Wülfrath Glöcknerin von St. Maximin

Wülfrath · Porträt Eva-Maria Zimmermann hat eine Menge Aufgaben in der Düsseler Pfarrkirche. Die Glocken läuten auf Knopfdruck. Die Küsterin kümmert sich auch um Blumenschmuck und Gewänder.

Die Kirchenglocken zu läuten, dafür genügt inzwischen ein Knopfdruck. "Im Koxhof habe ich das anfangs noch mit dem Seil gemacht. Doch in St. Maximin haben wir vier Glocken, dafür bräuchte es schon ein paar Leute mehr", sagt Eva-Maria Zimmermann. Als Küsterin der katholischen Kirchengemeinde Düssel hat sie jedoch noch eine Menge mehr Aufgaben, die weit über Glocken läuten und Kerzen anzünden hinaus gehen.

Die 56-Jährige kümmert sich um den Blumenschmuck, Gewänder, Bücher, Andachten, Trauungen, Taufen und Beerdigungen oder die Reinigung der zahlreichen Leuchter. "Die kommen bei mir in den Backofen, damit das Wachs schmilzt. Bevor ich in den filigranen Verzierungen herumkratze, ist das die deutlich effektivere Lösung", sagt Eva-Maria Zimmermann entschieden.

Bekannt im Dorf

Die engagierte Wülfratherin, die auch als Lektorin am Ambo steht, Karnevalsfeiern und Pfarrfeste mitorganisiert, kann kaum einen Schritt durch das Dorf machen, ohne dass jemand sie anspricht. "Viele kennen mich, da ich hier aufgewachsen bin." So richtig privat ist sie in Düssel eigentlich nie. Immer wieder klingelt auch mal spontan das Telefon und ein Lektorenkollege fragt, ob sie nicht spontan einspringen kann. "Da ich sowieso da bin, ist das meistens kein Problem."

Nur im Urlaub versucht sie sich ein paar Tage auszuklinken. Dann gibt sie den Schlüssel an ihren Vertreter aus St. Josef ab und versucht, sich mal Zeit zu nehmen. Dann gönnt sie sich sonntags länger zu schlafen und gemütlich zu frühstücken. Das ist sonst selten möglich, denn die Messe beginnt um 9.30 Uhr und die Küsterin muss mindestens eine halbe Stunde vorher in der Kirche sein und alles vorbereiten.

Für ihre vier Töchter war das nicht immer einfach. "Das Familienfrühstück am Wochenende fiel meistens aus und samstags abends grillen war auch schwierig." Doch statt sich zu beschweren, zogen die Kinder mit und standen als Messdienerinnen mit am Altar. "Druck habe ich nie ausgeübt", betont Eva-Maria Zimmermann. Doch sie vermittelte ihren Kindern die Grundwerte des Glaubens, die sie auch selbst tragen. "Für mich war es immer wichtig, mich darauf verlassen zu können, dass einer die Strippen zieht, der weiß, was er tut. Das heißt allerdings nicht, dass ich mich nicht kritisch mit Kirche und Glaube auseinandersetze und manches hinterfrage", betont die 56-Jährige mit den langen dunkelblonden Haaren.

Beim Umgang mit geschiedenen oder wiederverheirateten Paaren beispielsweise kommt ihr die Nächstenliebe zu kurz. "Vielleicht auch, weil ich selbst betroffen bin. Bisher bin ich nur geschieden. Wenn ich wieder heiraten wollte, bekäme ich in meinem Job Schwierigkeiten." Dabei hat sie einen guten Draht zu ihrem Vorgesetzten. "Anders ginge es nicht, da ich ja kaum Kontakt zu Kollegen habe", sagt Eva-Maria Zimmermann. Manchmal vermisst sie den Austausch. "Zuweilen bin ich Einzelkämpfer. Dann würde ich mir etwas mehr ehrenamtliches Engagement wünschen, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen." Andererseits genießt sie es, ihre Arbeit einteilen zu können. "Die Kirchenwäsche bügle ich schon mal abends vor dem Fernseher."

Zu der Stelle als Küsterin kam sie zufällig. Nach ihrem Lehramtsstudium gab es für sie keine Schule, an der sie anfangen konnte. "Als mich dann der Pastor gefragt hat, ob ich diese Aufgabe übernehmen wollte, habe ich sofort zugesagt."

(domi)
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