Mettmann Generationen unter einem Dach

Düsseldorf · Das Mettmanner Hofhaus feiert sein zehnjähriges Bestehen. Die Idee der alternativen Wohnform hat sich bewährt. Die Kommunikation ist wichtig, die gegenseitige Nachbarschaftshilfe ebenfalls.

Die Angst, im Alter allein zu sein, hat bei Klaus Zimmermann das Interesse für die Idee des Mehrgenerationenhauses geweckt. "Bei Bekannten habe ich gesehen, wie schlimm das sein kann", erinnert sich der heute 74 Jahre alte Mettmanner. Seit zehn Jahren lebt er im Hofhaus Am Laubacher Feld. "Hier haben wir Kontakt zu jüngeren Menschen und genießen die Nähe."

Gemeinsam statt einsam

Gemeinsam statt einsam – das war zu Beginn der 1990er Jahre der Kern eines neuen Konzeptes, das Jung und Alt unter einem Dach zusammen führen sollte. Fünf Jahre später gründete sich der Trägerverein "Anders leben, anders wohnen für jung und alt", in dem sich auch Klaus Zimmermann engagierte. Als das Projekt im Januar 2001 gemeinsam mit dem Mettmanner Bauverein verwirklicht war, zog Klaus Zimmermann als einziges Gründungsmitglied in die alternative Wohnanlage ein. "Vielen anderen ist es schwer gefallen, ihre Häuser oder Wohnung dafür aufzugeben." Der 74-Jährige hat seinen Umzug bis heute nicht bereut. "Das ganze Hofhaus ist unser Zuhause. Obwohl jeder seine eigenen vier Wände hat, stehen die Türen in der Nachbarschaft immer offen."

Die Hofhausbewohner sind Teil seiner Familie, obwohl Klaus Zimmermann selbst drei Kinder und sieben Enkel hat. "Sie wohnen weiter weg und wir wollen ihnen auch nicht zur Last fallen." Die nachbarschaftliche Nähe drückt sich schon in der Architektur der Anlage aus. Laubengänge verbinden die Wohnungen miteinander, das Zentrum ist der gemeinsame Garten. "Keiner kann kommen oder gehen, ohne dass er gesehen wird", sagt Klaus Zimmermann.

Jeder hat jedoch auch das Recht, sich zurückzuziehen. "Nicht immer möchte ich über alles reden", sagt Sylvia Stahl. Sie ist vor zwei Jahren eingezogen. Die alleinerziehende Mutter wollte, dass ihr Kind in einer geschützten Umgebung aufwächst. "Damals bin ich hier sehr nett empfangen worden. Die Menschen sind auf mich zugekommen und haben mir die Hand gereicht", berichtet die 41-Jährige. Sie hat im Hofhaus Corinna Thomas kennen gelernt. Die 34-Jährige ist mit ihren beiden Kindern ebenfalls alleine. Die beiden Frauen unterstützen sich gegenseitig. "Die Kinder spielen zusammen und immer hat sie jemand im Blick." Die Mittagspause zwischen 13 und 15 Uhr einzuhalten, sei dagegen nicht immer einfach, sagt Corinna Thomas.

Kinder lernen fürs Leben

Sie schätzt es , dass ihre Kinder in einer Gemeinschaft aufwachsen. "Sie lernen im Alltag, welche Bedürfnisse ältere oder gehandicapte Menschen haben. Das ist für ihre Entwicklung entscheidend." Gegenseitige Rücksichtnahme und eine Offenheit gehört zu den Voraussetzungen, um im Hofhaus zu leben. "Jeder gibt einen Teil von sich preis", sagt Sylvia Stahl. Sie kann dafür aber auch auf die handwerkliche Hilfe der männlichen Mitbewohner zählen und kann sich auch jederzeit eine Bohrmaschine ausleihen.

(RP)
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