem regelmäßig stattfindenden Vortragsabend mit dem Thema befasste, zeigte die wesentlich größere Resonanz als bei den übrigen Vorträgen des Vereins, dass das Thema auch in Erkrath die Menschen noch bewegt. An dem Abend wurde aber auch Kritik laut. So vermissten manche Besucher die Aussagen von Zeitzeugen in dem Buch. Diese seien aber absichtlich nicht zu Wort gekommen, hoben Dietz und Stubenhöfer hervor. Schließlich berichte jeder Zeitzeuge aus seiner persönlichen Sicht, und da sei eine Objektivität von vornherein nicht gegeben, es sei schon von Vorteil, wenn man eine gewisse Distanz zu dem Objekt habe, meinte Peter Dietz.

Hochdahl-Buch kommt noch

Die Hochdahler Geschichte während des Nationalsozialismus ist Inhalt eines weiteren Buches. Die Studentin Ulla Backhaus hat das Thema als Examensarbeit recherchiert, derzeit ist Erika Stubenhöfer mit der redaktionellen Bearbeitung befasst. Wegen der damals eher landwirtschaftlich geprägten Struktur von Hochdahl und der Zugehörigkeit zum Amt Gruiten gebe es keine Überschneidungen mit dem Werk über Erkrath, das weiterhin zum Preis von 13 Euro im Stadtarchiv und im örtlichen Buchhandel zu haben ist. Die Arbeit von Ulla Backhaus soll in der ersten Hälfte 2008 erscheinen.

(RP)
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