Erkrath Gedächtnis-Tour

Düsseldorf · Bewohner des CBT-Altenheims erinnern sich an bekannten Plätzen.Ziel: Demenzkranken ein Stück Normalität ermöglichen.

Johanna Röhrig ist ganz aus dem Häuschen. „Ich liebe Ausflüge“, strahlt die Seniorin über das ganze Gesicht, während sie genüsslich ein Eis verzehrt. Gebürtig ist sie aus Leipzig, wie sich unschwer an ihrem Akzent erkennen lässt, doch auch das Rheinland hat es ihr angetan. Über 50 Jahre lebte sie in Düsseldorf, seit zwei Jahren nun im CBT-Wohnhaus in Erkrath.

Diesmal hat es die Teilnehmer der „CBT-Aber bitte mit Sahne–Tour“ auf den Alten Markt nach Hilden verschlagen. Als idealer Ausflugsort wurde das Café „Fricke“ auserkoren. Röhrig hatte es die Kleinstadt schon immer angetan. „Die Kirche und die schönen Cafés waren meine Lieblingsplätze, aber nicht ganz so schön wie meine Heimatstadt“, fügt sie lachend hinzu. Jeden Monat machen Sabine Dreißigacker, Leiterin des Sozialen Dienstes im Erkrather CBT-Wohnhaus, sowie ehrenamtliche Helfer mit einigen Bewohnern Ausflüge in die nähere Umgebung. Mit dabei ist immer der hauseigene Transporter, genannt „Bully“, der die teils gehbehinderten Senioren direkt von der Haustür zum Zielort bringt. „Zwischendurch fahren wir auch weiter weg. Zum Beispiel nach Trier oder Münster“, erklärt Dreißigacker.

Normalität ermöglichen

Ziel sei es den überwiegend Demenzkranken Menschen ein Stück Normalität zu ermöglichen. „Wenn sie an Orte kommen, die sie von früher kennen, blühen einige voll auf und erzählen alte Geschichten“, freut sich die Sozialdienstleiterin. Auch alte Lieder rückten oft wieder in die Erinnerung. Demenzkranke benötigen einen besonderen Umgang. „Man muss jemanden dort abholen, wo er gerade steht“, erklärt die Fachfrau. „Es bringt nichts, zu versuchen sie im normalen Leben zu halten.“ Auf diese Weise werde ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.

Ähnlich bei einer alten Dame, die fragt, warum ihr verstorbener Mann nicht mit nach Hilden gefahren sei. „Man muss sie einfach in ihrer Welt lassen, es hat keinen Sinn ihr ständig zu sagen er sei bereits tot.“ Gedächtnisverlust sowie leichte Probleme mit der Sprache und bei der zeitlichen sowie räumlichen Orientierung können erste Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung sein.

Aber Gehirnzellen, die den Botenstoff Acetylcholin produzieren, nehmen im Alter ab. Ein nachlassendes Gedächtnis muss nicht ein Zeichen für eine beginnende Krankheit sein. „Das wichtigste ist, dass sich Demenzkranke nicht ausgestoßen fühlen“, betont Dreißigacker. „Wir tun alles , um sie zu integrieren. Dazu sind die verschiedenen Touren gedacht. Die Vorschläge kommen von den Bewohnern, fast jeder möchte noch mal seine Heimat sehen. Im nächsten Frühjahr ist ein Ausflug an die Nordsee geplant. „Viele wollten noch einmal Fisch essen, aber dort, wo sie gefangen werden“.

(RP)
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