Mettmann Fasten statt feiern

Mettmann · Aschermittwoch ist der Tag, an dem die Fastenzeit beginnt. Christen nehmen sich vor, auf etwas zu verzichten: naschen, rauchen, saufen. Dahinter steckt der Gedanke, sich und anderen etwas Gutes zu tun.

Der Mettmanner Verbandsarzt Thomas Nasse

Der Mettmanner Verbandsarzt Thomas Nasse

Foto: A. Hüskes

Mit zu viel Ehrgeiz kann der Mensch sich und anderen schaden. Das weiß auch Andreas Müller, Pfarrer in Hochdahl. Darum begrüßt er das Motto der diesjährigen Fastenaktion der evangelischen Kirche, das "Gut genug! Sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz" lautet. "Wir wollen uns bewusst werden, worauf wir unseren Ehrgeiz richten", sagt der 50-Jährige. "Die Frage, die sich vielen stellt, ist: Wie bekomme ich meine Balance hin?"

 Florian Ganslmeier von St. Lambertus.

Florian Ganslmeier von St. Lambertus.

Foto: D. Janicki

1983 beschloss eine Hamburger Gruppe, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern zu nutzen, um zu fasten. "Allerdings ohne die Vorbehalte gegenüber der katholischen Kirche, dass man fastet, um etwas für Gott zu tun", erläutert Andreas Müller. 29 Jahre später fasten Katholiken aber nicht allein um Gottes Willen. "Es ist wichtig, die doppelte Dimension zu sehen", sagt Florian Ganslmeier, Kaplan in Mettmann. "Ich trete kürzer, um anderen etwas Gutes zu tun."

"Geld sparen — und es spenden"

Dabei gibt es keine Vorgaben, auf was man verzichtet. "Seit dem vierten Jahrhundert bedeutete fasten meist auch einen leiblichen Verzicht, etwa auf Fleisch", erklärt der 33-Jährige. "Dabei solle man aber nicht weniger essen, sondern auf etwas Gewohntes verzichten und zeigen, dass man nicht so viel braucht." Seine Idee: Wer an etwas spart, der könne das nicht ausgegebene Geld sammeln und spenden. "Dann gebe ich es Bedürftigen, die immer verzichten — weil sie keine andere Wahl haben."

Die meisten Menschen in Deutschland können aber verzichten, ohne dass es ihnen schlecht ergeht. Gerade bei Genussmitteln wie Kaffee oder Zigaretten, Süßigkeiten oder Fettigem sei es "für einen gewissen Zeitraum sogar ganz gut, wenn man fastet", sagt der Allgemeinmediziner Thomas Nasse. Der 57-Jährige gewinnt auch dem Heilfasten, bei dem man sich nur mit Flüßigkeiten ernährt, etwas Positives ab. "Um den Körper zu entschlacken, ist das sinnvoll", sagt der Mediziner. "Allerdings sollte man vorher unbedingt mit seinem Arzt sprechen." Besonders Diabetiker, Herz- oder Lungenkranke sollten nicht auf eigene Faust heilfasten.

Verzichten dürfe niemand auf Vitamine, die dem Körper extern zugeführt werden, da er sie nicht produziert. "In Form von Obst und Gemüse bekommt der Mensch das, was er braucht — zusätzlich zu den Mineralien aus Getränken", sagt Thomas Nasse. Da der Körper ein "Gewohnheitstier" sei, so der Mettmanner, "ist es nicht ratsam, gleich nach dem Fasten wieder ordentlich zuzuschlagen". Magen- und Darmprobleme seien programmiert, da die Organe sich nach 40 Tagen Fastenzeit an die erneute Umstellung gewöhnen müssen.

(RP/rl)
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