Mettmann Grünes Licht fürs Neandertal

Mettmann · Die Mehrheit der Politiker im Kreistag hat den Weg für die Neugestaltung des Neandertals frei gemacht – wenn auch erst nach ausgiebiger Diskussion. Grüne, FDP und Linke stimmen – bei einer Enthaltung – gegen das Projekt.

Ein Besuch im Neandertal soll künftig noch spannender werden, als dies schon jetzt der Fall ist. Das spiegelt sich schon im Namen des nach jetzigem Stand insgesamt etwa sechs Millionen Euro teuren Projektes "Erlebnis Neandertal" wider, das das Tal für den Tourismus aufwerten soll. Über die Finanzierung gab es in der jüngsten Sitzung des Kreistages allerdings eine heftige Kontroverse. Grüne, FDP und Linke kritisierten "die ständige Veränderung des Kostenrahmens" nach oben und verweigerten ihre Zustimmung. Denn der Eigenanteil des Kreises Mettmann wird von zuletzt veranschlagten 650 000 Euro nach neueren Berechnungen deutlich steigen. Im Kreishaushalt sollen nun 1,1 Millionen Euro bereitgestellt werden.

Die UWG stimmte zwar mit CDU und SPD dafür, das Projekt weiter voranzutreiben. UWG-ME-Fraktionschef Werner Horzella kündigte aber gleich an, die Dinge anders zu bewerten, wenn das Ausschreibungsergebnis wesentlich von den in einem aktuellen Beratungspapier genannten Kosten abweiche.

Fass ohne Boden?

Während die FDP im "Erlebnis Neandertal" inzwischen "ein Fass ohne Boden" zu erkennen glaubt, richtete CDU-Fraktionschef Klaus-Dieter Völker einen flammenden Appell an seine Kollegen im Kreistag: "Nehmen Sie Ihr Herz in die Hand und stimmen Sie zu!" Denn es sei niemandem zu vermitteln, dass der Kreis auf mehr als vier Millionen Euro Fördermittel vom Land Nordrhein-Westfalen verzichte. Auch SPD-Chef Manfred Schulte sprach sich ausdrücklich für das Projekt aus: "Wenn wir heute nicht beschließen, müssen wir gar nicht mehr beschließen."

Landrat Thomas Hendele hatte den Kreistagspolitikern zuvor deutlich zu machen versucht, dass es gegenüber der Bezirksregierung keine Spielräume mehr gebe – auch nicht für weitere Änderungen. Sonst seien die gut vier Millionen Euro Fördermittel weg. "Wir können jetzt nichts mehr ändern, ohne das ganze Projekt zu gefährden", betonte auch Christdemokrat Völker.

Damit künftig mehr Menschen ins Neandertal kommen und dieses möglichst mehrfach besuchen, sind zahlreiche neue Attraktionen geplant. Zu den Säulen von "Erlebnis Neandertal" gehören die Aufwertung des Regiobahn-Haltepunktes Neanderthal, ein schicker, turmartiger Panorama-Aufzug plus Stegverbindung, Verbesserungen des S-Bahnhof-Umfeldes in Hochdahl, ein Info-Zentrum, die Themenroute Neandertal sowie ein sogenannter Entdeckerturm.

Streit um Entdeckerturm

Diesen Turm wollten die Grünen durch ein audiovisuelles Gesamtprojekt ersetzen, "welches das Neandertal, den Fundort (des Neandertalers) und die Veränderung der Landschaft des Tales in virtueller Weise erlebbar macht". Die Grünen begründeten ihren Antrag mit ästhetischen und finanziellen Bedenken. Zudem befürchte man, durch den Turm die gewünschte Anerkennung der Neandertaler-Fundstelle als Weltkulturerbe zu gefährden, argumentierte die Fraktion. Der Antrag wurde dennoch bei zwei Enthaltungen aus den Reihen der Linken von allen anderen Kreistagsfraktionen abgelehnt.

(RP)
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