Automobilzulieferer in Mettmann Fondium muss sich neu strukturieren

Mettmann · Rund 1000 Mitarbeiter wurden am Montag in Betriebsversammlungen informiert. Geschäftsleitung: „Schwierige Lage“.

 Bei Fondium (früher Georg Fischer) in Mettmann arbeiten fast 1000 Beschäftigte.

Bei Fondium (früher Georg Fischer) in Mettmann arbeiten fast 1000 Beschäftigte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Fondium Mettmann GmbH muss womöglich einen Sanierungstarifvertrag aufstellen. Das teilten die Gesellschafter am Montag den rund 1000 Mitarbeitern in Betriebsversammlungen mit. „Gespräche über die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Kostenbasis, Steigerung der Effizienz und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens werden mit dem Betriebsrat und Stakeholdern in den kommenden Tagen aufgenommen“, sagt Geschäftsführer und Gesellschafter Achim Schneider. Die Ergebnisse würden in weiteren Mitarbeiterveranstaltungen dargelegt. Der Vorsitzende des 15-köpfigen Betriebsrates, Halit Efetürk – er hatte zu den Betriebsversammlungen eingeladen – gibt sich verhalten: „Wir erwarten jetzt erst einmal weitere Informationen.“ Denn noch sei nicht klar, welche Bestandteile ein möglicher Sanierungstarifvertrag haben wird.

Warum muss sich das Unternehmen umstrukturieren? Fondium gilt als einer der größten Arbeitgeber in der Region. Das Unternehmen ist ein Automobilzulieferer und stellt Bestandteile für Pkw und Lkw im Metallguss-Verfahren her. So zum Beispiel Pumpengehäuse, Dämpfergabeln oder Lagerdeckel für Kurbelwellen. Die aktuelle Konjunktur läuft für die Automobilindustrie angesichts des Handelskrieges zwischen den USA und China, des bevorstehenden Brexit, der Diskussion um den Diesel und den Abgasskandal jedoch schlecht. Das bekommen auch Zulieferer wie Fondium zu spüren. Achim Schneider spricht von einer „schwierigen Lage“. Zugleich fehle den beiden Fondium-Werken nach dem Management-buy-out und der damit verbundenen Loslösung vom damaligen Mutterkonzern Georg Fischer die Rückendeckung eines Großunternehmens, glaubt Betriebsrat Efetürk: „Im Konzern hat man natürlich eine bequemere Lage und mehr Sicherheiten.“ Achim Schneider betont: „Es ist offensichtlich, dass wir aufgrund der herausfordernden Marktsituation rasch handeln müssen. Wir haben die nötige Expertise im Haus, um ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln.“

Was wurde bei der Betriebsversammlung gesagt? „Die Kollegen stellten viele Fachfragen“, berichtet Betriebsrat Efetürk. Die Arbeitgeber hätten angekündigt, in der kommenden Woche den Entwurf für eine Sanierung vorzulegen.

Laut IG Metall kommt womöglich ein Sanierungstarifvertrag. Was ist das? Mit ihm schert ein sanierungsbedürftiges Unternehmen für eine bestimmte Zeit aus dem Flächentarif aus. Dafür verpflichtet sich der Arbeitgeber, weiter in das Unternehmen zu investieren. In der Regel tragen Arbeitnehmer zur Sanierung ihres Unternehmens etwas bei, beispielsweise durch den Verzicht auf Tariflohnerhöhungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld, andere Lohn- und Gehaltsstandteile oder Arbeitszeitverlängerungen. Ob damit im konkreten Fall auch Stellenkürzungen verbunden sind, ist noch nicht abzusehen. Die Unternehmensleitung will ihren Entwurf in der kommenden Woche vorlegen.

 Achim Schneider (r.,) hatte gemeinsam mit Matthias Blumentrath und Arnd Potthoff die Eisenguss-Produktionsstandorte übernommen.

Achim Schneider (r.,) hatte gemeinsam mit Matthias Blumentrath und Arnd Potthoff die Eisenguss-Produktionsstandorte übernommen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Müssen die Mitarbeiter den Vertrag akzeptieren? Nein. Der Betriebsrat hat, unterstützt von der IG Metall, einen Gutachter eingeschaltet, der die Bücher einsehen darf. „Erst, wenn wir überzeugt sind, dass die Maßnahmen zur Sicherung des Standortes beitragen, werden wir ihm zustimmen“, sagt Hakan Civelek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall. Er signalisiert jedoch auch seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit und versichert, „dass wir alles daran setzen werden, die Arbeitsplätze am Standort zu sichern“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort