Mettmann Erziehungshilfen für Eltern

Mettmann · Immer mehr Jungen und Mädchen sind schon bei ihrer Einschulung psychisch auffällig. Das Gesundheitsamt will ein umfassendes Netzwerk der Hilfe für überforderte Eltern sowie die Kinder und Jugendlichen selbst installieren.

 Eltern und Kinder spielen gemeinsam in einer Psychomotorikgruppe von Lott Jonn in der Sandheide in Erkrath. Die Kindertagesstätten sind mit ihrer Initiative Vorreiter. Die Hilfen sollen nun auf jüngere Kinder und Grundschulkinder ausgedehnt werden.

Eltern und Kinder spielen gemeinsam in einer Psychomotorikgruppe von Lott Jonn in der Sandheide in Erkrath. Die Kindertagesstätten sind mit ihrer Initiative Vorreiter. Die Hilfen sollen nun auf jüngere Kinder und Grundschulkinder ausgedehnt werden.

Foto: Dietrich Janicki

Immer mehr Kinder sind schon bei ihrer Einschulung psychisch auffällig. Dabei ist das Durchschnittsalter von Kindern und Jugendlichen, die psychisch nicht normal entwickelt sind, in den letzten Jahren gesunken. Diese Ergebnisse einer Studie des Berliner Robert-Koch-Instituts bestätigen die Erfahrungen des sozialpsychiatrischen Dienstes des Kreises Mettmann.

Damit solche Störungen sich nicht manifestieren und später im schlimmsten Fall klinisch behandelt werden müssen, denken die Verantwortlichen im Kreis Mettmann über verbesserte Hilfen für Eltern und die Kinder und Jugendlichen selbst nach. "Wir haben es zunehmend mit jungen Erwachsenen zu tun, bei denen wir Brüche in ihrem bisherigen Lebensweg feststellen", sagt der Chef des Mettmanner Gesundheitsamtes, Rudolf Lange. Dies lasse Zweifel aufkommen, ob die Betreffenden zu einer stabilen und belastbaren Lebensführung in der Lage sind, so Lange.

Im sozial-psychiatrischen Dienst ist daraus in den letzten Jahren die Erkenntnis gewachsen, dass man viel früher als bisher Hilfen anbieten muss. Oft zeichnen sich die Schwierigkeiten ab vor dem Hintergrund anhaltender Arbeitslosigkeit der Eltern, Sucht und anderen prekären Lebensgeschichten.

Dies soll künftig schon in der Zeit vor dem Kindergarten vom ersten bis zum dritten Lebensjahr beginnen. In den Kindergärten gibt es bereits ein gut vernetztes Hilfesystem durch die Initiative Lot jonn. Verbessert werden sollen die Hilfsangebote in den Grundschulen und offenen Ganztagsschulen. Der Beirat für Kinder- und Jugendgesundheit der Gesundheits- und Pflegekonferenz des Kreises Mettmann will die beiden Konzepte auf der nächsten Sitzung der Konferenz am 9. November vorstellen. In dem Beirat sind vertreten neben Vertretern des Gesundheitsamtes und der Kinder- und Jugendärzte auch Vertreter der Jugendhilfe der Städte und der Schulen.

Lange möchte für die Kinder vom ersten bis zum dritten Lebensjahr ein frühestmögliches Netzwerk der Hilfe installieren. Ansätze dafür gibt es bereits in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern, Kinderärzten und Familien-Hebammen, die bei auffälligen Kindern die Eltern an den sozialpsychiatrischen Dienst vermitteln — freiwillig und im Einverständnis mit den Eltern. Lange legt Wert darauf, dass es ihm darum geht, mit der Erziehung überforderten Eltern Hilfe anzubieten. Es gehe nicht um Kontrolle.

"Flankenschutz geben"

Bei den älteren Kindern in der Grundschule soll es darum gehen, den Kindern selbst mehr Hilfe in ihrer Entwicklung zu geben und die dabei in den letzten Jahren aufgebauten Strukturen von Ganztagsschulen zu nutzen. Jungen und Mädchen, die auffällig sind — ohne schon psychisch krank zu sein — sollen in ihrer Entwicklung stärker gefördert werden. Lange: "Wir müssen sie anstupsen und ihnen Flankenschutz geben."

(RP)
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