Essen und Genuss Positive Stimmung trotz vieler Absagen

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · Die Gastronomen im Kreis Mettmann müssen viele Stornierungen verkraften. Die 2G-Konrollen verlaufen ohne Probleme, sorgen aber auch für weniger Gäste. Die Angst vor einem erneuten Gastro-Lockdown ist groß.

 La Pieve Brasserie: Der Reservierungskalender von Uschi Blum ist aufgrund der Corona-Verordnungen in der Weihnachtszeit leer

La Pieve Brasserie: Der Reservierungskalender von Uschi Blum ist aufgrund der Corona-Verordnungen in der Weihnachtszeit leer

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Jahresende zählt für die Gastronomie zu der umsatzstärksten Jahreszeit – normalerweise. Auch dieses Jahr setzt die Corona-Pandemie der Branche schwer zu. Weihnachtsfeiern werden mitten in der vierten Welle auch bei Restaurants im Kreis Mettmann gecancelt. Zudem stornieren kleinere Gruppen aus Sorge um die steigenden Inzidenzahlen und die neue Corona-Variante Omikron ihre Reservierungen.

„Ich rechne eigentlich jeden Tag damit, dass per Telefon oder E-Mail eine weitere Absage kommt“, sagt Ursula Blum, Inhaberin von La Pieve Brasserie in Mettmann. Den Kopf hängen lässt sie dennoch nicht. Denn viele Kunden halten ihr Treue. Es gibt Buchungen und auch das Gänseessen laufe nach wie vor gut. Aber es sei immer noch deutlich weniger los als sonst in der Vorweihnachtszeit. Dabei hat Blum vorgesorgt für einen möglichst sorgenfreien Besuch ihres kleinen Restaurants. Weil sie ohne Einschränkungen auch während der Lockdowns ihre Pacht zahlte, hat ihr Vermieter im Sommer eine neue Klimaanlage installieren lassen, die die Abluft absaugt und frische Luft von außen nach innen bringt.

Die 2G-Kontrollen verlaufen indes reibungslos, viele Gäste hielten ihren Nachweis schon beim Betreten bereit. Eine Diskussion ist nicht notwendig. Diese Beobachtung haben auch Blums Kollegen gemacht. „Wir mussten Gäste auch schon mal nach Hause schicken, weil sie ihren Nachweis vergessen haben. Aber sie hatten Verständnis. Eine Familie kam zwei Tage später aber zum Beispiel wieder“, erzählt Frank Hamann, Inhaber vom Wülfrather Café Restaurant Kutscherstuben. Auch bei ihm wurden die großen Weihnachtsfeiern abgesagt. Dafür kämen aber glücklicherweise wieder neue Buchung dazu. „Für die Weihnachstage mussten wir schon einigen absagen, weil wir fast ausgebucht sind.“

Das gilt ebenfalls für die Kupferkanne in Erkrath. Die Weihnachtstage sind voll. Ansonsten ist noch Luft. „Grundsätzlich gibt es seit der 2G-Regel rund 20 bis 25 Prozent weniger Kundschaft“, sagt Koch Kostas Leontiadis. Die reduzierten Einnahmen machten sich bemerkbar, aber reißen noch kein allzu großes Loch in Kasse. Eine gewisse Zurückhaltung der Gäste merkt auch der Wülfrather Frank Hamann. Vor allem das Mittagsgeschäft sei aktuell rückläufig. Ursula Blum hat noch eine andere Beobachtung gemacht: „Viele steigen inzwischen wieder vermehrt auf To-Go-Bestellung um.“ Beim Mettmanner Landgasthaus Bibelskirch zieht die Nachfrage nach dem Wohnmobildinner wieder an, sagt Gastronom Dietrich Strümpfel. Als Grund vermutet er, die Gäste blieben lieber für sich und wollen gleichzeitig gerne außerhalb schön essen. „Bisher“, sagt er, „sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.“ Nicht zuletzt durch das gutlaufende Gänseessen. Rund 30 größere Weihnachtsfeiern seien jedoch abgesagt worden. Kleinere Betriebe, etwa aus der Handwerkerbranche, kämen aber trotzdem.

Die Kontrolle des Impf- oder Genesenennachweise sei inzwischen wie das Tür öffnen zur Routine geworden, ergänzt er.

Ursula Blum hat sogar Verständnis, wenn Firmen aus Vorsicht oder Rücksichtnahme auf ungeimpfte Mitarbeiter Feiern absagen. „Aber sie könnten stattdessen doch Gutscheine für das jeweilige Restaurant an ihre Mitarbeiter verschenken. Davon profitieren Gastronomen und Mitarbeiter“, appelliert sie.

Mit dem Beschluss des neuen Ampel-Bündnisses zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes am Freitag sind auch Restaurantschließungen wieder möglich. Als „unverantwortlich und beschämend gegenüber den Gastronomen“ nennt es Dietrich Strümpfel, sollte es dazu in NRW kommen. Das würde den ohnehin schon akuten Personalmangel in der Branche nur noch weiter verschärfen, eine unsicher Jobperspektive die Motivation möglicher neuer Fachkräfte weiter senken. Das sieht auch Frank Hamann so. Die Angst vor einem erneuten Gastro-Lockdown sei groß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort