Erkrath Gespräch mit einem Toten

Erkrath · "Roses Geheimnis" von Neil Simon überzeugt das Publikum in der Stadthalle mit geistreichen Dialogen. Vollblutschauspielerin Doris Kunstmann spielt die Ehefrau, die sich mit ihrem verstorbenen Ehemann unterhält.

 Schauspielerin Doris Kunstmann als Schriftstellerin Rose und ihr Phantom-Mann Walsh McLaren gespielt von Wolfgang Häntsch.

Schauspielerin Doris Kunstmann als Schriftstellerin Rose und ihr Phantom-Mann Walsh McLaren gespielt von Wolfgang Häntsch.

Auf die Schauspielerin Doris Kunstmann darf man sich freuen. Das wissen die Erkrather Theaterbesucher längst. Mit dem amerikanischen Stück "Roses Geheimnis" trat sie in dieser Woche auf die Erkrather Bretter.

Auch in diesem Stück begeisterte die Vollblut-Schauspielerin, obwohl das Stück von Neil Simon zuerst für Verwirrung sorgte. Wer ahnt denn schon, dass der Lebensgefährte von Rose, Walsh McLaren, - gespielt von Wolfgang Häntsch – in Wirklichkeit tot ist. Schließlich stand er sehr lebendig während des gesamten Theaterabends auf der Bühne. Aber in Wirklichkeit lebte er nur in der Fantasie von Rose. Sie sprach nicht nur mit ihm. Er antwortete sogar auf ihre Fragen und Kommentare.

Echtes Liebespaar liefert Vorlage

Diese Gespräche wirken zum Teil befremdend auf Roses Umwelt. Lediglich die Sensiblen haben Verständnis. So zum Beispiel ihre Tochter Arlene Moss, gespielt von Judith Toth, und der junge Schriftsteller Gavin Clancy (Benjamin Kernen).

Auch Rose ist Schriftstellerin, ehemals mit Literaturpreisen geehrt, jetzt aber in die Jahre gekommen. Mit ihrem verstorbenen Partner Walsh konnte sie streiten, diskutieren, sich versöhnen. Das vermisste sie nach seinem Tod. Ihre Fantasie half ihr, das Vakuum zu füllen.

Die Dialoge waren geistreich, unterhaltsam und manchmal komisch. Schenkelklopfen war an diesem Abend in der Erkrather Stadthalle nicht angesagt, aber Schmunzeln schon. So sagt die Gattin zu ihrem Walsh: "Es ist nicht schön, mit dir zu schlafen, wenn du nicht dabei bist". Eine zweite Bemerkung der alternden Schauspielerin, die sich gerne lange im Bademantel aufhält: "Sich gehen lassen ist die Zwischenstation zur Ewigkeit".

Zu dieser Idee der Verwandtschaft der Seelen nach dem Tod hat sich der amerikanische Autor Neil Simon von einem tatsächlich existierenden amerikanischen Liebespaar inspirieren lassen. Die Schriftsteller Lillian Hellman (Die kleinen Füchse) und Dashiell Hammett, der als der Schöpfer des modernen Kriminalromans gilt, hatten eine stürmische Liebesbeziehung. Lillian hat nach dem Tod von Dashiell einmal geschrieben: " ... ich spreche mit ihm – nach all den Jahren – oft ärgerlich, weil er sich immer noch in meine Dinge mischt, immer noch über mich bestimmen will."

Neil Simons Theaterstück "Roses Geheimnis" wurde im Jahr 2003 in Los Angeles uraufgeführt. Wegen des großen Erfolges wurde das Stück im gleichen Jahr auch in New York aufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung war im Jahr 2007 in den Hamburger Kammerspielen. Die in Erkrath gezeigte Tournee-Fassung stammt vom Theater im Rathaus, Essen.

(gund)
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