Biberratten im Neandertal Gejagte Nutrias sollen gegessen werden

Im Neandertal hat sich rund um die Winkelsmühle und am Haus Wanderclub eine Nutria-Familie angesiedelt. Die Tiere zerstören Uferbefestigungen und Bäume und sollen nun erschossen werden. Der Jäger hat vor, die Nutrias zu verspeisen.

Nutrias im Stadtgarten in Neuss
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Nutrias im Stadtgarten in Neuss

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Foto: Christoph Kleinau

Vor fast 100 Jahren sind in Deutschland einige Nutrias aus Pelztierfarmen entkommen. Im ganzen Land haben sich die Tiere, die auf den ersten Blick einem Biber sehr ähneln, vermehrt und gelten mittlerweile als etabliert. Einige Exemplare fühlen sich auch im Neandertal wohl - und richten dort Schäden an, die die Naturschutzbehörden nicht länger tolerieren wollen.

In der jüngsten Sitzung des Landschaftsbeirats kündigte Revierpächter und Jäger Hans-Joachim Haude nun an, dass er in den kommenden Tagen etwa 15 Nutrias erschießen wird. Er hat selbst beobachtet, dass die Nutrias an der Winkelsmühle und am Haus Wanderclub leben und dort begonnen haben, die Rinde von Bäumen regelrecht "abzuschälen".

Nutrias sollen gut schmecken

EingewanderteTiere in NRW: Nosferatu-Spinne, Roter Sumpfkrebs , Nutria
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Tierische Einwanderer in NRW

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Foto: Wiljo Piel/wilp

Die Standsicherheit könne so nicht mehr gewährleistet werden, die Bäume drohten teilweise ins Wasser zu fallen. Im Naturschutzgebiet richteten die Nutrias große Schäden an, hieß es. Man könne die Nutrias auch mit Lebendfallen einfangen, doch die müssen alle zwölf Stunden kontrolliert werden. Haude hat vor, die Nutrias mit dem Gewehr zu jagen. "Zuerst werden die jüngeren Tiere erschossen, dann die Älteren", kündigte er im Landschaftsbeirat an. Die erlegten Tiere würden übrigens nicht weg geworfen, sondern anschließend verspeist. Angeblich sollen Nutrias gut schmecken, war bei der Sitzung des Beirats zu erfahren. Irgendwo am Rande der Sitzung war eine Stimme zu hören, die scherzhaft vorschlug, die Nutrias in der Kantine des Mettmanner Kreishauses zu servieren.

Nutrias ernähren sich überwiegend vegetarisch. Sie fressen hauptsächlich Blätter, Stängel und Wurzeln von Wasserpflanzen. Aus den Reihen der Teilnehmer wurde noch die Bitte an den Jäger heran getragen, doch beim Schießen einen Schalldämpfer zu benutzen, damit die Besucher des Neandertals durch die Schüsse nicht erschreckt würden. Doch das wird wohl nichts.

Wie die Kreispolizeibehörde auf Anfrage unserer Redaktion, ist laut einem Erlass der Landesregierung das Nutzen von Schalldämpfern auch auf Jagd-Gewehren grundsätzlich verboten. Genehmigungen werden von der Kreispolizeibehörde nicht erteilt. Wanderer, die in den kommenden Tagen Schüsse in Neandertal hören, sind nun entsprechend gewarnt. Wie sieht es rechtlich aus? Nutrias stehen nach dem Bundesnaturschutzgesetz wie alle wildlebenden Arten unter allgemeinem Artenschutz. Ohne einen vernünftigen Grund dürfen sie nicht gefangen, getötet oder verletzt werden.

Seit dem Inkrafttreten des Landesjagdgesetzes im Mai 2015 unterliegen Nutrias nicht dem Jagdrecht. Dennoch werden mit Ausnahmegenehmigungen von Unteren Landschaftsbehörden jährlich tausende Tiere geschossen oder gefangen. Der Naturschutzbund NRW hat auf seiner Webseite Zahlen veröffentlich: Demnach wurden 2001 in ganz NRW etwa 1700 Nutrias getötet, im Jahr 2016 waren es schon 8600.

(RP)
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