Erkrath Es geht ein Ruck durch die Gemeinde

Düsseldorf · Der katholische Pfarrer Christoph Biskupek ist nun seit 24 Wochen in der Hochdahler St. Franziskus-Gemeinde tätig. Ein Amt im Spannungsfeld zwischen Hochdahler "Eigenheiten und Errungenschaften". Die Stimmung: "entschärft und konstruktiv".

Gibt es in Hochdahl eine schwierige katholische Gemeinde? Als Christoph Biskupek am 31. Oktober vergangenen Jahres seine Stelle als neuer Pfarrer antrat, ging es drunter und drüber. Sein Vorgänger Christoph Hittmeyer hatte nach nur 2,5 Jahren Amtszeit um seine Versetzung gebeten.

Es gab offenen Streit um die Feier der Messe. Nicht wenige traten aus der Kirche aus. Persönliche Schuldzuweisungen, Streit, Misstrauen — die Atmosphäre in der Gemeinde konnte schlechter kaum sein.

Pfarrer Christoph Biskupek ist nun seit 24 Wochen im Amt und er sagt: "Es gibt keine schwierige Gemeinde, sondern nur eine Gemeinde, die Schwierigkeiten hatte". Nach den "Unglücken, die passiert seien", habe "jeder einzelne für sich entschieden, keine Unglücke mehr zu wollen". Christoph Biskupek blickt optimistisch in die Zukunft.

"Ich bin ohne jede Ausnahme herzlich und freundlich empfangen worden". Und das obwohl vorab in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist, dass seine Abberufung aus Köln nach Hochdahl nicht sein allergrößter Wunsch war. Es habe "bis heute keine Zweideutigkeiten und keine Zwielichtigkeiten" gegeben. "Das ist schon außergewöhnlich", sagt Christoph Biskupek, der seit kurzem den Titel Monsignore trägt.

Er habe gespürt und spüre es immer noch, dass offenbar ein neuer Ruck durch die Gemeinde gehe unter dem Motto "Mit dem Neuen gehen wir anders um". Diese Herzlichkeit möchte Monsignore Christoph Biskupek gerne erwidern. Obwohl er weiß, dass die Gemeinde nicht aus "Ja und Amen Sagern" bestehe. Dass es nach wie vor "streitbare Gruppen" gebe. Und das eine Gemeinde auch streitbar sein müsse. "Es ist kein Gegensatz, wenn man sagt, ich will streitbar sein und dabei fair bleiben", sagt Monsignore Christoph Biskupek. Biskupek ist angekommen in Hochdahl.

Er hat sich eingearbeitet und eingelebt in eine 9000-Seelen starke Gemeinde, die ihren Ursprung in der Entstehung der neuen Stadt in den frühen siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat. "Hier gab es keine 1000-jährige Tradition, keine 800 Jahre Sebastianer, alles wurde neu aufgebaut, auch die Gemeinde".

Dabei sind einige katholische Traditionen über Bord gegangen. Biskupek spricht von "katholischer Vereinsmeierei", die in Hochdahl nicht gebraucht wurde. Wichtig für die Christen in Hochdahl: Die enge Zusammenarbeit mit den evangelischen Gläubigen. Das gemeinsame Haus der Kirchen, die Messen im Evangelischen Gemeindehaus, ein Ort, in dem kein im katholischen Sinne geweihter Altar steht.

Es seien sich "viele Freiheiten genommen" worden, viele, die dem Erzbischof zu weit gegangen sind. "Viele sprechen von Hochdahler Eigenheiten, andere von Hochdahler Errungenschaften", sagt Monsignore Christoph Biskupek. Er selbst geht den Weg zurück zur Tradition, wie ihn sein Vorgänger Hittmeyer begonnen hat. Biskupek weiß, dass das für viele Gemeindemitglieder heißt, Abstriche zu machen, zurückzustellen und Abschied zu nehmen von einem Gottesdienst, wie ihn viele vorher kannten.

Die Gläubigen haben gelernt, zurück zu stehen zugunsten einer katholischen Liturgie, die — so Biskupek — einige als Einschränkung ihrer Freiheit begreifen. Aber: "Es gibt auch viele, die es gut finden", sagt Monsignore Christoph Biskupek. Es gebe ihnen Sicherheit. Und es gebe viele, die sagen "um des lieben Friedens Wille". So nimmt Biskupek den Messwein gemeinsam mit den Gläubigen ein, die ihm beim Gottesdienst helfen.

Erst die Gemeinde, dann der Priester — so hatten es die Hochdahlerviele Jahre lang zuvor immer gehalten. Doch Biskupek ist viel zu klug, als dass er nicht weiß, dass die Auseinandersetzungen um Einzelheiten in der Feier der Liturgie nicht für ganz elementare Dinge stehen. "Diese Äußerlichkeiten stehen für bestimmte Programme. Es geht darum, ob die Kirche den Laien ernst nimmt oder ob sie rein klerikal orientiert ist", sagt Biskupek.

Doch er ist sich sicher, die Situation in der Gemeinde sei nun entschärft und konstruktiv im Miteinander. "Ein Großteil der beim Konflikt Geschädigten kommt in die Gottesdienste". Knapp 1050 Besucher hat er an einem Wochenende gezählt, vor einem Jahr waren es 200 weniger. Er setzt auf den bewährten Stamm der Gläubigen. Und er freut sich. Dass er den Wolf von Gubbio, der in der Überlieferung sogar Menschen angreift, in Hochdahl nicht gesehen hat. Von diesem Wolf hat er in seiner Antrittspredigt erzählt.

Und Biskupek freut sich: Auf die Ostermessen in den Hochdahler Kirchen. Den Familiengottesdienst mit vielen Kindern am Ostermontag. Die Walfahrt zum Heiligen Apostel in Trier im Sommer. Auf die Gäste aus der Partnerstadt Cergy-Pontoise und die neue Beleuchtung, die am Sonntag mit dem Beginn der Dämmerung die Kirche in Trills auch nachts erhellen wird. Auf das allen ein Licht aufgeht? Aufgegangen ist!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort