Mettmann Grenzschützer berichtet über den Todesstreifen

Mettmann · Manfred von Reumont, ehemaliger Offizier des Bundesgrenzschutzes, war zum Tag der Einheit in Mettmann.

 Lutz Matkowitz (l.) und Manfred von Reumont sprachen am Tag der Deutschen Einheit über ihre Erlebnisse.

Lutz Matkowitz (l.) und Manfred von Reumont sprachen am Tag der Deutschen Einheit über ihre Erlebnisse.

Foto: Dietrich Janicki

Zu der mittlerweile traditionellen Veranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit hatte der CDU-Stadtverband Mettmann zum 3. Oktober eingeladen. Dieses Mal war mit Hilfe von Lutz Matkowitz ein profunder Kenner der politischen Situation im geteilten Deutschland gefunden worden: Manfred von Reumont begann 1959 seinen Dienst beim Bundesgrenzschutz (BGS) und er erlebte als junger Offizier das menschenverachtende totalitäre System an der innerdeutschen Grenze.

Die Grenzen waren von den Alliierten bereits 1944 festgelegt worden, aber es gab durch topographische Umstände 45 Stellen an den 1400 Kilometern, die das DDR Regime "optimal" begradigen wollte.

Der BGS war 1951 gegründet worden und hatte die Zielvorgabe, eine polizeilich geschützte Pufferzone zwischen dem Warschauer Pakt und der Nato zu errichten und kontrollieren. Schon 1952 wurde eine fünf Kilometer breite Sperrzone eingerichtet, in der ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und Familien abermals auseinander gerissen wurden. Die wenigen Menschen, die innerhalb dieser Sperrzone wohnten (Bauern hatten dort ihre Felder) durften nur bei Helligkeit ihr Haus verlassen, was das Betreiben eines Bauernhofes enorm erschwerte. Fünf Meter hohe Zäune verhinderten den Sichtkontakt zu Freunden oder Angehörigen, die außerhalb des Sperrgebietes wohnten. Ab 1954 war das Betreten beziehungsweise das Verlassen des Staatsgebietes der DDR ein Strafbestand.

1961 begann der Bau der Mauer, die als "antifaschistischer Schutzwall" gepriesen wurde. Riesige Betonplatten wurden dem so bitter notwendigen Bau von Wohnungen (Plattenbauten) entzogen. Einem DDR-Bürger, der beim Bau dieser Mauer arbeitete, gelang die Flucht, indem er in einem günstigen Moment über die Grenze rannte und sich zwischen die Bundesgrenzschützer warf.

Immer zwei Soldaten der NVA bewachten einander und wer direkt an der Grenze arbeitete, gehörte der Stasi an.

Der Schießbefehl galt bei Spionen, Saboteuren, Provokateuren und anderen Verbrechern. Rücksichtslos musste von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden.

Manfred von Reumont ist gelebte Geschichte. Und deshalb stellt er sich seit seiner Pensionierung dem Vergessen entgegen und klärt auf.

Heute ist der ehemalige Todesstreifen ein riesiges Naturschutzgebiet, in dem sich viele vom Aussterben bedrohte Tiere wieder ansiedeln konnten und im wahrsten Sinne des Wortes ist Gras über die Sache gewachsen.

Nur vergessen werden darf das Unrecht nicht.

(RP)
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