Gesellenfeier in der Neandertalhalle Tischler zeigen ihre Gesellenstücke

Mettmann · Berufskolleg Mettmann und Tischler-Innung haben junge Leute ausgebildet und fit für den Beruf gemacht.

. Erst die Arbeit, dann das Spiel – so in etwa muss es sich Timo Grünig gedacht haben, als über sein Gesellstück nachgedacht hatte. Er ist vom Berufskolleg Neandertal sowie der Mettmanner Tischler-Innung gemeinsam mit 27 weiteren Auszubildenden feierlich in die Berufswelt entlassen worden. Auf den ersten Blick sieht Timos Gesellenstück wie ein gewöhnlicher Couchtisch aus. „Das ist massives Pflaumenholz“, erklärt er, „im Vergleich zu Eiche doppelt so teuer.“ Dann nimmt er die Tischplatte ab und offenbart das Innenleben: Eine Oberfläche mit verdächtig aussehenden sechseckigen Vertiefungen. Eltern, Großeltern, Geschwister und Lebenspartner sind zur Feier gekommen – bleiben an dem eigenwilligen Möbelstück stehen und erkennen in den geometrischen Mustern den Grundriss vom Brettspiel „Die Siedler von Catan“. Und die abgenommene Tischplatte hat auch eine Funktion: Unter ihr verbergen sich ausklappbare Tischbeine. Er kann also mit Getränken und Knabberzeug neben dem Haupttisch stehen und schon steht einem Spieleabend nichts mehr im Wege. Timo fand Handwerksberufe schon als Jugendlicher sehr spannend. Früh wusste er: „Ich will nicht studieren, das ist nichts für mich.“ Stundenlang in einem Büro zu sitzen reizte ihn ebenso wenig. „Handwerk bedeutet für mich die Verbindung aus Praxis und Kopfarbeit“, meint der 22-Jährige. Während der Schulzeit schnupperte er in den Tischlerberuf hinein. Und nach dem Abschluss bekam er eine Lehrstelle in einem Tischlereibetrieb in Heiligenhaus. Die Arbeit mit Holz – dies ist das Hauptargument für Timos Berufswahl: „Es ist ein sehr spannender Rohstoff, man kann so viel damit machen, ob nun mit Vollholz oder Spanplatte. Lackieren und Beschichten zähle ich auch zu den Vorzügen.“

Timo besuchte drei Jahre das Berufskolleg Neandertal – vier Tage im Betrieb, einen Tag Schulbank drücken.Es fanden Projektwochen statt, in denen die Berufsschüler kleine Möbel angefertigt hatten. „Der Unterricht im Berufskolleg Neandertal war sehr angenehm“, erinnert sich Timo: „Die Lehrer waren genauso begeistert vom Tischlerberuf wie wir Lehrlinge.“ Dirk Roßbach ist einer der Lehrer für Holztechnik. Er erklärt die Rahmenbedingungen der Gesellenstücke: „100 Stunden standen den Lehrlingen für die praktische Prüfung zur Verfügung. Es ging darum, ein vorher ausgearbeitetes Konzept anhand eines Punktekataloges korrekt umzusetzen.“ Neben der Couchtisch-Spieltisch-Kombination von Timo Grünig betreute er dieses Jahr weitere 27 Gesellenstücke, unter ihnen Schreib-, Beistell- und Fernsehtische, eine Badezimmereinrichtung samt Waschbecken und mehrere Sideboards. Viele Stücke sind mindestens so clever wie dasjenige von Timo. Da gibt es bspw. Vorrichtungen in den Tischplatten, um Stromkabel zu verstauen.

Von der Optik unterscheiden sich die insgesamt 28 Stücke stark voneinander; es gibt Glasplatten, bunte Lackierungen, naturbelassene Maserungen, verzahnte Bretter. Ein Stück ist absichtlich auf „shabby-chic“ getrimmt. Zusammengefasst: Es sind Möbel, an denen man noch jahrelang seine Freude hat. „Gesellenstücke für die Verwendung in den eigenen vier Wänden sind immer beliebter geworden“, weiß Dirk Roßbach aus den Prüfungen zu berichten. Timo Grünig hat kürzlich in Mettmann-Metzkausen eine neue Anstellung gefunden. Und in ein paar Jahren kann er sich gut vorstellen, eine Meisterlehre dranzuhängen. Dann fände der Unterricht allerdings nicht mehr im Berufskolleg Neandertal statt, sondern in Düsseldorf.

Timo ist gebürtiger Ratinger und möchte dort auch wohnen bleiben: „Die Entfernung zwischen Metzkausen und Ratingen ist ja schnell zurückgelegt.“

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